Stillen trotz PCO?

 Kristina Wrede Frage an Kristina Wrede Stillberaterin

Frage: Stillen trotz PCO?

Hallo trotz Pco habe ich ein Baby bekommen, habe aber uu wenig Milch um ihn zu ernähren. Versuche es mit Abpumpen und nehme zb Bockshornklee. Leider ohne Erfolg. Haben Sie noch einen Rat? Die Geburt ist jetzt 4 Wochen her. Danke

von Charlene1984 am 13.01.2017, 07:23



Antwort auf: Stillen trotz PCO?

Liebe Charlene1984, bei PCO ist es immer eine Frage der individuellen Hormonsituation, wie viel Milch die Frau bilden kann (es gibt auch Patientinnen, die ein Überangebot an Milch haben!). Und von den Medikamenten, die sie nimmt (bekommst du Metformin?). Und zudem auch noch von ihren Schilddrüsenhormonen. Sind die bei dir untersucht worden - auch nach der Entbindung? Es lässt sich von hier aus also nicht pauschal beurteilen, was genau dir am besten helfen kann, und es wäre sinnvoll, wenn du dir professionelle Unterstützung holen könntest. In deinem Fall lohnt sich sicher auch die Ausgabe für eine Beratung durch eine IBCLC (siehe www.bdl-stillen.de), die die Profis unter den Stillberaterinnen sind und auch medizinisch beraten dürfen und können. Das heißt, sie könnte dir ein Medikament verordnen, z.B. Domperidon. Milchbildend könnte außer Bockshornklee auch Amaranth wirken, doch es gibt keine soliden Studien dazu, es bleibt einfach auszuprobieren, ob es dir hilft, wenn du es isst. Du solltest wohl eher solche Produkte wählen, die keinen Zucker enthalten - also keine Riegel, sondern eher gepoppte Körner, die du zum Müsli oder zu Teigen dazugeben kannst, aber auch auf die Suppe oder den Salat streuen könntest. Mehr über milchbildende Substanzen kannst du hier nachlesen (Stichwort "Galaktogoga"): http://www.still-lexikon.de/steigerung-der-milchbildung-der-theoretische-hintergrund/ Hast du auch schon mal nach einer LLL-Beraterin in deiner Nähe gesucht? Sie kann dir zur Seite stehen wenn es darum geht, wie du perfekt anlegst und dein Baby dazu ermunterst, so häufig wie möglich effektiv an der Brust zu trinken. Denn auch bei PCO gilt: Die Nachfrage reguliert das Angebot. Je mehr dein Baby effektiv trinkt (also dabei den Milchspendereflex auslöst), desto mehr Milch wird die Brust bilden. Adressen von Stillberaterinnen findest Du im Internet unter: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). Lieben Gruß, Kristina

von Kristina Wrede am 13.01.2017



Antwort auf: Stillen trotz PCO?

Liebe Charlene1984, diese weiteren Informationen sind vielleicht ebenfalls hilfreich: Es gibt verschiedene Erklärungsansätze, warum das PCOS sich negativ auf die Stillfähigkeit auswirkt. Einer davon ist die so genannte „Progesteron-Mangel-Theorie“. Die Entwicklung der Brust vollzieht sich in der Pubertät und Schwangerschaft unter dem Einfluss von Östrogen und Progesteron. Während der Schwangerschaft kommt noch zusätzlich Prolaktin ins Spiel. Östrogen nimmt Einfluss auf das duktale Wachstum, Progesteron auf die Ausbildung der Alveolen. Es ist bekannt, dass ein großer Teil der Frauen mit PCOS unter einem Progesteronmangel leiden. In Abhängigkeit vom Zeitpunkt des Einsetzens des PCOS, könnte die Hypothese aufgestellt werden, dass das Wachstum und die Entwicklung der Alveolen sowohl in der Pubertät als auch in der Schwangerschaft durch diesen Progesteronmangel gestört werden und dadurch nicht voll funktionsfähig sind. Eine weitere Überlegung betrifft die Hormone Östrogen und Prolaktin. Es wurde beobachtet, dass die Östrogenspiegel in den peripheren Geweben von einigen Frauen mit PCOS hoch sein können, aber gleichzeitig konnte festgestellt werden, dass die bei diesen Frauen allgemein erhöhten Androgene sowohl die Östrogen- als auch die Prolaktinrezeptoren herunterregulieren können. Das könnte bedeuten, dass die Frau zwar genügend Östrogen und Prolaktin bildet, aber nicht über genügend Rezeptoren verfügt, um ausreichend Nutzen daraus zu ziehen. Die Wirkung des Prolaktins wird gehemmt und damit auch die Milchbildung. Insulin spielt ebenfalls eine wesentliche Rolle bei der Milchbildung. Das lässt sich nicht zuletzt bei schlecht eingestellten Diabetikerinnen erkennen, die ebenfalls Probleme mit zu wenig Milch haben können. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, welche Auswirkungen die in Zusammenhang mit dem PCOS auftretende Insulinresistenz spielt. Die Brust reagiert als sensibles Zielorgan auf Insulin. Wenn das Insulin nicht schnell und wirkungsvoll dorthin kommt, wo es benötigt wird, könnte auch dies eine mögliche Ursache für die Stillprobleme sein. Diese Hypothese findet eine gewisse Bestätigung darin, dass bei einigen PCOS-Patientinnen die Gabe von Metformin zur Steigerung der Milchmenge führte. Es kann (zusätzlich zum Stillen) versucht werden, durch Pumpen und den Einsatz von Galaktogenen die Milchbildung anzuregen. Der Einsatz von Domperidon kann hilfreich sein und auch eine (Weiter-)Behandlung mit Metformin scheint von Nutzen zu sein (beides selbstverständlich unter ärztlicher Begleitung). Insgesamt besteht jedoch mit Sicherheit noch ein großer Forschungsbedarf auf diesem Gebiet. Auf alle Fälle solltest du (ich hatte es erwähnt) auch deine Schilddrüsenfunktion überprüfen lassen. Ein Termin beim Endokrinologen ist mit Sicherheit eine gute Idee. Vielleicht kann deine Hausärztin/arzt einen frühen Termin für dich bekommen oder su fragst einmal bei deiner Krankenkasse nach, ob sie für dich einen schnellen Termin erreichen können. Warten solltest du nicht, denn es lässt sich vieles doch stillverträglich lösen, und euch ist besser schnell als spät geholfen! Lieben Gruß, Kristina

von Kristina Wrede am 13.01.2017