Stillen noch normal?

 Kristina Wrede Frage an Kristina Wrede Stillberaterin

Frage: Stillen noch normal?

Hallo liebes Expertenteam, mein Sohn ist 6 Monate alt und ich stille ihn noch voll. Allerdings zerrt es im Moment ziemlich an meinen Nerven. Tagsüber ist es auch kein Problem, da will er alle 2 / 3 Stunden was trinken. Aber Nachts ist es im Moment sehr schlimm. Die letzten 2 Nächte ist er jede Stunde schreiend wach geworden und ließ sich nur durch stillen beruhigen. Er trinkt auch gut, also gehe ich auch davon aus das er Hunger hat und nicht nur nuckeln wollte. Nuckel nimmt er übrigens keins. Was kann ich machen, das er wieder bissel länger schläft? Es ist doch ziemlich anstrengend Liebe Grüße AnnA

von AnnA28 am 19.09.2016, 20:10



Antwort auf: Stillen noch normal?

Liebe AnnA, du wirst vielleicht denken, ich phantasiere, aber momentan sind viele Babys recht unruhig in der Nacht, und manchmal liegt das wirklich "nur" am Mond! Ich kann das von hier aus nicht beurteilen, weil ich ja nicht dabei bin, aber vielleicht hilft dir diese Info: Da gibt es etwas, das „Nachtschreck“ oder pavor nocturnus heißt, und vielleicht ist das das, was deinen Kleinen gerade quält? Remo Largo beschäftigt sich in seinem Buch „Babyjahre" mit dem Nachtschreck. Der Nachtschreck ist etwas, was typischerweise im Alter zwischen zwei und fünf Jahren auftritt (kann aber auch danach oder davor sein) und scheint einen Zusammenhang mit dem REM-Schlaf zu haben. Die Kinder können sich anschließend nicht daran erinnern, was ein Trost für die Eltern ist. Nachtschreckattacken sind für die Eltern ein extremes Erlebnis, scheinen aber für die Kinder harmlos zu sein. Die Kinder sollten dann - laut Largo - nicht geweckt werden, sondern nur so begleitet, dass sie sich während dieser Alptraumphasen nicht verletzen können. Es ist ein normaler entwicklungsphysiologischer Verlauf, dass Babys ab dem Alter von vier bis sechs Monaten nachts (wieder) vermehrt aufwachen. Dieses Aufwachen liegt nicht an der Ernährung des Kindes, sondern ist entwicklungsbedingt. Deshalb ist die Einführung von fester Nahrung oder künstlicher Säuglingsnahrung oder selbst das Abstillen auch keine Garantie für angenehmere Nächte. Die Kinder beginnen die Welt sehr konkret zu erleben, sie müssen das am Tag Erlebte in der Nacht verarbeiten, sie lernen neue Fähigkeiten (umdrehen, robben, krabbeln, gezieltes Greifen ...), sie beginnen den Unterschied zwischen fremd und bekannt zu erkennen. All dies ist ungeheuer aufregend und auch anstrengend. Dazu kommt, dass sich die Zähne verstärkt bemerkbar machen, dass vielleicht die erste Erkältung kommt und, und, und ... Der scheinbare Rückschritt im Schlafverhalten ist eigentlich ein Fortschritt, denn er zeigt, dass die Entwicklung des Kindes voranschreitet. Abgesehen von den umstrittenen Schlaftrainingsprogrammen, die von Stillexperten nahezu einhellig abgelehnt werden, bleibt in dieser Zeit nicht viel, als geduldig zu bleiben und sich die Tage und Nächte so einfach wie möglich zu gestalten. Du machst also nichts verkehrt, wenn du ihn wieder in den Schlaf stillst, vielleicht sogar bei dir schlafen lässt um das im Halbschlaf erledigen zu können und allein dadurch etwas ruhigere Nächte bekommst :-) Keine Bange, es wird nicht auf ewig so bleiben, und es vergeht wirklich ganz von allein, aber ja, das kann schon ein wenig dauern. Wie lange ist von Kind zu Kind unterschiedlich, darum versuche, euch das Leben so leicht wie möglich zu machen. Das ist in der Regel NICHT, zu versuchen das Verhalten des Kindes zu ändern (das macht nur unendlich viel Stress auf beiden Seiten), sondern die Rahmenbedingungen: Nimm ihn mit ins Bett, ruhe dich auch tagsüber öfter aus, trage ihn vielleicht etwas häufiger tagsüber, damit er da schon intensiv Nähe tanken kann, und glaub mir: Es geht vorbei und eh du dich versiehst ist er ein Schulkind und macht dir ganz andere Sorgen :-) Lieben Gruß, Kristina

von Kristina Wrede am 19.09.2016