Hallo,meine Tochter 7 Monate,wird seit der Geburt nach Bedarf gestillt und wird auch zum Einschlafen gestillt(schlafen klappt nur an der Brust). Nun habe ich gelesen,dass man ab dem 6.Monat ,nicht mehr nach Bedarf stillen soll,sondern nach festen Zeiten.
Ist das wahr?
In dem Zusammenhang wurde auch geschrieben,dass das Einführen von Beikost sich als schwierig gestaltet,wenn man nach Bedarf stillt...
Das ist auch leider ein Problem bei uns. Meine Tochter nimmt keine Brei an. Versuchen es seit ca einem Monat. Verschiedene Breie,zu unterschiedlichen Zeiten,versuche auch
den Abstand vom Stillen,etwas zu verlängern,aber nix klappt. Sie würgt zum Teil ziemlich heftig und verzieht das Gesicht. Haben auch schon Banane,Kartoffel usw versucht,aber auch das nimmt sie nicht und zeigt kein Interesse. Haben langsam Bedenken,dass ihr evtl wichtige Nährstoffe,wie Eisen fehlen.
Haben Sie noch eine Idee? Oder liegt es tatsächlich daran,weil ich nach Bedarf stille?
Vielen lieben Dank.
von
blümchen14
am 10.08.2015, 14:24
Antwort auf:
Stillen nach Bedarf + Beikost
Liebe blümchen14,
sicher ist es richtig und gut, einem sechs Monate alten Baby, das Interesse an fester Nahrung zeigt, diese dann auch anzubieten. Doch diese Einführung der Beikost sollte langsam erfolgen und keinesfalls kann die feste Kost die Muttermilch jetzt bereits in größerem Maße ersetzen.
Ich weiß, dass fast überall steht: „zunächst wird die Mittagsmahlzeit ersetzt und im Abstand von etwa vier Wochen ersetzen Sie die nächste Mahlzeit usw". Gleichzeitig wird „eine Mahlzeit" als die Menge definiert, die in ein Gläschen passt und zwar für alle Kinder gleich. Doch dieses Schema, das leider immer noch oftmals propagiert wird verursacht in vielen Fällen nichts weiter als Stress und Tränen. Es ist einfach zu sehr in den Köpfen vieler Menschen verwurzelt, dass eine Stillmahlzeit „ersetzt" werden müsse, dabei stimmt das gar nicht. Schon der Begriff BEI Kost drückt doch aus, dass es sich bei dieser Nahrung um eine ergänzende Nahrung und nicht um einen Ersatz für die Muttermilch handelt. Wäre es ein Ersatz, dass würde es ANSTATT Kost heißen.
Die Empfehlung lautet also nicht strikt erst eine komplette Mahlzeit vollständig zu ersetzen, ehe die nächste Mahlzeit ersetzt wird, sondern erst etwa eine Woche abwarten, ehe ein neues Nahrungsmittel eingeführt wird und die Beikost als Ergänzung und nicht als Ersatz für die Muttermilch betrachten. Daher gibt es auch keine festgelegte Zahl für die Stillmahlzeiten, sondern das Kind kann weiterhin nach Bedarf gestillt werden. Im gesamten ersten Lebensjahr sollte Muttermilch das Hauptnahrungsmittel des Kindes sein.
Man kann eine Faustregel aufstellen, dass ein Baby mit sieben Monaten eine bis zwei zusätzliche Beikostmahlzeiten ergänzend zur Muttermilch bekommt, mit acht Monaten zwei bis drei, mit neun Monaten zwei bis vier, mit zehn Monaten vier und mit zehn bis zwölf Monaten drei bis fünf. Daneben kann und darf es so oft gestillt werden, wie es möchte.
Mit sieben bis neun Monaten braucht das Kind noch mindestens drei Milchmahlzeiten, mit zehn bis zwölf Monaten noch mindestens zwei. Wird das Kind ausreichen häufig gestillt, braucht es keine andere Milchnahrung und auch keinen Milchbrei oder Flaschennahrung.
Vielleicht ist deine Kleine einfach noch nicht bereit für Beikost!!!
Ob ein Kind bereit ist, etwas anderes als Muttermilch zu sich zu nehmen, kannst Du an den folgenden Anzeichen erkennen:
• es ist in der Lage aufrecht zu sitzen,
• der Zungenstreckreflex, durch den das Baby feste Nahrung automatisch wieder aus dem Mund herausschiebt, hat sich abgeschwächt,
• es zeigt Bereitschaft zum Kauen,
• es kann selbstständig Nahrung aufnehmen und in den Mund stecken und interessiert sich dafür,
• es zeigt ein gesteigertes Stillbedürfnis, das sich nicht mit einer Erkrankung, dem Zahnen oder einer Veränderung in seiner Umgebung oder in seinem Tagesablauf in Verbindung bringen lässt.
Dein Kind sollte einigermaßen ohne Stütze oder nur mit sehr wenig Unterstützung sitzen können, so dass es in der Lage ist, selbst Nahrung in die Hand zu nehmen und in den Mund zu führen. Wenn es dir die Nahrung aus der Hand reißt und voller Begeisterung in den Mund steckt, dann ist sicher der Zeitpunkt gekommen, dass Du ihm ergänzend zur Muttermilch auch andere Nahrung anbietest.
Die Einführung der Beikost ist dann jedoch keineswegs mit einem Ersetzen der Muttermilch durch feste Nahrung gleichzusetzen.
Wenn dein Kind noch nicht essen mag, dann solltest Du es auch nicht zwingen. Wichtig ist, dass das Thema Essen nicht in Kampf ausartet, sonst kommt ihr rasch in einen Teufelskreis, aus dem ihr schwer wieder herauskommt. Wenn es um das Essen geht, sind wir Eltern bei einem Machtkampf schnell die Verlierer.
Dr. Gonzales hat eine Aufstellung gemacht, wie viel Muttermilch (MM) ein Baby im Alter zwischen neun und zwölf Monaten benötigt, um den empfohlenen Bedarf an verschiedenen Nährstoffen zu decken:
Energie: 830 kcal = 1185 ml MM
Eiweiß: 9,6 g = 910 ml MM
Vitamin A: 350 µg = 700 ml MM
Vitamin B: 0,4 µg = 412 ml MM
Vitamin C: 25 mg = 625 ml MM
Du musst gar nicht unbedingt mit Brei anfangen, die meisten Babys lieben Fingerfood. Auch Gläschenkost ist sicher keine zwingende Notwendigkeit. Du kannst auch einfach etwas von eurem Essen abzweigen. Du kannst für die ganze Familie Kartoffeln kochen und ehe Du sie salzt oder sonst wie würzt, nimmst Du eine Kartoffel weg und drückst sie mit ein wenig Wasser oder abgepumpter Muttermilch zu Brei. Das mögen die meisten Babys gerne und bedeutet keinen Extra Aufwand. Eventuell gibst Du deinem Kind auch einfach ein Stück gekochte Kartoffel zum selber essen in die Hand.
Es gibt eine ganze Menge, was als fingergerechte Nahrung angeboten werden kann. Banane zum Beispiel kann ein Kind gut in die Hand nehmen, sie ist weich und es kann sie alleine essen. Auch ein Stück von einer gekochten Kartoffel geht gut. Gekochte Erbsen können einzeln aufgepickt werden (ist gleichzeitig eine gute Übung für die Feinmotorik), alle Gemüse und Obstarten, die einigermaßen weich sind und dann in kleine Stücke geschnitten werden, können gegeben werden.
Für Tipps rund um das Thema Beikost bietet sich das Buch „Babyernährung gesund & richtig – B(r)eikost und Fingerfood“ von Gabi Eugster an. Dort finden sich sehr viele Informationen und Tipps zum Thema Ernährung ab dem siebten Monat.
Auch interessant ist der Ansatz des "Baby led weaning", über den du sicher viel im Netz finden wirst.
LLLiebe Grüße
Biggi
von
Biggi Welter
am 10.08.2015
Antwort auf:
Stillen nach Bedarf + Beikost
Hallo,danke für Ihre Antwort.
Aber leider haben Sie mir mit dem standartisierten Text(welche für die Beikost auch ok is),meine Frage bezüglich des Stillens nach Bedarf nicht beantwortet?! Schade..
Trotzdem danke
Lg
von
blümchen14
am 11.08.2015, 11:01