Hallo!
Da ich im Januar entbinde und mir große Sorgen mache, ob ich werde stillen können und vor allem, da ich gehört habe, dass viele Kliniken wenn's etwas komplizierter wird, sehr schnell sind mit den "Abstill-Tabletten", wollte ich vorneweg gerne wissen, wie Sie das sehen:
Als Jungendliche habe ich sehr unter meinen Schlupfwarzen gelitten und alles mögliche probiert (inkl.Niplette), allerdings ohne großen Erfolg. Ich war dann bei einem Arzt vorstellig, der meinte, er könnte das Problem mittels Operation "beheben" (horizontale, komplette Inzision inkl. Warzenhof und Aufrichten der Brustwarze). Tatsächlich habe ich ihn damals auch gefragt, wie das mit dem Stillen sei und er meinte, Stillfähigkeit sei anatomisch bei mir ohnehin nicht gegeben. Das ist jetzt 12 Jahre her, mittlerweile weiß ich es natürlich besser. Operieren lassen habe ich mich zwar nicht, aber alternativ habe ich mir ein Brustwarzenpiercing stechen lassen. Dieses ist, da die Brustwarze sich immer wieder nach innen zurückgezogen hat, mit der Zeit quasi richtig "rausgeeitert". Geblieben sind Narben...aber immerhin eine mehr oder minder ansehnliche Brustwarze (im Vergleich zur Gegenseite), was mich - zu allem Überfluss- dazu gebracht hat, die Warze ein zweites Mal durchstechen zu lassen (mit dem selben Ergebnis wie beim ersten Mal).
Da die Piercings beide Male ja quasi wirklich von unten nach oben durch die Warze "gewandert" sind, mache ich mir wenig Hoffnungen, dass noch irgendwelche Milchgänge erhalten sein könnten. Die Frage ist nur, ob es irgendeine Möglichkeit gibt, mit der anderen Brust zu stillen? Die reine Logik sagt mir, dass es- wenn die Milchproduktion angeregt wird und die Milch aber rechts nicht abfließen kann- zwangsläufig zu einer Mastitis kommen muss.
Ist es theoretisch möglich, den Milchfluss einseitig zu hemmen? bzw. nur durch einseitiges Anlegen die rechte Brust quasi "außen vor zu lassen"? Die Brust "anderweitig" zu drainieren, würde wahrscheinlich nur operativ gehen, oder?
Über Ideen würde ich mich freuen,
vielen Dank schonmal
von
tinchen33
am 26.11.2014, 11:15
Antwort auf:
Stillen mit nur einer Brust
Liebe tinchen33,
probieren würde ich es auf alle Fälle, Sie werden selbst merken, ob es klappt oder nicht und wenn nicht, können Sie sehr wohl einseitig stillen!
Im Allgemeinen ist das kein großes Problem, denn es ist durchaus möglich ein Baby mit nur einer Brust zu ernähren. Es dauert allerdings einige Zeit, bis sich die erforderliche Milchmenge durch häufigeres Anlegen an der bevorzugten Seite eingependelt hat vielfach sind beim einseitigen Stillen zumindest anfangs die Abstände zwischen den Stillmahlzeiten
auch kürzer. Der in diesem Fall entstehende Größenunterschied zwischen den beiden Brüsten gleicht sich nach dem Abstillen wieder aus.
Ganz kurz kann man die wichtigsten Punkte für den Grundstein einer erfolgreichen Stillbeziehung auf die folgenden Schlagworte zusammenfassen:
Bald stillen oft stillen uneingeschränkt stillen keine Flüssigkeit oder andere Nahrung dazugeben außer bei medizinisch begründeten Fällen.
Das Baby sollte so bald wie möglich nach der Geburt zum ersten Mal angelegt werden und dann jederzeit und ohne zeitliche Einschränkung an die Brust dürfen, wenn es das will. Bei eher schläfrigen Kindern oder Babys mit verstärkter Neugeborenengelbsucht muss die Mutter unter Umständen den Takt angeben und dafür sorgen, dass das Kind mindestens acht bis zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden an der Brust trinkt.
Tee, Glukoselösung oder Wasser sind überflüssig und vor allem bei einer eventuell verstärkten Neugeborenengelbsucht sogar kontraproduktiv. Das Bilirubin (der gelbe Farbstoff, der für die Gelbfärbung der Haut bei der Neugeborenengelbsucht verantwortlich ist) wird nur zu zwei Prozent über den Urin ausgeschieden, der Rest wird durch den Darm ausgeschieden. Daher ist es unsinnig, die Gelbsucht „ausschwemmen" zu wollen. Wichtig ist, dass der Darm mit Nahrung versorgt wird und die Verdauung angeregt wird, das Mekonium möglichst rasch ausgeschieden wird. Das Kolostrum, die wichtige erste Milch wirkt abführend und begünstigt damit die Ausscheidung des Bilirubins.
Der Organismus eines Neugeborenen ist auf viele, kleine Mahlzeiten eingestellt. Sein Magen hat etwa die Größe eines Teebeutels. Kleine Mengen an Muttermilch sind also absolut richtig und in Ordnung.
Wichtig ist, dass Ihr Baby ab dem zweiten, dritten Tag mindestens drei bis vier Darmentleerungen hat und ausreichend Urin ausscheidet. Eine Gewichtsabnahme von etwa sieben Prozent des Geburtsgewichtes innerhalb der ersten Tage ist normal, bis zehn Prozent sind bei einem ansonsten gesunden Kind tolerierbar. Spätestens mit drei Wochen sollte Ihr Baby sein Geburtsgewicht wieder erreicht haben.
Milchbildungstee ist nicht notwendig und es hat keinen Sinn ihn bereits während der Schwangerschaft zu trinken. Wenn überhaupt Milchbildungstee getrunken wird, dann bitte auch nicht mehr als höchstens zwei bis drei Tassen täglich, da mehr zu Bauchproblemen beim Kind führen kann.
Wunden Brustwarzen und anderen Stillproblemen können Sie am besten dadurch vorbeugen, dass Sie sich informieren. Wunde Brustwarzen entstehen in über 80 % der Fälle durch falsches Anlegen oder Ansaugen. Es ist extrem wichtig, korrekt anzulegen, nicht nur um wunde Brustwarzen zu vermeiden, sondern auch, damit die Brust gut stimuliert und richtig entleert wird und so die Milchbildung gut in Gang kommt bzw. aufrecht erhalten wird.
Deshalb ist es entscheidend, dass Sie sich möglichst gut über das Stillen und die grundlegenden Dinge wie korrektes Anlegen und Ansaugen, das Prinzip von Angebot und Nachfrage, Stillen nach Bedarf usw. informieren. Nochmals: Ganz wichtig ist dass Sie wissen, wie korrekt angelegt ist und woran Sie erkennen, dass das Baby richtig ansaugt und effektiv an der Brust trinkt.
Hierzu bietet sich neben dem Lesen der entsprechenden Literatur (z.B. "Stillen gesund und richtig" von Denise Both und Gabi Eugster, "Das Handbuch für die stillende Mutter" von der La Leche Liga, "Stillen einfach nur stillen" von Gwen Gotsch) der Besuch einer Stillgruppe an. In einer Stillgruppe treffen Sie nicht nur andere stillende Mütter, sondern Sie lernen auch gleich eine kompetente Ansprechpartnerin kennen, für den Fall, dass es nach der Geburt zu Stillproblemen kommen sollte.
Wenn Sie mir Ihren Wohnort mit Postleitzahl angeben, suche ich Ihnen gerne die nächstgelegene LLL Stillberaterin heraus.
Erkundigen Sie sich auch einmal, vielleicht gibt es in Ihrer Nähe ein stillfreundliches Krankenhaus, dort verläuft der Start der Stillbeziehung oft sehr viel besser und es gibt echte und gute Unterstützung nach der Geburt.
LLLiebe Grüße
Biggi Welter
von
Biggi Welter
am 26.11.2014