Stillen eines Neugeborenen nach Gallen-OP wieder möglich ?

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: Stillen eines Neugeborenen nach Gallen-OP wieder möglich ?

Meine Tochter hat vor fünf Tagen entbunden. Seit zwei Jahren weiß sie, dass sie Gallensteine hat. Diese haben auch in der letzten Zeit der Schwangerschaft Schmerzen verursacht. Untersuchungen haben aber nichts akutes gezeigt. Nun hat meine Tochter einen Stein im Gallengang und die Bauchspeicheldrüse hat sich bereits entzündet. Sie stillt ihr Kind und möchte das auch gern weiter. Heute soll die OP gemacht werden. Was kann ich ihr raten? Sie ist sehr traurig und fürchtet, dass sie nicht mehr stillen kann.

von Suenun1 am 26.12.2016, 09:15



Antwort auf: Stillen eines Neugeborenen nach Gallen-OP wieder möglich ?

Liebe Suenun1, uns liegen folgende Informationen vor: Eine Vollnarkose erfordert nur für die Zeit eine Stillpause, in der die Frau in der Narkose liegt und noch nicht wieder wach ist zuzüglich der Zeit, die die Frau braucht, bis sie das Kind wieder selbst halten kann. Es kommt ganz sicher darauf an, welches Medikament für die Narkose verwendet wird. Eines der üblichen ist Propofol, und die Embryotox schreibt dazu: "Pharmakokinetik: HWZ: 34-64 min; Proteinbindung: 99%; molare Masse: 178; relative Dosis: 1%; M/P-Quotient: 1. Klinik: Bisher wurden keine Symptome bei gestillten Kindern nach mütterlicher Narkose mit Propofol berichtet. In der Regel handelt es sich auch nur um eine kurzzeitige Exposition der Mutter im Rahmen eines operativen Eingriffs. Empfehlung: Wenn die Mutter nach einer Narkose oder einem Kurzeingriff mit Propofol wieder in der Lage ist, ihr Kind alleine anzulegen, darf sie stillen. Auch nach einer Kaiserschnittentbindung mit einer Vollnarkose mit Propofol darf die Mutter ihr Kind sofort anlegen, wenn sie dazu selbst in der Lage ist. Die pharmakokinetischen Daten von Propofol und die klinische Erfahrung begründen keine zusätzliche Stillpause. Eine eventuelle Verminderung der Milchmenge nach einem operativen Eingriff ist wahrscheinlich eher auf die Flüssigkeitsrestriktion prä- und intraoperativ zurückzuführen und keine direkte Nebenwirkung des Medikaments." Sprechen Sie einmal mit dem Anästhesisten und bitten Sie ihn, das Narkosemittel so zu wählen, dass KEINE längere Pause notwendig ist. Wenn er sich unsicher ist, kann und sollte er sich bei der Beratungsstelle für Vergiftungserscheinungen und Embryonaltoxikologie Tel.: 030 450-525700 erkundigen. Das Team um Dr. Ch. Schaefer hat dort einen speziellen Beratungsdienst für Ärzte zu Medikamentenfragen und Fragen zu Diagnoseverfahren in Schwangerschaft und Stillzeit eingerichtet. Auch Schmerzmittel können so gegeben werden, dass keine Stillpause nötig ist. Alles alles Gute für den Eingriff und liebste Grüße an die Tochter :-) Biggi

von Biggi Welter am 26.12.2016