Stillen bei Essstörung - ausreichend?

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: Stillen bei Essstörung - ausreichend?

Liebes Beratungsteam, ich stille mein 2. Kind, meinen Sohn, gerade 4 Monate, voll. Er wiegt nun bereits 6kg, was ja scheinbar im Durchschnitt liegt. Allerdings trinkt er so oft und schläft nachts kaum, wacht teil stündlich auf. Stuhlgang hat er nur ca. jeden 2. Tag, manchmal auch 2 Tage nichts, nasse Windeln 3 pro Tag, obwohl er mir doch ständig an der Brust hängt. Wie merke ich denn dass die Brust leer ist? Meine Tochter habe ich vor 2 Jahren ebenso gestillt und sie war einiges runder... Kann es doch sein, dass der Kleine nicht satt wird? Ich bin halt verunsichert und muss eingestehen dass ich mich vor allem Sorge, weil ich selbst eine schwere Essstörung Anorexie/Bulimie habe. Ich habe derzeit einen BMI von unter 16 und übergebe mich mindestens 1 Mal täglich (allerdings schon seit langem). Ich habe gehört, dass es quatsch ist, dass Milch nicht ausreichend nahrhaft ist, und scheinbar habe ich ja trotz allem immer Milch, oder? Bitte keine Kritik, ich weiss selber dass ich krank bin und bin bereits in Therapie, nur geheilt bin ich leider noch lange nicht. Auch wenn ich mich so widersprüchlich verhalte, liebe ich meine Kinder über alles und möchte, dass sie gesund und gut genährt sind. Danke für eventuelles Verständnis und Beratung.

von xinghu am 24.11.2016, 14:27



Antwort auf: Stillen bei Essstörung - ausreichend?

Liebe xinghu, wie ichschön geschrieben hatte - das tut mir ehr sehr leid für dich und ich kann deine Verzweiflung gut verstehen. Wenn eine Mutter unter Magersucht, Bulimie oder anderen Essstörungen gelitten hat, kann sie ihr Baby trotzdem erfolgreich stillen. Dein Körper konnte ein Baby austragen, er kann es auch ernähren. Trotzdem brauchst Du Hilfe, denn irgendwann wird es DIR so schlecht gehen, dass gar nichts mehr klappt. Du brauchst dir im Moment noch keine Gedanken um die Qualität deiner Milch zu machen. „Zu dünne Muttermilch“ ist ein Ammenmärchen. Obwohl sich Frauen in verschiedenen Ländern und unterschiedlichen Kulturen sehr unterschiedlich ernähren gibt es so gut wie keine Unterschiede in der Zusammensetzung der Muttermilch. Es ist sehr schwierig bis unmöglich, die Milchzusammensetzung deutlich über die Ernährung zu beeinflussen. Dies mag ein Schachzug der Natur sein, um das Überleben des Babys zu sichern. Ernährt sich eine Mutter nicht gut, so geht dies zunächst nicht zu Lasten der Qualität der Muttermilch, sondern zu Lasten der Mutter. Erst wenn die Reserven der Mutter erschöpft sind (zum Beispiel bei schwer unterernährten Frauen in Hungergebieten), kommt es zu Veränderungen der Muttermilch, die jedoch weniger die Qualität als die Quantität betreffen. Auch Stress führt nicht zu einer Qualitätseinbuße der Milch. Die 24 Stunden Trinkmenge eines Stillbabys ist von mehreren Faktoren (Alter, Geschlecht, Gewicht etc.) abhängig. Lawrence R.A. und Lawrence R.M geben in „Breastfeeding: a guide for the medical profession", Ausgabe 1999, folgende Trinkmengen (mit Standardabweichung) an: Alter (Monate) Trinkmenge in 24 Stunden (ml) jünger als ein Monat 673 +/ 192 1 bis 2 Monate 756 +/ 170 2 bis 3 Monate 782 +/ 172 3 bis 4 Monate 810 +/ 142 4 bis 5 Monate 805 +/ 117 5 bis 6 Moante 896 +/ 122 Selbstverständlich sind das aber nur Anhaltspunkte und letztlich wichtig ist das Gedeihen des Kindes und nicht die absolute Milliliterzahl. Ob dein Kind gedeiht kannst Du bei einem vollgestillten Baby an den folgenden Anzeichen erkennen: • mindestens fünf bis sechs nasse Wegwerfwindeln hat (um zu sehen wie nass „nass" ist, kannst Du sechs Esslöffel Wasser auf eine trockene Windel geben). Diese Regel gilt aber nur für voll gestillte Kinder, das heißt das Baby bekommt nichts außer Muttermilch (kein Wasser, Tee, Saft usw.). • in den ersten sechs Wochen täglich mindestens zwei bis vier Stuhlentleerungen (später sind seltenere Darmentleerungen normal) • eine Gewichtszunahme entsprechende den Angaben der WHO Child Growth Standards WHO Multicentre Growth Referencs Study Group, 2006, d.h. im Durchschnitt: • 1. bis 3. Monat: 200 400 g/Woche, mind. 150 g/Woche • 4. Monat: 110 160 g/Woche • 5. Monat. 400 500 g/Monat • 6. Monat: 350 500 g/Monat • eine gute Hautfarbe und eine feste Haut, • Wachstum in die Länge und Zunahme des Kopfumfangs • ein aufmerksames und lebhaftes Verhalten des Babys in den Wachphasen. Solange diese Kriterien erfüllt sind, dürfte alles in Ordnung sein. LLLiebe Grüße Biggi

von Biggi Welter am 24.11.2016



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