Stillen auf nur einer Seite möglich?

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: Stillen auf nur einer Seite möglich?

Hallo Frau Welter, ich habe einen 7 Wochen alten Sohn und stille ihn inzwischen zum Glück voll. Wir hatten anfangs große Schwierigkeiten. Er kam drei Wochen zu früh und hatte Gelbsucht. Dadurch war er sehr müde und ich musste schon im Krankenhaus zu füttern. Inzwischen klappt es wie gesagt ganz gut. Zeitweise habe ich das Gefühl, dass die Milch nicht ausreicht weil wir Ewigkeiten beim Stillen sitzen und er dann nach einer Stunde bereits wieder kommt. Ich habe jedoch gelesen, dass das bei vielen Babys so ist. Allerdings stille ich meinen Sohn fast ausschließlich an der rechten Brust. Dazu ist es durch wunde Brustwarzen und eine Blockade meines Sohnes gekommen. Inzwischen habe ich versucht die Milchleistung durch Stilltee, Bockshornklee und zusätzliches Abpumpen zu fördern. Dennoch bekomme ich meistens nur so 30ml aus der linken Brust abgepumpt. Insgesamt trinkt er pro Mahlzeit ca. 110 g. Nun zu meiner Frage. Ist es überhaupt möglich ein Baby langfristig ausschließlich an einer Brust zu stillen? Habe Angst, dass ich es nicht schaffe die linke Brust wieder anzuregen und es somit auf Abstillen oder zu füttern hinausläuft. Vielen Dank für Ihre Zeit. Lieben Gruß, A-nina

von a-nina86 am 21.07.2017, 17:58



Antwort auf: Stillen auf nur einer Seite möglich?

Liebe A-nina, Muttermilch ist innerhalb von 60 bis 90 Minuten verdaut und der Organismus eines Babys ist auf häufige Mahlzeiten eingestellt. So kleine Babys wollen im Schnitt zwischen acht und zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden gestillt werden. Im Schnitt heißt, es gibt Babys die seltener nach der Brust verlangen (eher wenige Babys) und es gibt Babys, die häufiger an die Brust wollen (die Mehrzahl). Nun ist es jedoch nicht so, dass ein Kind zügig zwanzig Minuten trinkt und sich dann nach drei Stunden das nächste Mal rührt, sondern es kommt immer wieder zu Stillepisoden, die so ablaufen: das Kind trinkt eine kurze Weile, hört auf, döst vielleicht sogar weg und beginnt erneut kurz zu trinken usw. Dieses Verhalten heißt Clusterfeeding und ist absolut normal für kleine Babys. Besonders gehäuft treten diese Stillepisoden am Nachmittag und Abend auf, wie überhaupt die Abstände zwischen den Stillzeiten im Verlauf des Tages immer kürzer werden. Das Dauerstillen kann sehr anstrengend und auch nervend sein, aber es hat seinen Sinn. Rein wissenschaftlich gesehen ist es so, dass das Baby durch den Stillmarathon die Prolaktinausschüttung anregt und so dafür sorgt, dass die Milchbildung angeregt wird und genügend Milch für das Kind zur Verfügung steht. Wir Menschen sind nicht symmetrisch und das gilt auch für die Brüste einer stillenden Frau. Es ist ganz normal, wenn eine Brust mehr Milch bildet als die andere. In einigen Fällen kommt es zu einer stärkeren Milchproduktion in einer Brust, weil in dieser Brust mehr Milchgänge arbeiten und die Milch in dieser Brust schneller und reichlicher fließt. Manchmal wird (häufig unbewusst) an einer Seite mehr angelegt als an der anderen und so diese Seite zu mehr Milchbildung angeregt. Dieser Unterschied ist jedoch normalerweise bedeutungslos, da es nicht auf die Menge in einer Brust ankommt, sondern auf die Gesamtmenge. Du kannst versuchen durch gezieltes Anlegen einen Ausgleich zu schaffen, doch es gibt keine Garantie dafür, dass Du diesen Ausgleich erreichen wirst. Und wie gesagt: wichtig ist die Gesamtmenge und nicht, wie viel Milch eine Brust bildet. Du kannst ohne Probleme auch mit einer Seite voll stillen. Der in diesem Fall entstehende Größenunterschied zwischen den beiden Brüsten ist nur ein kosmetisches Problem und gleicht sich nach dem Abstillen wieder aus. LLLiebe Grüße Biggi

von Biggi Welter am 21.07.2017