Stillanstande werden nachts immer kürzer

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: Stillanstande werden nachts immer kürzer

Hallo, mein Baby ist jetzt 16 Wochen alt, wird voll gestillt. Tagsüber ist es OK, aber nachts ist es wirklich schlimm: Um 19:00 bringen wir sie schlafen. Sie schläft in meinem Bett, wir betreiben Einschlafstillen. Anders schläft sie nie, aber wirklich nie ein. Sie schläft dann nach ca 1 Stunde ein.nach ca 1 Stunde wacht sie auf und ist putzminter, aber so richtig. Sie erzählt, pustet sabber durch ihre Lippen mit lauten Geräuschen. Irgendwann ist sie wieder soweit, und wir stillen weiter, bis sie um ca 23:00 schläft. Um 3:00 möchte sie was trinken (im liegen) und schläft brim Trinken ein. Um 4:00 möchte sie etwas trinken und schläft beim trinken ein. Um 5:00 möchte sie etwas trinken und schläft beim trinken ein. Um 6:00 trinkt sie wieder, dann ca eine dreiviertel Stunde. Das hindert sie aber nicht daran, um 7 gleich wieder zu trinken. Wenn sie dann einschläft, dann manchmal noch eine Stunde, dann fängt sie an, zu brabbeln, und der Tag beginnt. Vormittags schläft sie nochmal ca 1-2h, den Rest des Tages ist sie eigentlich wach. Spielt, trinkt, übt auf dem Bauch liegen usw. Bei trinken tagsüber hat schläft sie Kurt ein, ist aber danach gleich wieder fit. Die Tage sind ja OK, aber die Nächte sind so zermürbenden, das stehe ich nicht mehr durch. Wieso braucht sie die kurzen Abstände ab 3:00? Habe ich da nicht mehr genug Milch? Wir wechseln manchmal die Seite, aber nicht konsequent bei jedem Stillen, sondern vielleicht bei jedem 2.Stillen. Also müsste sie doch auch an die dickere Milch rankommen? Die Abstände sind immer gleich eine Stunde, egal, ob ich die Seite gewechselt habe oder nicht. Ich bin echt fertig, kann ja kaum noch schlafen. Was kann ich ändern? Ich wollte eigentlich 6 Monate voll stillen, hab aber Angst, dass die Milch nicht genug sättigt. Andererseits sind tagsüber Abstände von 2-3 Stunden normal. Danke für jeglichen Hilfsansatz, Tiffy

von Tiffy_78 am 30.11.2015, 07:24



Antwort auf: Stillanstande werden nachts immer kürzer

Liebe Tiffy, es ist leider ziemlich normal, wenn ein Baby in diesem Alter so schlecht schläft. Als Eltern glauben und hoffen wir immer auf eine lineare Weiterentwicklung der Fähigkeiten unserer Kinder. Beim Schlafverhalten können wir jedoch nicht davon ausgehen, dass die Entwicklung kontinuierlich verläuft, im Gegenteil, relativ viele Babys schlafen mit zwei Monaten deutlich länger und anhaltender als mit vier oder acht Monaten. Die Kinder beginnen um diesen Zeitraum die Welt sehr konkret zu erleben, sie müssen das am Tag Erlebte in der Nacht verarbeiten, sie lernen neue Fähigkeiten (umdrehen, robben, krabbeln, gezieltes Greifen ...), sie beginnen den Unterschied zwischen fremd und bekannt zu erkennen. All dies ist ungeheuer aufregend und auch anstrengend. Dazu kommt, dass sich die Zähne verstärkt bemerkbar machen, dass vielleicht die erste Erkältung kommt und, und, und ... Der scheinbare Rückschritt im Schlafverhalten ist eigentlich ein Fortschritt, denn er zeigt, dass die Entwicklung des Kindes voranschreitet. Ein Baby muss eine gewisse Reife erreichen, um längere Zeit schlafen zu können. Wann dieser Zeitpunkt erreicht wird, ist von Kind zu Kind unterschiedlich. Eine Flasche mit künstlicher Säuglingsnahrung (oder ein Abendbrei) verbessern das Schlafverhalten nicht (das wurde in Studien nachgewiesen). Es gibt nicht wenige Kinder, die dann sogar noch weniger schlafen. Auch wenn das Kind am Tag viel isst, schläft es nicht besser, denn es wacht ja nicht nur wegen dem Hunger auf, sondern sucht Nähe und Geborgenheit! Du brauchst also keine Angst zu haben, dass deine Milch nicht nahrhaft genug ist. Abgesehen von den umstrittenen Schlaftrainingsprogrammen, die von Stillexperten nahezu einhellig abgelehnt werden, bleibt dir in dieser Zeit nicht viel, als geduldig zu bleiben und sich die Tage und Nächte so einfach wie möglich zu gestalten. Als stillende Mutter hast Du den ungeheuren Vorteil, dass Du dein Kind durch diese für alle anstrengende Zeit begleiten kannst, ohne dass Du richtig wach werden und aufstehen musst. Genieße dieses Privileg, dich einfach nur umdrehen zu müssen, so dass dein Kind an deine Brust kann und dann, wenn schon nicht sofort weiterschlafen zu können, so doch zumindest ruhen kannst. Wenn Du gerne liest und ein Buch lesen möchtest, das sich mit dem Thema Schlaf auseinandersetzt und dessen Autor beim Thema Schlaf auch Achtung vor dem Baby zeigt und dessen Bedürfnisse ernst nimmt, kann ich dir wärmstens „Schlafen und Wachen ein Elternbuch für Kindernächte" von Dr. William Sears empfehlen, das Du im Buchhandel, bei der La Leche Liga und jeder LLL Stillberaterin bekommen kannst. Sehr empfehlenswert ist auch von Sibylle Lüpold das Buch: "Ich will bei euch schlafen - Ruhige Nächte für Eltern und Kinder." Von ihr ist auch die Broschüre "Kinder brauchen uns auch nachts", in der 20 namhafte Experten wie Dr. William Sears, Prof. Dr. Gerald Hüther und Prof. Dr. Remo Largo gute Argumente liefern , weshalb von der Anwendung eines Schlaftrainings, wie zum Beispiel der Ferber-Methode, abzuraten ist. http://www.fuerkinder.org/files/broschre_kinder_brauchen_uns_auch_nachts_de.pdf LLLiebe Grüße Biggi

von Biggi Welter am 30.11.2015



Antwort auf: Stillanstande werden nachts immer kürzer

Hallo Tiffy, vielleicht darf ich darauf auch antworten, denn ich war in der selben Situation wie du. Mein Sohn ist jetzt mittlerweile 9,5 Monate alt. Über Wochen waren meine Nächte so wie du sie jetzt beschreibst. Stillabstände von 30-60 Minuten waren auch bei uns Normalität. Das war wirklich anstrengend und ich war teilweise mehr als gereizt. Einen Tipp kann ich dir nicht wirklich geben, aber eine Prognose: es wird besser! Ganz plötzlich wurden die Abstände wieder länger, obwohl es dann auch "nur" 2-3 Stunden waren, aber das ist eine enorme Verbesserung. Mit diesen Schlafepisoden kam mein Körper zumindest viel viel besser klar. Mach bitte nicht den Fehler und höre mit dem Stillen auf. Das muss nicht unbedingt was ändern. Mach dir lieber klar, dass dein kleines Würmchen dich jetzt einfach braucht, gerade weil nachts so viel im Gehirn geschieht. Halte durch, die Zeiten werden auch wieder besser! LG Finrya

von Finrya am 30.11.2015, 09:39