Hallo liebes Hebammenteam,
Ist das richtig,dass lang gestillte Kinder später Sprechen? Ich stille meine 21 monate alte noch viel. Sie ist früh gelaufen aber spricht wenig.sie versteht aber alles was ich sage. Sie spricht ( mama,papa,oma,nein, was ist das) mach mir da sorgen ob es wirklich am langen stillen liegt oder ob die maus einfach keine lust auf sprechen. Ich hoffe ihr könnt mich etwas beruhigen.
von
Antje_28
am 04.04.2016, 21:24
Antwort auf:
spätes Sprechen lernen
Liebe Antje_28,
wie schön, dass ich dich gleich beruhigen darf, ich habe da einen interessanten Artikel, den ich dir zu diesem Thema anhänge.
LLLiebe Grüße,
Biggi
DIE ENTWICKLUNG DER KIEFERKNOCHEN, DER ZÄHNE UND DIE SPRACHENTWICKLUNG
Wenn Ihr Baby sich beim Saugen anstrengt, mit Fäustchen und Schweißtropfen
auf der Stirn, und seine Kieferknochen heftig bewegt, trainiert es seine
Muskeln. Die Mundbewegungen beim Stillen wirken sich günstig auf seine
Gesichtsform, sein Lächeln und seine Fähigkeit zum deutlichen Sprechen aus.
Natürlich ist die Gesichtsform grundlegend durch Vererbung bestimmt, die
beim Körperbau eine große Rolle spielt. Kantige Backenknochen oder ein
fliehendes Kinn zum Beispiel können in der Familie liegen. Doch die
natürlichen Anlagen Ihres Kindes werden durch die einfache, sich ständig
wiederholende Saugbewegung an Ihrer Brust positiv unterstützt. Das Stillen
fördert eine gute Entwicklung der Gesichtsknochen. Ihrem Kind können dadurch
tatsächlich Probleme einer Kieferverformung oder einer Sprachstörung erspart
bleiben.
Das Trinken aus der Flasche ist für das Baby einfacher als das Saugen an der
Brust, doch dient diese Bequemlichkeit nicht unbedingt den Interessen des
Babys. Der lange, harte Flaschensauger kann zu einer Unterentwicklung der
Gesichtsknochen beitragen. Außerdem kann das Baby dadurch angeregt werden,
die Zunge nach vorn zu schieben, so dass es vom Normalen abweichende
Saugbewegungen entwickelt. Wenn es diese Gewohnheit auch nach der Entwöhnung
von der Flasche beibehält, besteht die Möglichkeit, dass sich dieses
Verhalten ungünstig auf die Stellung der zweiten Zähne auswirkt. Ein
Gummisauger, ein Schnuller oder auch der Daumen des Babys können auf den
oberen Gaumen des Babys Druck ausüben, so dass der Zahnbogen am Oberkiefer
verengt wird und dann die Zähne nicht genug Platz haben. So entstehen
kieferorthopädische Probleme. Eine Mutter, die ihre ersten Kinder mit der
Flasche ernährt und die folgenden dann gestillt hat, machte die Beobachtung,
dass nur ihre Flaschenkinder eine Zahnregulierung brauchten. Ihre gestillten
Kinder bekamen schöne, gerade Zähne und hatten sehr viel weniger Löcher.
Ende der siebziger Jahre wurde die Behauptung aufgestellt, dass Stillen die
Entstehung von Karies bei Kindern fördere, besonders wenn Babys über das
Säuglingsalter hinaus gestillt würden oder auch dann, wenn sie während des
Stillens eingeschlafen seien. Dr. Otto Schaefer, Leiter der Northern Medical
Research Unit des kanadischen Gesundheitsministeriums, gehörte zu denen, die
solchen Berichten widersprachen. Er erklärte: "Das steht nicht nur in
völligem Gegensatz zu meinen eigenen Erfahrungen mit mehreren tausend
Eskimokindern, die traditionsgemäß länger als zwei Jahre und manchmal bis zu
dreieinhalb Jahren gestillt werden, es steht dem auch die Erfahrung der
Hälfte der gesamten Weltbevölkerung und bis zur Jahrhundertwende sogar die
der gesamten Menschheit entgegen. Bis dahin wurde länger als ein Jahr
gestillt, ohne dass der Zahnzerfall bei Kindern überhandnahm." Sobald Ihr
Kind auch andere Nahrung bekommt, besteht eine größere Möglichkeit für
Kariesbefall, das hängt von der Ernährungsweise ab. Jedoch wird durch das
Stillen das Wachstum gerader, fester Zähne keinesfalls behindert, sondern im
Gegenteil unterstützt.
Beim Saugen Ihres Kindes an der Brust passt sich Ihre Brustwarze so sehr der
Mundhöhle Ihres Kindes an, wie das bei einem Flaschensauger niemals möglich
ist. Die Brustwarze der Mutter ist weich und flexibel. Ihr Baby zieht Ihre
Brustwarze nach hinten in seinen Mund hinein und drückt sie mit der Zunge
gegen den hinteren Gaumen. Dabei wird die Brustwarze gedehnt, und mit seinem
Gaumen und seinen Lippen umschließt es auch teilweise oder ganz den
Warzenhof. Seine Wangenmuskeln leisten dabei sehr viel Arbeit, und das
fördert die Entwicklung seines Gesichts.
Das Baby muss sich seine Milch ehrlich verdienen und bereitet dabei
gleichzeitig seine Zunge und seinen Mund auf die komplizierten Bewegungen
vor, die nötig sind, um Laute zu bilden und deutlich zu sprechen. Dieses
zusätzliche "Sprachtraining" durch das Stillen scheint für Buben besonders
wichtig zu sein, denn im allgemeinen sind sie bei der Geburt noch nicht so
weit entwickelt wie Mädchen und brauchen im Schulalter doppelt so oft eine
logopädische Behandlung.
Zwei Sprachuntersuchungen, die 1971 und 1973 in Neuseeland durchgeführt
wurden, hatten die Frage zum Gegenstand, ob "Faktoren, die die Entwicklung
des Saugreflexes beeinflussen, eine positive Wirkung auf die zum Sprechen
nötige Muskulatur haben könnten". Frances E. Broad, die diese Untersuchung
leitete, suchte nach "Unterschieden im Sprechverhalten zwischen gestillten
und mit der Flasche ernährten Kindern". Außerdem untersuchte sie "Einflüsse,
die sich möglicherweise auf die Fähigkeit zum früheren Lesenlernen"
auswirken, denn, so erklärte sie, "Spracherzieher sind schon immer der
Ansicht gewesen, dass ein Kind, das deutlich sprechen kann, auch gute
Aussichten hat, gut lesen zu lernen". An ihrer Untersuchung nahmen 319
Kinder im Alter von fünf und sechs Jahren teil. Dr. Broad schreibt: "Die in
Putaruru und an der Westküste durchgeführten Untersuchungen ergeben, dass
besonders gute Sprech und Lesefähigkeiten mit dem Gestilltwerden
einhergehen, und dass diese größere Fähigkeit bei Buben besonders auffällt".
Deutliches Sprechen setzt auch voraus, dass das Kind gut hört. Häufige
Infektionen der Ohren im frühkindlichen Alter können dazu führen, dass ein
Kind die feinen Lautunterschiede nur schwer hört. Das Stillen bietet einen
Schutz gegen Infektionen. Bei Flaschenkindern kann es zu Ohrenentzündungen
kommen, wenn sie die Flasche im Liegen bekommen. Durch den Druck, der durch
das Saugen an der Flasche entsteht, kann Milch in das Mittelohr gelangen,
wodurch es zu einer Reizung und manchmal zu einer Entzündung kommt. Beim
Trinken an der Brust entsteht ein solcher Druck nicht, eine Mutter kann ihr
Baby ruhig im Liegen stillen, ohne zu befürchten, dass das Stillen in dieser
Lage eine Ohrenentzündung hervorruft.
Der gute Einfluss des Stillens auf die sprachlichen Fähigkeiten des Babys
wird natürlich erhöht, wenn seine Mutter, sein Vater und die übrige Familie
viel mit ihm reden und die ersten Laute aus dem angehenden Sprachgenie
hervorlocken.
von
Biggi Welter
am 04.04.2016