Frage: Soll ich zufüttern?

Hallo, Ich brauche dringend einen guten Rat! Mein Sohn ist 15 Wochen alt, ist eigentlich ein sehr fröhlicher junge! Jetzt zum Problem: er schläft nur bei / mit mir das heißt..... Tags kann ich ihn nicht ablegen, sonst ist er wach. Nachts bekommt er die Brust schläft problemlos und schnell ein, ich muss aber liegen bleiben sonst ist er wach ( selbst wenn ich kurz aufs Klo verschwinde) ist es vorbei mit dem schlafen.... hab mir ja keine großen sorgen drum gemacht dachte ist halt klein und brauch die Mama, wird schon werden. Jetzt wirds aber schlimmer, er möchte nachts an der Brust nuckeln. Wenn ich ihm die Brust weg nehme ist er wach... dazu kommt das er Tags öfter an die Brust möchte als vorher ( vorher alle 2-3stunden) dabei hat er nicht wirklich Hunger (denke ich) er schreit, ich gib ihn die Brust , er trinkt 5 min dann liegt er nur da grinst und nuckelt.... Das nächste Problem ist, dass er seit 1 1/2 Wochen nicht im Kinderwagen liegen möchte, nach ca 15 min brüllt er wie verrück. Wenn ich dann zu Hause bin brauch ich 15 min um ihn zu beruhigen.... ich kann nicht mal zum Kinderarzt. Mein Mann musste sich frei nehmen um uns zu fahren..... und er nimmt die Flasche nicht mehr. Habs zwar nicht oft gemacht, aber wenn ich mal zum Arzt musste oder so, hab ich abgepumpt.... war kein Problem ( am Anfang sogar zugefüttert) jetzt weigert er sich die Flasche zu nehmen.... Brauche ein Rat, was soll ich tun ?.. mir fehl am meisten die tägliche Stunde draußen :(((

von Lena.S. am 14.03.2017, 18:36



Antwort auf: Soll ich zufüttern?

Liebe Lena.S., dieses Verhalten entspricht schon fast „lehrbuchmäßig" dem eines wenige Tage oder Wochen alten Babys, das eben nicht zehn bis 15 Minuten an der Brust trinkt und danach zufrieden einschläft (Baby, die sich so verhalten, sind so schwierig zu finden, wie eine Nadel im Heuhaufen). Babys haben ein über das reine Ernährungssaugen hinausgehendes Saugbedürfnis und diesem „non nutritiven" Saugen kommt eine sehr große Bedeutung zu. Nun werden viele Menschen sagen: „Dafür gibt es ja einen Schnuller". Doch das ist eine sehr zweifelhafte Antwort. Der Schnuller ist eine Brustattrappe und von der Natur ist vorgesehen, dass das non nutritive Saugen an der Brust stattfindet. Wird der Schnuller eingesetzt, kann es nicht nur zu Saugproblemen kommen, er kann auch dazu führen, dass das Kind zu wenig Zeit an der Brust verbringt, so dass die Brust nicht ausreichend stimuliert wird und das Kind nicht die Milch bekommt, die es braucht. Der Gebrauch des Schnullers ist sehr kritisch zu sehen. Die anderen Nebeneffekte, wie häufiges Aufstehen der Mutter, weil das Kind den Schnuller verliert, sind natürlich auch nicht gerade angenehm. Sie können sich und Ihrem Baby das Leben sehr viel einfacher machen, wenn Sie sich auf Ihr Kind einlassen. Die oben erklärten Zusammenhänge machen es Ihnen möglicherweise einfacher, dem Bedürfnis des Kindes entgegenzukommen, zumal es erwiesen ist, dass es sich langfristig auszahlt, diese Bedürfnisse jetzt zu stillen. So kleine Babys wollen im Schnitt zwischen acht und zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden gestillt werden. Im Schnitt heißt, es gibt Babys die seltener nach der Brust verlangen (eher wenige Babys) und es gibt Babys, die häufiger an die Brust wollen (die Mehrzahl). Nun ist es jedoch nicht so, dass ein Kind zügig zwanzig Minuten trinkt und sich dann nach drei Stunden das nächste Mal rührt, sondern es kommt immer wieder zu Stillepisoden, die so ablaufen: das Kind trinkt eine kurze Weile, hört auf, döst vielleicht sogar weg und beginnt erneut kurz zu trinken usw. Dieses Verhalten heißt Clusterfeeding und ist absolut normal für kleine Babys (und keinesfalls ein Einschlafproblem). Besonders gehäuft treten diese Stillepisoden am Nachmittag und Abend auf, wie überhaupt die Abstände zwischen den Stillzeiten im Verlauf des Tages immer kürzer werden. Dazu kommt, dass in bestimmten Altersstufen Wachstumsschübe zu erwarten sind, in denen die Baby manchmal schier ununterbrochen an die Brust wollen. Ein Wachstumsschub ist mit etwa zwei Wochen zu erwarten. Dazu kommt: Menschenbabys sind Traglinge, die den Kontakt zur Mutter brauchen. Es ist von der Natur nicht vorgesehen, dass sie alleine sind und auch nicht, dass sie alleine schlafen. Das widerspricht dem Bild vom süß in der Wiege schlummernden Baby, das fast alle Frauen (zumindest beim ersten Baby) haben. Es ist daher nicht verwunderlich, wenn Ihr Kind nicht pausenlos schlafen will und ständigen Körperkontakt sucht. Außerdem schlafen die meisten Babys sehr viel weniger als es von den Eltern angenommen wird. Es gibt auch noch weitere Gründe, warum Ihr Kind aufwacht, sobald Sie es hinlegen. Es wird einfach deshalb wach, weil es durch die Lageveränderung von senkrecht zu waagerecht geweckt wird. Eine solche Lageveränderung reizt das Gleichgewichtsorgan im Ohr und kann dazu führen, dass das Baby aufwacht. Wenn ein Baby liegend (an der Brust) einschläft und liegen bleiben kann, die Lageveränderung also wegfällt, sind die Chancen, dass es weiterschläft erheblich besser. Das gemeinsame Schlafen hat eine ganze Reihe von Vorteilen und verhilft der Mutter zu mehr Schlaf. Möglicherweise wird Ihr Kind auch wach, weil das Bett kälter ist als der Körper von Mutter oder Vater. Diese Temperaturunterschiede können ebenfalls zum Aufwachen führen. Hier hilft es, das Baby in eine Decke zu wickeln und in die Decke eingewickelt hinzulegen. Auch der Kopf sollte in der Decke liegen. Ich kann Ihnen gerne empfehlen, einmal ein Stillgruppentreffen zu besuchen oder zumindest einmal mit einer Stillberaterin in ihrer Nähe ein direktes Gespräch (auch am Telefon) zu führen. Viele Unsicherheiten lassen sich im direkten Gespräch sehr viel besser ausräumen und der Austausch mit anderen stillenden Müttern kann sehr ermutigend sein und vor allem werden Sie sehen und erleben, dass sich andere Babys genau so verhalten wie Ihr kleines Menschlein. Ihr Kind wird von ganz alleine lernen, alleine einzuschlafen, ohne Druck und ohne Brüllen. Genauso wie Sie es beschreiben, machen es Mütter seit Urzeiten mit ihren Babys und es hat noch nie einem Baby geschadet. Ein fünfzehn Wochen altes Baby muss mit Sicherheit NICHT alleine einschlafen müssen! Es gibt keinen Grund, dass Sie etwas daran ändern müssen, dass Sie Ihr Baby bei sich im Bett haben und nach Bedarf stillen und auch in den Schlaf stillen, es sei denn SIE persönlich stört etwas daran. Auch die immer wieder geäußerten Argumente, das Baby würde auf diese Weise verwöhnt oder es würde so nie lernen alleine einzuschlafen bzw. nie wieder aus dem Elternbett ausziehen, sind nicht stichhaltig. Babys in diesem Alter können noch nicht verwöhnt werden und Kinder, die sich den Platz im Elternbett nicht erkämpfen oder ertrotzen mussten, ziehen von selbst aus dem Elternbett aus, sobald sie reif genug dafür sind. Im Gegensatz dazu wollen viele Kinder, die als Babys alleine schlafen mussten noch lange ins Elternbett, weil ihr Bedürfnis (noch) nicht gestillt wurde. Sobald ein Baby die nötige Reife hat, lernt es alleine (ein)zuschlafen und wird auch längere Schlafphasen haben. Ich möchte Ihnen zu diesem Thema das Buch „Schlafen und Wachen ein Elternbuch für Kindernächte“ von Dr. William Sears empfehlen. Dr. Sears (Professor für Kinderheilkunde) hat zusammen mit seiner Frau Martha einige Bücher zum Thema Schlaf und Kindererziehung geschrieben, in die nicht nur sein Wissen als Kinderarzt sondern auch die reichhaltige eigene Erfahrung als achtfache Eltern eingeflossen sind. In „Schlafen und Wachen“ beschreibt er nicht nur, warum Kinder so schlafen, wie sie es nun einmal tun und wo sie am besten schlafen, er gibt auch Tipps wie Eltern und Kinder zu ruhigeren Nächten kommen können. Das Buch ist im Buchhandel, bei der La Leche Liga und bei jeder LLL Stillberaterin erhältlich. Sehr empfehlenswert ist auch von Sibylle Lüpold das Buch: "Ich will bei euch schlafen - Ruhige Nächte für Eltern und Kinder." Von ihr ist auch die Broschüre "Kinder brauchen uns auch nachts", in der 20 namhafte Experten wie Dr. William Sears, Prof. Dr. Gerald Hüther und Prof. Dr. Remo Largo gute Argumente liefern , weshalb von der Anwendung eines Schlaftrainings, wie zum Beispiel der Ferber-Methode, abzuraten ist. http://www.fuerkinder.org/files/broschre_kinder_brauchen_uns_auch_nachts_de.pdf LLLiebe Grüße Biggi

von Biggi Welter am 14.03.2017



Antwort auf: Soll ich zufüttern?

Hallo Lena, und für einige der praktischen Probleme hilft evtl. ein Tragetuch oder Ergo (o.ä., ggf. mit Baby-Einsatz :-). Enorm praktisch, weil man dann das Kind tragen und etwas anderes tun kann - und weil man damit super rausgehen kann. Liebe Grüße

von zweizwerge am 15.03.2017, 16:11



Ähnliche Fragen ähnliche Fragen

Saugverwirrung durch Zufüttern

Hallo, aktuell haben wir folgendes Problem: Unser Sohn (7 Monate) wird seit der Geburt voll gestillt. Zur U5 fiel auf, dass er abgenommen hat und allgemein viel zu wenig wiegt (alles andere ist altersgemäß entwickelt) Der Arzt hat uns jetzt quasi "gezwungen" ihm dringend zuzufüttern. 15min pro Seite Stillen + 70ml Pre-Nahrung. Seit gestern he...


Ab und zu Zufüttern?

Hallo, Erstmal großes Dankeschön an alle Experten in diesem Forum! Ich habe eine Frage bezüglich des Themas „Zufüttern“ Mein Sohn ist 4,5 Monate alt und wird voll gestillt (im Krankenhaus musste ich ihm Zufüttern) Nun würde ich gerne wissen, ob es okay wäre ihm ab und zu wenn man unterwegs ist, auch fertige pre zu geben statt zu stillen. ...


Ist nächtliches "Zufüttern" mit Fläschchen statt Brot mit 2 Jahren sinnvoll?

Liebe Frau Welter, meine Tochter Anna isst begeistert, seit sie etwa 5 Monate alt ist. Erst Brei und Fingerfood, dann schnell alles, was wir essen. Inzwischen bekommt sie mit fast zwei Jahren zweimal Frühstück (zu Hause und bei der Tagesmutter), normales Mittagessen und Abendbrot. Snacks und Obst kann sie nachmittags immer bekommen, die fordert ...


Welche Pre Nahrung zum Zufüttern?

Hallo, Meine Tochter ist 4,5 Monate alt, ich Stille, füttere aber von Anfang an schon mit Pre Milch zu. Da sie trotzdem mehr Muttermilch trinkt, als pre Milch, hat sie nur 2-3 mal Stuhlgang pro Woche, darauf hin meinte meine Hebamme zu mir ich solle die Beba Comfort+ geben, um den Stuhlgang anzuregen. Jedoch hat sich an den 2-3 mal pro Woche seit...


Zufüttern

Hallo Biggi, ich habe nun noch eine Frage: Eigentlich stille ich voll. An Migräne Tagen bekommt sie abgepumpte Milch (11 Wochen alt ist meine kleine) Ist es möglich zusätzlich per Nahrung zu geben? Z.b. an Migräne Tagen oder auch jeden Abend? Einfach damit sie es dann gewöhnt ist… Müsste ich dann auch jeden Abend abpumpen oder würde sich ...


Zu wenig Milch, Zufüttern

Ich lese Ihre Antworten sehr gerne! Fürchte ich bin an eine „falsche“ Wochenbett-Hebamme geraten und habe nun extreme Stillprobleme. Da ich so viel geweint hab zwecks dem Dauerstillen, hat sie schnell gesagt „gib ihm Pre“. Um mir 2,3 Stunden Abstände zwischen den Mahlzeiten zu schaffen und für das Wohlbefinden der Muter (keinen Stress/Frust). Er br...


„Zufüttern bis er satt ist“?

Liebe Frau Welter, mein Sohn wird am Donnerstag 4 Monate alt und hat heut bei der U4 nur 5.100g auf die Waage gebracht. Sein Gewicht war schon ein Thema, bevor er geboren wurde: er wurde eingeleitet, weil man eine Plazentainsuffizienz vermutete. Dann war er aber doch 500g schwerer als geschätzt: 3.180g. Er hat sein Geburtsgewicht nach 14 Tagen ü...


Becher zufüttern

Guten Morgen ich hätte eine Frage wir müssen etwas zu füttern um den kleinen Mann zu pushen ich stille ihn voll und uns geht es gut damit er ist zu Frieden. Hat aber die letzen drei Wochen stagniert mit dem Gewicht und er sollte etwas anschieben. Ist vom Typ her aber ein zarter wie sein Papa als Kind auch wenn der kleine ein gutes Start Gewicht hat...


Reicht die Muttermilch oder soll ich etwas zufüttern?

Hallo ich hätte am 6 November Geburtstermin gehabt... Mein Sohn kam jedoch schon am 28 Oktober mit 3510g zur Welt... Er hat natürlich in der ersten Woche im Spital etwas abgenommen aber alles noch im normalen bereich... Am Sonntag den 19 November hatte er ein Gewicht von 3,60kg... Ist das zu wenig oder reicht es? Bzw wie könnte ich schauen das...


Vollgestillte Zwillinge zufüttern!?

Liebe Frau Welter, ich stille meine etwas über 4 Monate alten Zwillinge voll. Startgewicht lag bei 2,6 und 2,7 kg. Mittlerweile haben sie 4,8 und 5,3 kg. Nun hängt das Gewicht vor allem beim schwereren Zwilling etwas - sie hat in den letzten drei Wochen nur 190g zugenommen (in der letzten Woche gar nichts), die andere immerhin 400g. Sie sind ...