Hallo,
mein Sohn (20 Monate) wurde immer nach Bedarf gestillt. Da er kein großer Breiesser war, ist das bei uns so eine Mischung aus BLW und Brei gewesen.
An manchen Tagen habe ich aber das Gefühl, dass ich ihn fast voll stille, an machen Tagen verlangt er gar nicht danach.
Leider trinkt er auch fast keine andere Flüssigkeit. Manchmal kommen wir nicht mal auf 100 ml maximal sind es vielleicht 300 ml. Er bekommt meistens eine dünne Schorle oder Wasser.
Tee trinkt er gar nicht.
Ich arbeite an 2 vollen Tagen die Woche, und er isst und trinkt auch bei der Tagesmutter nicht viel, obwohl er dort nicht gestillt wird. Dort bekommt er dann Kakau in der Flasche, wenn er gar nichts anderes isst.
Nun frage ich mich, ob das immer noch so eine gute Idee ist ihn nach Bedarf zu stillen. Er isst zwar so ziemlich alle Lebensmittel, aber meistens eben nur sehr wenig davon. Er will auch immer selbst mit Finger oder Gabel essen und nicht oder nur selten gefüttert werden, Naturlich gibt es auch Phasen, an denen mehr ist, aber die sind deutlich in der Unterzahl.
Auch die Nächte sind sehr durchwachsen:
Es gibt Nächte, an denen er nur 2 mal aufwacht um zu stillen (die sind aber leider sehr selten) und es gibt nach wie vor Nächte, an denen er (vorallem in der zweiten Nachthälfte) alle 2 Stunden gestillt werden will.
Er schläft bei uns im Familienbett. Wird von mir in den Schlaf gestillt, schläft aber auch problemlos mit Papa ohne Brust ein. (will sogar seit 5 Tagen von Papa ins Bett gebracht werden) Hat auch schon ein paar mal Nachts bei der Tagesmutter geschlafen. Das ist alles kein Problem.
Ich habe das Gefühl, dass es besonders extrem ist, wenn ein neuer Zahn kommt.
Grundsätzlich habe ich kein Problem damit und hoffe, dass es von alleine weniger wird. Manchmal kommen mir aber doch Zweifel, ob ich es nicht doch einschränken sollte.
Vielen Dank für Ihre Hilfe!
von
LisaWurz
am 18.04.2016, 20:24
Antwort auf:
Sohn (20 Monate) will noch sehr oft gestillt werden
Liebe LisaWurz,
im Grunde ist es eine Frage der Reife und der Entwicklung. Du könntest jetzt mit vielen Tricks versuchen, die Situation zu verändern (vielleicht vor lauter Verzweiflung auch zu einem der unsäglichen "Schlaftrainings" greifen), aber es wird nur Stress und Tränen geben, denn dein Kind IST einfach in der Phase, in der es dich so viel braucht.
Die unruhigen Tage und Nächte sind furchtbar anstrengend, daran kann ich mich auch noch gut erinnern. Trotzdem: Sie sind normal und werden garantiert irgendwann vorbei sein. Wann, kann ich leider nicht sagen. Aber sie gehen wirklich vorbei! Bis dahin kannst du probieren, dir den Alltag so einfach wie möglich zu machen, so dass auch du tagsüber mal ein kurzes Nickerchen machen kannst.
In dieser Zeit verarbeiten Kinder vieles in der Nacht, und brauchen die Bestätigung, dass Mama ganz nah ist, und die beruhigende Milch, noch ziemlich. Es ist kein Rückschritt, wie es scheint, sondern zeigt, dass sich dein Kleines weiter entwickelt!
Seit Jahrtausenden und in unzähligen Kulturen ist es so, dass Mütter ihre Babys in den Schlaf stillen. Das Saugen wirkt beruhigend und nicht umsonst wurden im Laufe der Zeit die verschiedensten Brustattrappen (z.B. Schnuller s.o.) erfunden. Von der Natur ist es nicht vorgesehen, dass ein Baby oder Kleinkind allein ist und alleine einschläft. Nur passt dieses „natürliche" Verhalten des Babys nicht in unsere derzeitige Zeitströmung und damit haben wir ein (von uns selbst produziertes) Problem: Babys wissen nicht, was zur Zeit „Mode" ist und benehmen sich so, wie sie es seit Anbeginn der Menschheit getan haben.
Leider geht der Trend zu immer früherer Anwendung sogenannter Schlaftrainingsprogramme und Eltern von Babys, die sich nicht dieser „Norm" anpassen, wird mehr oder weniger direkt vermittelt, dass sie selbst schuld sind, ja manchmal kommt unterschwellig sogar dazu, dass dies Eltern sich als Versager fühlen sollten.
Ein Baby schläft ohne Brust ein, sobald es reif genug dazu ist. Das bedeutet jetzt aber nicht, dass Du noch die nächsten Jahre damit verbringen musst, dein Baby in den Schlaf zu stillen, wahrscheinlich wird es sogar schneller vorbei sein, als Du es dir jetzt vorstellen kannst.
Hast du gewusst dass ein junger Elefant eingeht, wenn er in den ersten 2 Lebensjahren nicht die PERMANENTE Anwesenheit seines Hauptbezugs"tieres" hat (kann auch ein Mensch sein...). Wenn ein Elefantenbaby zum Waisenkind wird bekommt es im Zoo selbstverständlich einen Pfleger zur Seite gestellt, der Tag und Nacht Hautkontakt bietet. Kein Mensch würde die Notwendigkeit dafür in Frage stellen.
Nur mit unseren eigenen Babys, die viel unreifer geboren werden, erwarten wir so viel mehr. Das ist ein Punkt, der viele Diskussionen auslöst und bei Mutter und Kind zu vielen Tränen führen kann: Das Kind soll "wach" ins Bett gelegt werden und alleine einschlafen können (was eine enorme neurologische Leistung darstellt). Wenn es aber nur an der Brust oder im Körperkontakt mit der Mutter einschlafen kann, dann verurteilen wir dies als schlechte oder gar schädliche Angewohnheit... Aber das ist es gar nicht!
Es hat seinen Grund, warum stillende Mütter die besten Einschlafhilfen SIND. Beim Saugen an der Brust findet ein Baby das, was es braucht: Trost, Nahrung, Sicherheit. Es liegt vermutlich an einer gewissen neurologischen Unreife, wenn einige Babys das mehr brauchen als andere, und es "verwächst" sich wirklich von alleine!!
Dein Baby braucht also vor allem eines: Zeit zum Reifen. Vielleicht "schenkst" Du ihm einfach noch ein bisschen von dieser Zeit, in der du ihm gestattest, so zu sein, wie es ist. Du machst nichts falsch!
Ich könnte mir vorstellen, dass dir der Besuch einer Stillgruppe gut tun könnte, denn dort findest du Frauen, die ganz ähnliche Fragen haben wie du, oder schon Antworten darauf gefunden haben. Kompetente Unterstützung und der Austausch von Mutter zu Mutter sind unendlich wertvoll, wenn wir Zweifel bekommen oder an die Grenze unserer Belastbarkeit kommen! Dort kann man auch oft ein Tragetuch ausleihen oder gezeigt bekommen, wie man es am besten bindet ;-)
Eine Stillberaterin in deiner Nähe findest Du im Internet unter http://wwwlalecheliga.de (La Leche Liga), http://www.afs stillen.de (Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl stillen.de (Still und Laktationsberaterinnen IBCLC).
LLLiebe Grüße
Biggi
von
Biggi Welter
am 18.04.2016