Schlafverhalten lange gestilltes Kind

 Kristina Wrede Frage an Kristina Wrede Stillberaterin

Frage: Schlafverhalten lange gestilltes Kind

Liebe Kristina, liebe Biggi, mit einem neuen Namen (Ihr kennt mich unter "sileick") melde ich mich noch mal, obwohl ich mich eigentlich gerade komplett gelöscht hatte, weil ich beschlossen habe, mehr im "echten" Leben zu bleiben und nicht mehr in den Foren hier herumzuschauen und mitzumachen. Aber nun habe ich doch noch mal eine Frage an Euch. Ihr habt uns schon so lange begleitet, und am Ende ist es ja vielleicht gut so, da kann ich mich dann vielleicht auch wirklich richtig verabschieden und bedanken. Eure Arbeit hier ist so hilfreich und hat uns an vielen Stellen über Zweifel und Krisen hinweggetragen. Es ist wirklich schön, dass es Euch gibt! Nun meine Frage. Man kann kaum glauben, dass ausgerechnet ich mich dann doch noch mal aushebeln lasse und anfange zu zweifeln. Leider wird es mal wieder lang. Die Eckdaten: Unsere wunderbare Tochter ist jetzt 4,5 Jahre, geht gern und absolut problemlos in den Kindergarten, verabredet sich allein und ganz ohne Schwierigkeiten mit anderen Kindern, ist kompromissfähig, pfiffig, extrem sprachgewandt, kontaktfreudig, selbstständig und überhaupt wie ich finde ein außergewöhnliches, liebenswertes, wunderbares Kind. Wir können wirklich nicht klagen. Mittlerweile stillt sie (im gesunden Zustand) "nur noch" morgens im Bett zum Aufwachen, mittags zum Einschlafen und manchmal zum Verlängern des Mittagsschlafes und abends vor dem Einschlafen. Wir begleiten sie in den Schlaf, sie schläft bei uns. Ihre eigenen Aussagen sind klar: Sie kann sich noch nicht vorstellen, im eigenen Bett zu schlafen, später aber wohl, und sie würde gern noch weiter stillen, mindestens bis sie 6 wird, was immer davor evtl. noch passieren sollte... Das Einschlafstillen mittags sagt sie, ist für sie absolut essentiell. Sie kann sonst nicht einschlafen. Den Eindruck habe ich auch. Wir haben es ein paar Mal im Einvernehmen versucht, sie kommt nicht runter. Unser Kind kann sich normalerweise sehr gut selbst einschätzen, in anderen Fällen zeigt sie immer, dass sie genau weiß, was sie kann und wo sie überfordert wäre. Sogar die phantastischen Erzieherinnen im Kindergarten haben das erkannt und "hören" auf sie. Wenn unsere Tochter eine "Schwäche" hat, dann ist es ihr Schlafbedarf und die Schwierigkeit, zum Schlafen herunterzufahren. Abends gelingt das normalerweise sehr gut. Nach Geschichte und stillen hinlegen, zudecken, Küsschen, Händchen halten, einschlafen, je nach Müdigkeit und Erlebnisfülle des Tages dauert es 5 Minuten bis 1/2 Stunde. Mittags bekommt sie das nicht mehr hin. Sie benötigt den Mittagsschlaf, ist absolut fertig, aber sie kann ohne zu stillen nicht einschlafen. (Als gerade Einjährige konnte sie das.) Sie schläft normalerweise um zwei Uhr mittags ein und braucht dann in der Regel 2 - 3 Stunden Schlaf, je nachdem, was los war. Weil sie abends durch unseren Rhythmus, den wir bisher von den Dienstzeiten meines Mannes bestimmen ließen, erst gegen 20:30-21:00 Uhr einschläft und morgens zwischen 06:00 Uhr und 06:45 Uhr aufstehen muss, kommt sie nächtens auf ca. +/- 9 Stunden Schlaf. Mit 2-3 Stunden Mittagsschlaf hat sie 11-12 Stunden insgesamt, also was eigentlich als viel Schlafbedarf scheint, ist doch ganz normal. Man kann aber leicht rechnen: Bei 3 Stunden Mittagsschlaf ist sie erst um 17:00 Uhr wieder wach, nachmittags kann man also quasi nichts mehr machen, und ich bin meist nach 1,5-2 Stunden dann auch bei ihr, weil sie mich dann noch mal braucht, um den Schlaf komplett zu machen. Das klingt schon merkwürdig, aber ich habe immer das Gefühl gehabt, dass es wichtig ist. Sie ist hypersensitiv und hat einfach unheimlich viel im Kopf. Wacht mittags auch bisweilen mit Nachtschreck auf, schreit dann, weil sie in einem schrecklichen Albtraum hängt. Dir Krönung war letztens, dass sie mir dabei erzählte, was sie erlebte. Sie war im Weltall und kämpfte gegen ein riesiges Monster, das "ganz viele solche Dinger" herstellte und "gegen mich losließ", und als ich ihr sagte, sie träume, und ich würde nun ihre Hand drücken, ob sie das merke, meinte sie wörtlich: "Mama, was du da hast, das ist nur eine leere Hülle!" Sie konnte mich nicht fühlen. Es hilft ihr oft, wenn sie dann stillt, irgendwie findet sie dann die Erdung wieder. Ich schreibe das so intensiv, um diese Schlafthematik authentisch darzustellen. In den meisten Fällen schläft sie nach dem Einschlafstillen knapp oder gut 2 Stunden, wacht dann halb auf und schläft augenblicklich weiter, wenn ich mich dann stillend dazu lege. Meist dreht sie sich dann irgendwann weg und schläft die zweite Runde fest. Ich habe diese Zeiten dann immer zum Ausruhen und Lesen genutzt. Mich hat das Stillen dazu bisher nicht gestört. Ich habe immer das Gefühl gehabt, das würde sich von selbst geben, wie ja auch die enorm hohen Stillfrequenzen, die sie früher hatte, jetzt längst Vergangenheit sind, ganz von allein. Was mich seit einiger Zeit beschäftigt, ist, dass sie und ich nachmittags so nie was machen können, und verabreden mit anderen Kindern, tanzen, Sport etc. nicht geht. Sie möchte das, ich möchte es unterstützen, und es würde meinen Alltag in Sachen Beruf auch sehr erleichtern, weil ich nicht immer mit frühen Nachmittagsterminen wegen des Mittagsschlafes, den nur ich begleiten kann, in der Bedrouille wäre. Mal nachmittags im Garten arbeiten wäre auch schön. Einmal die Woche bekommt sie es ohne Mittagsschlaf hin, wenn ich dann aber den Rest der Woche besonders auf genügend Schlaf achte, aber wird es mehr, wird sie sofort krank. Wir haben hier darum schon angefangen zu überlegen, ob wir darauf verzichten, dass sie ihren Papa abends sieht und den Rhythmus so ändern, dass ich sie gegen sieben ins Bett bringe, damit sie nachts den Schlaf bekommt, tagsüber dafür belastbarer ist und nicht mehr so anfällig ist. Das war der Stand der Dinge, bevor ich mit unserer homöopathischen Ärztin telefonierte, die ich sehr schätze und die uns schon viel weitergeholfen hat, allerdings anderer Meinung ist, was das Stillen anbelangt. Wörtlich sagte sie: "Sie hat Sie im Griff.", was mich zutiefst verletzt hat, weil es weder mir noch meinem Kind noch unserer Beziehung zueinander auch nur im Entferntesten gerecht wird. Sie meinte damit, dass mein Kind mich mit Macht schlafmäßig an sich fessele und nicht loslasse und dass das für ein viereinhalbjähriges Kind absolut inakzeptabel sei. Sie hat mich erschüttert, muss ich sagen. Wenn man zum Beispiel miterlebt hat, wie unsere Tochter Rücksicht genommen hat, als ich jetzt die Grippe hatte! Wenn man sie überhaupt im Miteinander erlebt, wie kompromissbereit sie immer ist, wie sie sich in jede Situation einpasst, wie einfach das Leben mit ihr ist, anziehen, Sachen wegräumen, Zähne putzen und wie sie immer alles besonders gut machen möchte, das ist ihr SO wichtig! - dann erscheint das absurd. Dass es in unserer Gesellschaft nicht die Norm ist, ist mir vollkommen klar. Aber ich hatte nie das Gefühl, dass wir was falsch machen. Ich wäre dankbar über Eure Meinung dazu! Vermutlich brauche ich nur wieder Euren Mutmacher, der mir sagt, dass alles gut ist, wie wir das machen. Vielen lieben Dank für Eure undendliche Geduld und Mühe! Ganz liebe Grüße Sileick

von Schniesenase am 03.05.2016, 22:21



Antwort auf: Schlafverhalten lange gestilltes Kind

Liebe Sileick, danke dir erst einmal für dein liebes Lob!! Danke auch für den Einblick in die die Gedanken- und Gefühlswelt deiner Kleinen. Sie ist wirklich etwas ganz besonderes, und es ist sicher nicht immer einfach, damit zurecht zu kommen. Toll, dass du es als Mama schaffst, sie wirklich so zu nehmen, wie sie ist, statt sie in irgendein bequemes Muster zu pressen. Ich kann dir hoffentlich wirklich helfen, in dem ich dir Mut mache. Die Vorurteile der Ärztin überraschen mich nicht, fast jeder, der solch ein Kind nicht selbst erlebt hat, wird dir wohl Ähnliches sagen. Es ist eine riesen Herausforderung, sich selbst dabei treu zu bleiben. Es gibt so viele "ein Kind muss dies und das können", "ein Kind muss sich so und so verhalten", "als Mutter darfst du dies oder das nie zulassen"... Und kaum etwas davon ist wirklich so allgemeingültig, dass man es jeder Familie aufoktruieren sollte! Bleib bei dir, bei deiner Maus, bei dem, was für euch passt - auch wenn das momentan dein Leben schwerer macht als andere das wohl haben. Klar wäre es möglich, dass deine Maus dich manipuliert, klar wäre es möglich, dass du nicht aus Weisheit, sondern aus Angst davor handelst, dein Kind "unglücklich" zu machen. Nur du kannst in dich hineinspüren und wissen, worum es dir wirklich geht. So, wie du deine Kleine beschreibst, wirst du aber auch mit ihr reden können und nach Alternativen suchen. Etwa, ob der Mittagsschlaf nicht auch im Garten stattfinden kann. Oder es für sie ok ist, dass du dann nicht bei ihr liegen bleibst. Weil ja eine Mama viel mehr zu erledigen hat, als nur für ihr Kind da zu sein... Horch in dich hinein, in deine Tochter, und finde den Herzensweg, der für euch stimmt. Und wer euch kritisiert, der stülpt nur seinen Gut-Falsch-Katalog über euch. Das ist nie richtig, darum darf es einfach an dir abperlen... Lieben Gruß und sei mutig! Kristina

von Kristina Wrede am 04.05.2016