Schlafmittel + Stillen

 Kristina Wrede Frage an Kristina Wrede Stillberaterin

Frage: Schlafmittel + Stillen

Liebe Biggi! Sie haben mir schon so viele hilfreiche Ratschläge gegeben, ich wende mich einmal mehr "hoffnungsvoll" an Sie: Mein Sohn wird jetzt ein Jahr und hat noch nie - nicht mal annähernd - durchgeschlafen. Das dies unvorstellbar zehrt, brauche ich glaube ich nicht näher zu erläutern. Er trinkt gerade in der Nacht noch recht häufig bzw. lege ich ihn vielleicht auch zu oft an, anstatt es anderwertig zu versuchen. Aber da er so am schnellsten wieder einschläft, ist die Verlockung natürlich Nacht für Nacht immer wieder groß, wenn man vorlauter Schlafmangel gar nicht mehr richtig "bei Sinnen" ist. Mein Mann meint es kann so mit mir nicht weitergehen und meint das Beste sei, ich bleibe radikal die ganze Nacht aus dem Zimmer. Glauben Sie ist das zu abrupt, oder kann ich meinem Sohn das zumuten? Mein Mann würde ihm Wasser anbieten bzw. natürlich auch mit ihm kuscheln. Das nächste Problem, dass sich ergibt ist jedoch, dass ich selbst einen Stock tiefer mit meinem mittlerweile massiv gestörten Schlafrythmus alles durchhöre, und trotzdem nicht schlafen kann. Da ich mich aber dringend erholen muss, hilft meines Erachtens wirklich nur noch eine Schlaftablette, um zumindest einmal durchschlafen zu können. Ist er verantwortbar, abends die Hälfte eines Beruhigungsmittels (Tranquilizer) zu nehmen, und morgens - etwa 10-12 h später, wieder zu stillen? Ich stille nur noch morgens und abends bzw. in der Nacht. Herzlichen Dank, Sandra.

von Sandralein1234 am 11.11.2016, 09:32



Antwort auf: Schlafmittel + Stillen

Liebe Sandralein, ich glaube, wir alle können gut nachvollziehen, dass es irgendwann wirklich nicht mehr geht. Und auch auf die Mama sollte geachtet werden, nicht nur aufs Baby. Wenn du also einen liebevollen Papa zur Seite hast, dann spricht nichts dagegen, dass er dir mal ein paar Stunden Schlaf schenkt und derweil euer Kleines betreut. Dazu jedoch ehrlicherweise folgende Anmerkungen: Euer Kind wird vermutlich sehr laut und sehr energisch protestieren. Vor allem, wenn der Wechsel total abrupt erfolgt, also ohne vorher eine stillfreie Zeit eingeführt und allmählich ausgedehnt zu haben. Darum empfehlen wir im Regelfall diese stillfreie Zeit und ich würde es auch euch ans Herz legen (also z.B. erst einmal 2 Stunden Stillpause, die dann auf 2,5 / 3 / 3,5 / 4 usw. ausgedehnt wird) - falls ihr euch das überhaupt noch vorstellen könnt (auch hier braucht es Geduld und es geht in der Regel nicht ohne Weinen und Tränen des Protests). Wenn es gar nicht anders geht, dann sollte dein Mann mental gut vorbereitet sein, so dass er im Notfall auch eine Stunde oder mehr mit einem tobenden, lauten Säugling noch geduldig und liebevoll und KLAR (= überzeugt davon, dass alles OK ist und dass sowohl er als auch euer Kleiner es schaffen werden ohne dich) bleiben kann. Du selbst wirst tatsächlich möglicherweise gar nicht abschalten können und dich sorgen, ob alles gut geht, ob dein Baby leidet, ob dein Mann cool bleibt. Ich kann nicht sagen, ob das mit einem Schlafmittel einfacher wird... Und dazu solltest du bitte auch kurz mit deinem Hausarzt sprechen. Was die Auswirkungen aufs Stillen betrifft hilft dir vielleicht schon einmal die folgende Info. Ich zitiere dir dazu aus aus dem Buch "Arzneiverordnung in Schwangerschaft und Stillzeit" von Spielmann, Steinhoff, Schaefer, Bunjes, 7. Auflage, 2006: Empfehlung für die Praxis: Bei Schlafstörungen ist zunächst das Antihistaminikum Diphenhydramin Mittel der Wahl (siehe dort). Falls ein Benzodiazepin erforderlich ist, sollten Lormetazepam oder Temazepam gewählt werden. Als Tranquilizer sind Oxazepam und Diazepam akzeptabel. Auch diese Substanzen sollten so niedrig dosiert wie möglich und nur kurzzeitig verordnet werden. Einzelgaben der anderen Benzodiazepine erfordern keine Einschränkung des Stillens. Generell ist eine Monotherapie anzustreben. Sollten beim gestillten Kind anders nicht erklärbare Symptome wie Sedierung, Trinkschwäche, Unruhe neu auftreten, muss außer dem Kinderarzt ein embryonaltoxikologisches Zentrum zu Rate gezogen werden. Wie bei allen Psychopharmaka liegen keine ausreichenden Erfahrungen zur Langzeitauswirkung einer Dauertherapie auf gestillte Kinder vor. Empfehlung für die Praxis: Falls eine Neuroleptika- bzw. Phenothiazintherapie erforderlich ist, sollte unter den schwach wirksamen Neuroleptika Levomepromazin und unter den mittelstark wirksamen Perphenazin oder Triflupromazin bevorzugt werden. Das Auftreten toxischer Symptome durch Phenothiazine in der Milch ist unwahrscheinlich. Generell ist eine Monotherapie anzustreben. Sollten beim gestillten Kind anders nicht erklärbare Symptome wie Sedierung, Trinkschwäche, Unruhe neu auftreten, muss außer dem Kinderarzt ein embryonaltoxikologisches Zentrum zu Rate gezogen werden. Wie bei allen Psychopharmaka liegen keine ausreichenden Erfahrungen zur Langzeitauswirkung einer Dauertherapie auf gestillte Kinder vor." Wie schaut es denn tagsüber aus bei dir, hast du da mal die Möglichkeit, dein Kind von jemand anderem betreuen zu lassen (z.B. einer Babysitterin, die am Nachmittag eine Stunde mit ihm im Tragetuch spazieren geht), so dass du ein Nickerchen machen kannst? Oder legst du dich mit dem Sohnemann hin, wenn er seinen Tagschlaf macht? Auch hier gilt es, den Alltag so weit wie möglich zu vereinfachen, damit du nicht überlastet wirst. Es besteht auch die Möglichkeit, dass du dich (als Kassenpatientin) von deinem Hausarzt krank schreiben und dir eine Haushaltshilfe verordnen lässt. Dazu musst du bestätigen, dass weder Papa noch eine Oma einspringen und dich entlasten kann. Auch diese Haushaltshilfe (die nicht den ganzen Tag kommen muss, man kann das auch strecken und über mehr Tage verteilen, dafür weniger Stunden) kann mit dem Baby spazieren gehen, damit du Ruhe findest. Und sie kann dir das Kochen, Waschen, Bügeln, Putzen abnehmen... Lieben Gruß, Kristina

von Kristina Wrede am 11.11.2016



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