Frage: Schlaflösung, bin am Ende

Hallo, so langsam komme ich an meine Grenzen und wende mich deswegen hilfesuchend an Sie. Meine Tochter, 8 Monate schläft sehr schlecht und unruhig. Zu allererst - ich weiß, dass Babys diese Angst noch aus der Steinzeit haben usw und sie deswegen viel Nähe vorallem nachts brauchen, aber vielleicht gibt es doch etwas, das mir hilft wieder etwas mehr Schlaf zu bekommen. Die Kleine hält zwei bis drei Tagesschläfchen, diese dauern immer auf die Minute genau 30 Min., daher kein Mitschlafen möglich. Abends braucht sie ewig zum Einschlafen und auch nur mit Hilfe eines Gymnastikballs auf dem ich rumhüpfen muss (könnte mich erschlagen, dass ich das je begonnen hab). Im Internet und in jeglichen Ratgebern lese ich man soll eine Routine tagsüber einführen bzw immer zur selben Zeit essen, schlafen, spielen usw. Wie soll das gehen frag ich mich? Soll ich jeden Tag mit meinem Kind alleine zu Hause sitzen und Tag für Tag um 12 essen, um 1 schlafen usw? Mit Unternehmungen, Freunde treffen weicht man oft von einer Routine ab.. Wie soll das gehen? Dann wäre da noch das nächtliche Aufwachen. So ungefähr alle 2 Std. Kein Singen, kein Streicheln, kein Rumtragen hilft. Sie braucht nur die Brust (Schnuller wird von Anfang an verweigert). Ich hab immer gerne gestillt, aber 5-6x nachts stillen und dann noch mit ihren mittlerweile sechs scharfen Zähnen ist nicht mehr so lustig... Ich bin am Ende meiner Kräfte. Jeden Abend dieses Gedopse auf dem Ball, das ständige Aufwachen... Ich weiß wie gesagt, dass es nun mal so ist mit Baby, aber ich hab wirklich Angst, dass die Kleine nie bzw sehr lange nicht lernt alleine einzuschlafen. Haben Sie einen guten Rat für mich? Bin natürlich gegen das Schreien und nehme die Kleine meistens beim bloßen Meckern hoch (ein weiterer Fehler?) Ich weiß einfach nicht, was richtig und was falsch ist? :-(

von ag05 am 01.02.2017, 22:33



Antwort auf: Schlaflösung, bin am Ende

Liebe ag05, lass dich erst einmal umarmen, ich kann deine Situation gut verstehen und glaube es dir gerne, dass Du fix und fertig bist. Ich kann dich aber beruhigen, was das Schlafen angeht, denn das Verhalten deines Kindes ist völlig normal, Du bist nicht schuld daran! Es ist nicht schlimm, und schon gar nicht ein "Versagen" deinerseits, das deine Kleine noch nicht alleine ein- und durchschlafen mag. Ganz im Gegenteil: DIESES Verhalten ist das normale, will heißen, so hat die Natur es vorgesehen, so entspricht es der Natur eines Menschenjungen. Du kannst jetzt mit vielen Tricks versuchen, die Situation zu verändern, aber es wird nur Stress und Tränen geben, denn dein Kind IST einfach in der Phase, in der es dich so viel braucht. Die unruhigen Tage und vor allem Nächte sind furchtbar anstrengend, daran kann ich mich auch noch gut erinnern. Trotzdem: Sie sind normal und werden garantiert irgendwann vorbei sein. Wann, kann ich leider nicht sagen. Aber sie gehen wirklich vorbei! n dieser Zeit verarbeiten Kinder vieles in der Nacht, und brauchen die Bestätigung, dass Mama ganz nah ist, und die beruhigende Milch, noch ziemlich. Es ist kein Rückschritt, wie es scheint, sondern zeigt, dass sich dein Kleines weiter entwickelt! Ein Baby schläft ohne Brust ein, sobald es reif genug dazu ist. Das bedeutet jetzt aber nicht, dass Du noch die nächsten Jahre damit verbringen musst, dein Baby in den Schlaf zu stillen, wahrscheinlich wird es sogar schneller vorbei sein, als Du es dir jetzt vorstellen kannst. Ich möchte dir zu diesem Thema das Buch „Schlafen und Wachen ein Elternbuch für Kindernächte“ von Dr. William Sears empfehlen. Dr. Sears (Professor für Kinderheilkunde) hat zusammen mit seiner Frau Martha einige Bücher zum Thema Schlaf und Kindererziehung geschrieben, in die nicht nur sein Wissen als Kinderarzt sondern auch die reichhaltige eigene Erfahrung als achtfache Eltern eingeflossen sind. In „Schlafen und Wachen“ beschreibt er nicht nur, warum Kinder so schlafen, wie sie es nun einmal tun und wo sie am besten schlafen, er gibt auch Tipps wie Eltern und Kinder zu ruhigeren Nächten kommen können. Das Buch ist im Buchhandel, bei der La Leche Liga und bei jeder LLL Stillberaterin erhältlich. Sehr empfehlenswert ist auch von Sibylle Lüpold das Buch: "Ich will bei euch schlafen - Ruhige Nächte für Eltern und Kinder." Von ihr ist auch die Broschüre "Kinder brauchen uns auch nachts", in der 20 namhafte Experten wie Dr. William Sears, Prof. Dr. Gerald Hüther und Prof. Dr. Remo Largo gute Argumente liefern , weshalb von der Anwendung eines Schlaftrainings, wie zum Beispiel der Ferber-Methode, abzuraten ist. http://www.fuerkinder.org/files/broschre_kinder_brauchen_uns_auch_nachts_de.pdf Statt nun zu versuchen, Euer Kind zu längeren Abständen zu bringen, kannst Du es ja vielleicht mit einem anderen Ansatz versuchen: • nimm ALLE Hilfe an, die Du bekommen kannst. Erkundige dich mal, ob Du nicht eine Haushaltshilfe bekommen kannst (wegen absoluter und chronischer Erschöpfung). Möglicherweise kann dir auch deine Mutter, Schwiegermutter, Schwester oder eine Freundin (selbstverständlich auch das männliche Pendant dazu) etwas unter die Arme greifen. Das können ganz simple Dinge sein z.B. einmal alle Fenster putzen, deinen Bügelkorb leerbügeln, einige vorgekochte Mahlzeiten für deine Tiefkühltruhe, ein Nachmittag Babysitten während Du in die Sauna gehst oder sonst etwas für dich tust ... • Vielleicht findest einen verantwortungsbewussten Teenager, der gegen geringes Entgelt bereit ist, mit deinem Kind spazieren zu gehen. In dieser Zeit solltest Du dann aber wirklich entweder schlafen (bzw. ruhen) oder DIR etwas Gutes tun. • Lass den Haushalt auf Sparflamme laufen. Nicht alles muss gebügelt werden. Wenn Handtücher nach dem Baden und Duschen wieder aufgehängt werden, statt auf dem Fußboden zu landen, können sie mehrmals benutzt werden, das spart Wäsche. Es ist nicht wesentlich mehr Arbeit die doppelte Menge Spaghettisoße zu kochen, aber Du hast dann eine fast fertige Mahlzeit für die Tiefkühltruhe. Es schadet nicht der Gesundheit der Familie, wenn Du die Fenster erst wieder im nächsten Jahr putzt. Du wirst sicher einiges finden, was im Haushalt nicht so perfekt gemacht werden muss. • Achte darauf, dass Du genügend isst und trinkst. Du musst keine perfekten Menüs kochen und essen, einigermaßen ausgewogen reicht und es darf auch Tiefkühlgemüse statt frischem Gemüse sein (dann sparst Du dir auch das Schälen und Putzen). Eine hungrige Mutter ist nicht so belastbar. • Eine Möglichkeit für die Nacht ist es, dass statt dir dein Partner die Nachtschicht bzw. das zu Bett bringen zum Teil übernimmt. Also nicht Du wendest dich jedes Mal dem Kind zu, sondern ihr wechselt euch ab und da ein Mann keine Brust zum Stillen hat, wird er euer Kind auf andere Weise beruhigen müssen. Das Verändern von Ritualen kann helfen. • Schau nach vorne. Die anstrengende Zeit wird vorübergehen. Auch dein Kind wird älter und reifer werden und nicht mehr soooo viel Aufmerksamkeit brauchen. Kurz: beschränke viel Dinge auf das absolut Notwendige, so dass Du auf diese Weise mehr Zeit für dich bekommst. Diese „gewonnene" Zeit kannst Du dann dazu nutzen, dich wieder zu erholen, neue Energie zu tanken und auch zu einem ruhigen Gespräch und Nähe mit deinem Mann. Vergiss dich selbst nicht: Gönne dir etwas Gutes, dann lassen sich so anstrengende Phasen leichter überstehen. LLLiebe Grüße Biggi

von Biggi Welter am 02.02.2017



Antwort auf: Schlaflösung, bin am Ende

Hallo, ich kann so gut mit dir fühlen. Meine Tochter ist genauso alt und alle 1 1/2 bis 2 Stunden nachts lässt sie sich nur durch stillen beruhigen und zwischen 4 und 5 ist die Nacht vorbei. Ich hab noch einen Sohn von 5, da ist die Routine einzuhalten auch nicht immer möglich. Ich hoffe immer nur ganz fest dass diese Phase bald vorbei ist. Ich drücke dir/ uns ganz fest die Daumen! Lg

von Celibe88 am 02.02.2017, 07:24



Antwort auf: Schlaflösung, bin am Ende

Du machst nichts falsch. Dein Baby braucht viel Beruhigung. Und Du gibst ihm das, anstatt es seinem Schicksal zu überlassen. Und dass man nicht nur Routine hat, ist normal. Überleg mal, Du hättest ein zweites. Kannst Du die Kleine in den Wachphasen abgeben oder Deinen Mann abends in den Schlaf tragen lassen? Also z.B. von 20-22 Uhr, dass Du in der Zeit schonmal vorschlafen kannst? Unser Jüngster war gestern bis halb eins bei Papa, das hat mir schon geholfen. In dem Alter können Kinder noch nicht manipulieren, das kommt erst später. Und Kinder, die sich schlecht selbst regulieren können, lernen es nicht durch Training. Meiner Erfahrung hilft es, wirklich prompt für Beruhigung zu sorgen. Wir hatten beim Ältesten (konnte sich auch schlecht beruhigen) eine Schaukel in der Tür hängen, das fand ich deutlich weniger anstrengend als Tragen. Mein Mann hatte ihn da ganz viel drin und hat nebenbei telefoniert. Die Unterhaltung hat ihn auch beruhigt. Und eben im Liegen stillen.

von emilie.d. am 02.02.2017, 09:22