Frage: Sanft abstillen

Liebe Frau Welter, Mein Sohn ist jetzt fast 17 Monate alt und wird noch gestillt. Ich bin jetzt aber soweit, dass ich abstillen möchte, denn es wird nun doch eine zu große körperliche Belastung für mich, besonders, da ich in letzter Zeit häufiger erkältet war und körperlich nicht ganz fit. Er geht seit 4 Monaten zur Tagesmutter und ich habe ihn noch durch die ganze Eingewöhnungsphase auch nach dem Abholen am Nachmittag immer wieder nach Bedarf gestillt. Mittlerweile sind wir bei "nur" morgens und abends stillen, doch nun komme ich nicht weiter. Einschlafen ohne Brust geht überhaupt nicht. Wir bringen es nicht übers Herz, ihn weinen zu lassen. Mein Mann hat auch schon mehrfach probiert, sich mit ihm hinzulegen, bzw. ihn zu beruhigen, wenn er nachts aufwacht, doch es klappt einfach nicht. Von allen Seiten höre ich, dass ich es einfach "hart auf hart" machen soll und ein Wochenende wegfahren, bzw. einfach mal eine Nacht bei einer Freundin bleiben soll. Aber es muss doch auch ohne großes Gebrüll und Drama gehen? Nuckel und Kuscheltiere interessieren ihn übrigens gar nicht. Für ein paar Tipps wäre ich sehr dankbar. Viele Grüße. Claudia

von Florin76 am 05.08.2015, 19:50



Antwort auf: Sanft abstillen

Liebe Claudia, Stillen ist eine Zweierbeziehung und wenn es dazu kommt, dass sich ein Partner dabei nicht wohl fühlt, dann müssen Lösungswege gefunden werden. Das Stillen ist aber keine körperliche Belastung und Du solltest dir keine Verbesserung deines Gesamtzustandes erwarten. Immer wieder kommt die Behauptung auf den Tisch, dass Stillen die Mutter auszehre und es für die Frau besser wäre, wenn sie abstillt. Doch es gibt keinen Beweis dafür. Außerdem würde die WHO zum Beispiel keine mindestens zweijährige Stillzeit empfehlen, wenn dies der Gesundheit der Mutter abträglich wäre, denn die WHO hat das Wohl aller Menschen und nicht nur der Kinder in Sinn. Es ist auch nicht so, dass das Stillen so anstrengend wäre, sondern die Versorgung eines Babys oder Kleinkindes ist eine der anstrengendsten Tätigkeiten die es gibt und das macht den Frauen zu schaffen. So lange DU nicht abstillen willst wäre es sinnvoller dich bei deiner Arbeit zu unterstützen und dich dazu zu ermutigen, dir mehr Ruhe zu gönnen, statt im Abstillen das Allheilmittel zu sehen. Und so lange DU nicht ABSOLUT sicher bist, dass Du nicht mehr so oft und viel stillen möchtest, wird dein Kind das spüren. Ist die Mutter innerlich nicht davon überzeugt, dass sie ihr Kind abstillen will, dann ist dieser Zweifel für das Kind sehr deutlich fühlbar und es reagiert in fast allen Fällen so, dass es eher noch häufiger gestillt werden mag. Zweifel und Unsicherheit sind für ein Kind unerträglich, Kinder brauchen Klarheit. Dein Baby spürt jetzt deinen Zwiespalt und da es sich nicht hinsetzen und sagen kann „Mama, ich spüre, dass Du dir nicht sicher bist, was jetzt das Richtige ist, deshalb werde ich dir jetzt bei deiner Entscheidungsfindung helfen" reagiert es auf deine Zweifel mit Unruhe, Weinen und Verunsicherung. Es hat keine anderen Ausdrucksmöglichkeiten als Weinen und (vermehrte) Anhänglichkeit. Babys sind für „geordnete Verhältnisse", Unsicherheit und Zweifel bringen sie aus dem Gleichgewicht. Nimm dir einmal eine ruhige Stunde für dich, in der Du wirklich unbeeinflusst von außen nachdenken kannst und mach dir dabei sogar ruhig eine Liste aller Gründe, die für ein teilweises Abstillen jetzt sprechen und auch welche dagegen sprechen. Überlege dann, welche der Gründe tatsächlich für DICH Bestand haben. Überdenke deine Beziehung zu deinem Kind. Und ja, es ist normal, wenn dein Kind noch deine Nähe sucht und die Geborgenheit an der Brust vermisst und vehement einfordert! Wichtig ist, dass Du dir Klarheit verschaffst und dann zu deiner Entscheidung stehst ganz gleich wie diese ausfällt. Wenn Du dir deiner Entscheidung sicher bist, wird es Euch beiden besser gehen. Fällt die Entscheidung von deiner Seite für das Abstillen, dann wird dein Kind fühlen „Jetzt hat Mama keinen Zweifel mehr" und wird sich auch abstillen lassen, sicher nicht ganz ohne Wehmut, aber ohne riesige Verzweiflung. Fällt deine Entscheidung für das Weiterstillen, bedeutet dies keineswegs zwingend, dass dein Kind noch jahrelang gestillt werden will, im Gegenteil: es kann sein, dass dein Baby sich dann sehr bald von selbst abstillt, eben weil es auch dann nicht mehr mit einem Zwiespalt leben muss. LLLiebe Grüße Biggi Welter

von Biggi Welter am 05.08.2015



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