Hallo, ich habe am 6.10. entbunden und möchte mein 2.Kind nun gerne ohne Hilfsmittel (Stillhütchen) stillen. Bei meinem 1.Kind habe ich gleich im Krankenhaus Stillhütchen bekommen und möchte dies nun vermeiden. An der linken Brust klappt das Trinken gut, allerdings habe ich rechts eine sehr flache Brustwarze, die meinem Kleinen erhebliche Probleme beim Ansaugen macht. Ich habe bereits in der Schwangerschaft von der Niplette gelesen, konnte diese allerdings wegen vorzeitiger Wehen nicht anwenden. Im Krankenhaus hat es mit Hilfe der Schwestern und Hebammen geklappt ihn rechts anzulegen, allerdings gelingt mir das zu Hause nicht, zumal die Brust nach dem Milcheinschuss sehr groß und gespannt ist. Daher habe ich die rechte Brust abgepumpt und ihm die Milch dann in der Flasche gegeben damit die Brust überhaupt entleert wird. Allerdings habe ich große Angst, dass er dann nur noch die Flasche will. Meine Hebamme hat mir dann zum Stillhütchen für die rechte Brust geraten, was ja immer noch besser als die Flasche ist, aber leider trinkt er mit Stillhütchen nicht so effektiv wie auf der linken Seite ohne Hütchen. Während er die linke Seite innerhalb 10-15 Minuten weich trinkt, nuckelt er auf der rechten Seite 45-60 Minuten am Stillhütchen und schluckt auch viel seltener. Die Brust ist danach auch noch viel härter als die linke. Außerdem ist der durch das Hütchen inzwischen verwirrt und schreit auch bei der linken Brust in den ersten Minuten. Leider ist das alles nicht so optimal und ich bitte Sie um Hilfe, wie wir das auf der rechten Brust optimieren können und auf Hütchen, Pumpe und Flasche verzichten können. Ich habe mir gestern die Niplette bestellt und hoffe, dass wir das Problem damit in Griff bekommen, allerdings weiß ich nicht wie schnell man damit Erfolge erzielen kann. Haben Sie noch einen Tip für uns? Auf der linken Seite klappt es wirklich gut ohn Hilfsmittel und es liegt mir sehr am Herzen dass wir dieses Mal eine einfachere und entspanntere Stillzeit haben. Dadurch dass die rechte Brust Probleme macht, lege ich ihn immer zuerst links an. Eigentlich sollte man ja die Seiten abwechseln. Ist es schlimm, wenn ich immer mit der linken Brust beginne? Manchmal ist er auch nach der linken Brust schon zufrieden und dann möchte ich ihm auch ungern noch die rechte Seite anbieten, da ich Angst habe ihn durch das Hütchen noch mehr zu verwirren.
Ich hoffe Sie können mir weiterhelfen. Vielen Dank im Vroaus!
von
August_Mama_2013
am 11.10.2016, 11:47
Antwort auf:
Probleme mit Brustwarze, stillen ohne Hilfsmittel möglich?
Liebe August_Mama_2013,
die Trinktechniken an Brust und Flasche (künstlichem Sauger) unterscheiden sich grundlegend. Manche Kinder kommen mit dem Wechsel zwischen den beiden Techniken nicht klar und versuchen dann mit der falschen Technik an der Brust zu trinken. Das funktioniert nicht, das Kind bekommt an der Brust keine oder nur wenig Milch, ist frustriert und lehnt die Brust dann im schlimmsten Fall sogar ab. In dieser Situation spricht man dann von einer Saugverwirrung.
Bei den Beruhigungssaugern handelt es sich um künstliche Sauger. Und unabhängig davon, ob sie auf einer Flasche oder als Beruhigungssauger Anwendung finden, können sich künstliche Sauger negativ auf das Stillen auswirken, Dies ist eines der Probleme, die sich aus dem Gebrauch von Beruhigungssaugern beim gestillten Baby ergeben können, insbesondere dann, wenn das Baby noch nicht gelernt hat, korrekt an der Brust zu saugen.
Das Saugen an einem künstlichen Sauger unterscheidet sich wie bereits geschrieben grundlegend vom Saugen an der Brust. Der künstliche Sauger ist bereits vorgeformt und relativ steif. Die Brust ist weich und nachgiebig. Ein Schnuller kann in den geschlossenen Mund eines Babys gesteckt werden. Um die Brust zu erfassen, muss das Baby den Mund weit öffnen, die Brustwarze reicht dann weit nach hinten in den Mund, wo die Bewegungen des Kiefers und der Zunge nicht stören. Auch die Bewegungsmuster der Muskeln von Mund, Gesicht und Zunge, sind am künstlichen Sauger ganz anders, als an der Brust. Mit der Saugtechnik, die das Baby beim Trinken an einem Flaschensauger oder beim Nuckeln an einem Beruhigungssauger anwendet, kann es kaum Milch aus der Brust bekommen.
Das Trinken an der Brust ist für das Baby mit Stillhütchen erheblich anstrengender als ohne Stillhütchen, 20 Minuten Trinkzeit mit einem Saughütchen, ergibt die gleiche Menge wie fünf Minuten ohne Stillhütchen).
Stillhütchen sind ein Hilfsmittel, das in bestimmten Situationen seine Berechtigung hat. Die Kunst besteht darin, zu erkennen, wann dieses Hilfsmittel wirklich hilft und wann nicht. Wichtig ist außerdem, dass die Frau, die mit Stillhütchen stillt gut begleitet wird und da hapert es leider sehr oft. Außerdem gibt es Probleme, die sich nur scheinbar durch die Verwendung eines Stillhütchens lösen lassen und hier gilt es gut zu unterscheiden, ob die Frau dann aufgibt, weil das Problem nicht gelöst wurde oder weil sie mit Stillhütchen stillt.
Die Studien, die zeigen, dass Stillhütchen zu einer Verkürzung der Stilldauer führen, sind in der Regel relativ alt und berücksichtigen deshalb nicht, dass die Stillhütchen heute aus anderem Material sind und deshalb auch andere Eigenschaften haben. Doch selbst wenn die Stilldauer verkürzt ist, ist es immer noch besser, die Frau stillt eine kürzere Zeit mit Stillhütchen als gar nicht.
Ich kenne übrigens eine Frau, die über zwei Jahre mit Stillhütchen gestillt hat und nicht jede Frau wird automatisch bald abstillen, nur weil sie Stillhütchen verwendet, da spielen auch noch andere Faktoren eine Rolle. Pauschal lässt sich nicht sagen, dass die Verwendung von Stillhütchen immer zum vorzeitigen Abstillen führen wird.
Trotzdem kannst Du versuchen, dein Kind noch ohne Hütchen zu stillen, die folgenden Vorgehensweisen haben sich bewährt:
Schrittweises Abschneiden der Spitze des Stillhütchens. Einige Mütter entwöhnen ihre Babys erfolgreich von den Stillhütchen, indem diese umstülpen und dann jeden Tag (oder vor jedem Stillen, wenn das Baby dies akzeptiert) einen dünnen Streifen aus der Mitte herausschneiden, bis nichts mehr übrig bleibt. Zum Schneiden wird eine scharfe Hautschere oder eine Rasierklinge verwendet. Bei einem Stillhütchen aus Silikon darf diese Methode nicht angewendet werden, weil beim Schneiden scharfe Kanten entstehen.
Das Stillhütchen schnell wegziehen, während das Baby an der Brust trinkt. Das Baby trinkt zu Beginn mit dem Stillhütchen. Nachdem der Milchspendereflex eingesetzt hat, wird das Stillhütchen schnell weggezogen und das Baby direkt an die Brust angelegt.
Das Stillhütchen mit Stoff ausstopfen. Manche Mütter haben ihren Babys die Stillhütchen abgewöhnt, indem sie diese mit etwas sauberem Stoff ausgestopft und das Stillhütchen zu Beginn der Stillmahlzeit wie gewohnt angelegt haben. Das Baby wird merken, dass es die Milch nur direkt von der Brust bekommt und allmählich die Brust dem Stillhütchen vorziehen.
Probiers doch mal ohne Stress.
Wenn Du die Milchmenge steigern möchtest, kannst Du zusätzlich abpumpen oder einmal die Saugtechnik überprüfen lassen, eine Kollegin vor Ort kann dir auf alle Fälle im direkten Kontakt sehr viel besser helfen.
Adressen von Stillberaterinnen findest Du im Internet unter:
http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC).
LLLiebe Grüße,
Biggi
von
Biggi Welter
am 11.10.2016