Plötzlich keine Lust mehr aufs Stillen

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: Plötzlich keine Lust mehr aufs Stillen

Mein Sohn wurde mit einem recht geringen Geburtsgewicht von 2670g geboren (Plazentainsuffizienz) und bei 38+5 geholt. Leider verbrachte er die ersten drei Tage ohne mich auf der Kinderintensivstation , wo er zum Teil Fläschchen mit Muttermilch bekam, da ich nicht immer vor Ort war (nach einem Notkaiserschnitt war ich selbst noch in einer anderen Klinik). Als wir wieder 'vereint' waren, begann ich, voll zu stillen und er nahm auch in den ersten Tagen kräftig zu. Leider stellte meine Hebamme bei den folgenden Hausbesuchen fest, dass sein Gewicht immer weiter abnahm. Als wir bei unter 2500g ankamen, überlegten wir, was wir tun könnten. Da ich nach zwei Wochen noch nicht abstillen wollte, empfanden wir das Zufüttern als günstige Alternative. Wenn mein Sohn nach dem Stillen noch Hunger hatte, sollte ich Prenahrung oder abgepumpte Muttermilch hinzufügen. Dies haben wir bislang ( er ist nun 12 Wochen alt) genauso gemacht. Meist hat mein Mann, wenn es Fläschchen gab, dies übenommen. Selten auch ich selbst. Es klappte gut. Mein Sohn wollte lieber an die Brust als an die Flasche, nahm aber auch diese gut an. Seit vergangener Woche wird das Stillen nun immer wieder um 'Kampf'. Er möchte nur noch mit Stillhütchen daran. Ansonsten krampft er richtig. Fläschchen nimmt er dankend an. Muss ich mich nun damit abfinden, abzustillen? Das wollte ich eigentlich nicht. :( Er befindet sich derzeit auch in einem Wachstumsschub. Könnte das evtl. auch damit verbunden sein?

von berry1983 am 14.05.2015, 23:00



Antwort auf: Plötzlich keine Lust mehr aufs Stillen

Liebe berry1983, ich vermute eher, dass dein Baby sich langsam zur Flasche hin abstillt, weil es saugverwirrt ist. Eine Saugverwirrung entsteht, wenn ein Kind mit dem Wechsel zwischen den Trinktechniken an Brust und künstlichem Sauger (dazu gehören Flaschensauger, Schnuller und Stillhütchen) nicht zurecht kommt und dann die Brust schlussendlich sogar verweigern kann. Das ist ein ernsthaftes Stillproblem, das schon viele Sorgen und Tränen bei Müttern und Kindern verursacht hat. Doch eine Saugverwirrung kann überwunden werden. Dabei ist es die erste Maßnahme, dass sämtliche künstlichen Sauger weggelassen werden. In leichteren Fällen kann dies schon ausreichen. Am besten besprechen Sie mit einer Stillberaterin in Ihrer Nähe, wie Ihre vorgehen kann. Evtl. hilft ihr das Brusternährungsset kompetente Hilfe ist jetzt das Wichtigste überhaupt! Adressen von Stillberaterinnen finden Sie im Internet unter: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). Das Brusternährungsset regt zu gutem Saugen an der Brust an, stimuliert die Milchproduktion und vermeidet den Einsatz von Flaschen. Das Brusternährungsset besteht aus einem Behälter für die zugefütterte Flüssigkeit (einem Plastikbeutel oder einer Flasche), der an einer Kordel um den Hals der Mutter hängt und zwischen ihren Brüsten ruht. Eine dünne Schlauchverbindung geht von dem Behälter zur Brust der Mutter, wo der Schlauch so befestigt wird, dass sein Ende etwa sechs Millimeter über die Brustwarze hinausragt. Bei einigen Modellen besteht die Möglichkeit, den Schlauch im Deckel abzuklemmen, um zu verhindern, dass die Milch bereits fließt, bevor das Baby saugt. Es gibt über verschieden dicke Schläuche je dicker der Schlauch, umso schneller fließt die Milch. Welcher Schlauch zum Einsatz kommt, hängt davon ab, wie wirkungsvoll das Baby saugt und welche Zufütterung es benötigt. Ein Brusternährungsset kann in der Apotheke bestellt werden oder über eine Stillberaterin oder die La Leche Liga bezogen werden. In Deutschland wird nur das Brusternährungsset der Firma Medela vertrieben. Allerdings bei der Verwendung eines Brusternährungssets wirklich die Unterstützung einer Stillberaterin vor Ort vorhanden sein, das erleichtert sehr vieles. Auch das Bechern sollten Sie sich von einer Kollegin vor Ort zeigen lassen. Alles Saugen des Babys sollte möglichst an Ihrer Brust erfolgen. Kopf hoch, Ihr schafft das! LLLiebe Grüße Biggi Welter

von Biggi Welter am 15.05.2015