Neu-Mami - Baby schläft ständig und nimmt nicht zu

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: Neu-Mami - Baby schläft ständig und nimmt nicht zu

Hallo, meine Tochter ist jetzt 10 Tage alt und schläft extrem viel. Leider ist sie heute noch immer 200g von ihrem Geburtsgewicht entfernt, wir versuchen sie alle 2-3h zu stillen. Scheitern aber oft daran weil wir sie nicht richtig wach bekommen. An der Brust mal richtig angedockt, schläft sie oft nach 2-3 Zügen wieder sofort ein. Durch die Gewichtsabnahme müssen wir inzwischen leider auch noch zufüttern (mit Spritze), diese Portion schafft sie aber leider gar nicht. Hinzu kommt das sie manchmal 1h braucht um richtig an die Brust anzudocken, an anderen Tagen nur 5Minuten! Ihr letzter Stuhlgang ist leider auch schon 4Tage her (das war auch der 1. und letzte mit Muttermilch) Leider habe ich selber schon 14kg seit der Geburt verloren, ich versuche mich schon sehr kalorienreich zu ernähren damit wieder Kraft in meinen Körper kommt. Muss ich mir Sorgen machen? Leider fühle ich mich total schlecht meiner Tochter gegenüber , da sind auch schon leider Tränen geflossen. Meine Hebamme unterstützt mich wirklich sehr, aber ich mache mir einfach viele Sorgen. Gerade durch das viele Schlafen schaffen wir nie den 2h Takt - ich bin froh wenn es alle 4h klappt! Sie schreit aber auch nie wenn sie hunger hat, nachts kommt sie ca. alle 5h automatisch (ohne schreien) Brauche langsam beruhigende Worte, stillen ist irgendwie nicht so einfach wie ich mir das vorgestellt habe. LG MissOilily

von MissOilily am 11.10.2016, 19:25



Antwort auf: Neu-Mami - Baby schläft ständig und nimmt nicht zu

Liebe MissOilily, leider muss ich dir sagen, dass bei mir alle Alarmglocken schrillen, wenn ein Baby in diesem Alter nicht täglich Stuhlgang hat und nicht zunimmt. In Absprache mit der Kinderärztin/arzt und in Zusammenarbeit mit einer Stillberaterin vor Ort, wäre es der erste Schritt, festzustellen, wodurch die Gewichtszunahme verursacht wurde und ob es notwendig ist sofort zusätzliche Nahrung zu geben und dabei gleichzeitig daran zu arbeiten die Milchmenge der Mutter zu erhöhen oder ob zunächst noch abgewartet werden kann mit der zusätzlichen Nahrung und Du mit geeigneten Maßnahmen deine Milchproduktion ankurbeln kannst. Aus der Distanz kann ich dir jetzt keines Falls sagen, was in deinem Fall erfolgen sollte. Am besten setzt Du dich mit einer Stillberaterin in deiner Nähe in Verbindung und sprichst nochmals mit der Kinderärztin/arzt, ob es möglich ist, zunächst zu versuchen, das Kind durch ausschließliches Stillen weiter zu ernähren oder ob sofort Handlungsbedarf also die zusätzliche Gabe von künstlicher Säuglingsnahrung besteht. Ist es notwendig zusätzliche Säuglingsnahrung zu geben, dann sollte diese Nahrung möglichst nicht mit der Flasche, sondern mit einer alternativen Fütterungsmethode nach dem Anlegen gegeben werden (z.B. Becher). Gleichzeitig sollte durch die im folgenden beschriebenen Maßnahmen versucht werden, die Milchmenge der Mutter zu erhöhen und das Kind zu häufigerem Trinken an der Brust anzuregen. Die Maßnahmen zur Steigerung der Milchmenge gelten auch dann, wenn keine Zusatznahrung erforderlich ist. Oberste Regel: Häufiges Anlegen und ein gut saugendes Kind stimulieren die Brust zu mehr Milchbildung. Deshalb solltest Du dein Baby in den nächsten Tagen oft anlegen. Um das Interesse deines Babys an der Brust wach zu halten, kannst Du es mit Wechselstillen versuchen. Dabei legst Du Dein Baby an und stillst es, solange es wirkungsvoll saugt, d.h. es schluckt nach jeder oder jeder zweiten Saugbewegung. Sobald es seltener schluckt, nimmst Du es sanft von der Brust (vergiss nicht den Saugschluss zu lösen) und lässt es aufstoßen, streichelst seine Fußsohlen oder massierst es sanft entlang der Wirbelsäule, um seine Aufmerksamkeit zu wecken. Dann wird es an der anderen Brust angelegt und wieder gestillt, so lange es wirkungsvoll saugt. Schluckt es wieder seltener, wird es zurück an die erste Brust gelegt, nachdem Du es wieder etwas ermuntert hast. Dieses "Wecken und Wechseln" wird zwanzig bis dreißig Minuten lang ausgeführt, wie bereits erwähnt tagsüber alle zwei Stunden und nachts mindestens alle vier Stunden Eventuell ist es sinnvoll zusätzlich zu pumpen. Wenn gepumpt wird, dann sollte eine möglichst effektive Pumpe verwendet werden, am besten eine vollautomatische, elektrische Kolbenpumpe mit Doppelpumpset. Zu wenig Milch ist eine medizinische Indikation für die Verordnung der Pumpe durch den Arzt (auf der Verordnung muss "mit Zubehör" stehen, sonst musst Du das Zubehör selbst zahlen). Richte dich mit deiner Flüssigkeitszufuhr nach deinem Durstgefühl. Eine zu hohe Flüssigkeitsaufnahme führt nicht zu mehr, sondern zu weniger Milch, da sie dazu führt dazu, dass das antidiuretische Hormon (ADH) zurückgeht, die Frau erfährt dann eine vermehrte Wasserausscheidung ("schwemmt aus") und die Milchbildung verringert sich. Zwei bis drei Liter Flüssigkeit (davon höchstens zwei bis Tassen Milchbildungstee) sind im Allgemeinen ausreichend. Wenn der Urin dunkelgelb wird und die Menge gering ist, trinkst Du zu wenig. Schwarzer Tee, Matetee und Kaffee sollten nur mäßig genossen werden. Auf Limonaden oder Colagetränke sowie künstlich gesüßte Getränke sollte möglichst verzichtet werden. Auf die (angebliche) milchflussfördernde Wirkung von Bier oder Sekt sollte verzichtet werden. Alkohol geht bereits in kleinen Mengen in die Milch über und belastet den Stoffwechsel des Babys. Achte darauf, dass DU ausreichend und möglichst ausgewogen isst. Kohlenhydratreiche Nahrung hat einen positiven Einfluss auf die Milchbildung. Ruhe dich oft aus und entspanne dich. Arbeite für eine Weile so wenig wie möglich. Die Hausarbeit läuft dir nicht davon! Stress wirkt sich ungünstig auf den Milchspendereflex und auf die Milchbildung aus. Vielleicht kannst Du ja ein paar "Stilltage" einlegen, das heißt Du legst dich mit deinem Baby ins Bett und kümmerst dich ausschließlich um dein Baby und das Stillen. Wenn möglich, sollte dein Kind keinen Schnuller und auch keine Flaschensauger bekommen, denn diese können dazu führen, dass dein Baby nicht mehr weiß, wie es richtig an der Brust trinken soll. Die eventuell notwendige Zusatznahrung sollte mit einer alternativen Fütterungsmethode gegeben werden. Außerdem solltest Du unbedingt Kontakt zu einer Stillberaterin vor Ort aufnehmen, die dich und dein Kind beim Stillen beobachten kann. Es ist wichtig, dass Du korrekt anlegst und dass dein Kind korrekt saugt. Es kann auch sein, dass dein Baby nicht richtig saugt oder eine Saugschwäche hat, was korrigiert werden müsste. Das kann ich nicht beurteilen, denn ich kann dich nicht sehen. Am besten besprichst Du mit einer Stillberaterin in deiner Nähe, wie Du vorgehen kannst. Adressen von Stillberaterinnen findest Du im Internet unter: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). LLLiebe Grüße Biggi

von Biggi Welter am 11.10.2016



Antwort auf: Neu-Mami - Baby schläft ständig und nimmt nicht zu

Liebe Biggi, vielen Dank für die lange und ausführliche Antwort, auch wenn diese mehr sehr verunsichert hat. Inzwischen haben wir hier regelmäßigen Stuhlgang und auch das Geschrei an der Brust hat aufgehört. Wir sind noch knapp vor dem Geburtsgewicht (50g fehlen), versuchen es aber inzwischen mit Wechselstillen (nachdem sie sich problemlos andocken lässt) Jedoch müssen wir immer noch gut zufüttern, auch wenn ich nach dem stillen noch abpumpe um die Milchproduktion etwas mehr anzuregen.

von MissOilily am 17.10.2016, 21:46