Hallo liebe Stillberaterinnen,
wir haben ein Problem mit dem nächtlichen Stillen. Zunächst muss ich sagen, dass ich eine absolut überzeugte Stillmama bin und auch noch nicht unbedingt abstillen möchte.
Jetzt kommt das große aber:
Mein Sohn ist jetzt 1,5 Jahre alt, er hat seit seiner Geburt kaum mal länger als 3 Stunden am Stück geschlafen. Wenn ich ihn um 19 Uhr ins Bett bringe (egal ob ich einschlafstille oder er so einschläft) kann man davon ausgehen dass er spätestens um 21 Uhr wach ist. Jeder Versuch ihn ohne Brust zu beruhigen schlägt fehl. Und nachts genau so, ich stille mind. 4 mal die Nacht. Langsam holt mich das Schlafdefizit ein, denn um 5.30 ist die Nacht vorbei.
Noch dazu kommt dass er extrem "fummelt und grapscht". Ich kanns nicht anderst ausdrücken, er sucht nicht nur Körperkontakt, sondern gezielt die andere Brust und kneift und tatscht. Und diese Unruhe von ihm macht mich ganz hibbelig.
Haben Sie einen Tipp oder eine Idee, was ich ihm als alternative zum anfassen geben kann, und wie er es schafft ein bisschen länger am Stück zu schlafen?
Viele liebe Grüße und vielen Dank für Ihre Mühe!
von
gleitsmaennchen
am 30.01.2017, 11:13
Antwort auf:
Nächtliches Stillen und "Fummeln" mit 1,5 Jahren
Liebe gleitsmaennchen,
ein Baby muss eine gewisse Reife erreichen, um längere Zeit schlafen zu können. Wann dieser Zeitpunkt erreicht wird, ist von Kind zu Kind unterschiedlich. Auch wenn das Kind am Tag viel isst, schläft es nicht besser, denn es wacht ja nicht nur wegen dem Hunger auf, sondern sucht Nähe und Geborgenheit!
Du kannst jetzt mit vielen Tricks versuchen, die Situation zu verändern, aber es wird nur Stress und Tränen geben, denn dein Kind IST einfach in der Phase, in der es dich so viel braucht.
Die unruhigen Tage und Nächte sind furchtbar anstrengend, daran kann ich mich auch noch gut erinnern. Trotzdem: Sie sind normal und werden garantiert irgendwann vorbei sein. Wann, kann ich leider nicht sagen. Aber sie gehen wirklich vorbei! Bis dahin kannst du probieren, dir den Alltag so einfach wie möglich zu machen, so dass auch du tagsüber mal ein kurzes Nickerchen machen kannst.
In dieser Zeit verarbeiten Kinder vieles in der Nacht, und brauchen die Bestätigung, dass Mama ganz nah ist, und die beruhigende Milch, noch ziemlich. Es ist kein Rückschritt, wie es scheint, sondern zeigt, dass sich dein Kleines weiter entwickelt!
Seit Jahrtausenden und in unzähligen Kulturen ist es so, dass Mütter ihre Babys in den Schlaf stillen. Das Saugen wirkt beruhigend und nicht umsonst wurden im Laufe der Zeit die verschiedensten Brustattrappen (z.B. Schnuller s.o.) erfunden. Von der Natur ist es nicht vorgesehen, dass ein Baby oder Kleinkind allein ist und alleine einschläft. Nur passt dieses „natürliche" Verhalten des Babys nicht in unsere derzeitige Zeitströmung und damit haben wir ein (von uns selbst produziertes) Problem: Babys wissen nicht, was zur Zeit „Mode" ist und benehmen sich so, wie sie es seit Anbeginn der Menschheit getan haben.
Leider geht der Trend zu immer früherer Anwendung sogenannter Schlaftrainingsprogramme und Eltern von Babys, die sich nicht dieser „Norm" anpassen, wird mehr oder weniger direkt vermittelt, dass sie selbst schuld sind, ja manchmal kommt unterschwellig sogar dazu, dass dies Eltern sich als Versager fühlen sollten.
Zurück zum "Kneifen": Es ist eine Angewohnheit, die sich dein Kleiner jetzt erst wieder abgewöhnen muss. Das ist nicht ganz einfach, weil es von dir ganz klar Konsequenz verlangt. Immer wenn er kneifen oder fummeln möchte, sagst du ganz deutlich NEIN und hältst sein Händchen fest. Wird er selig weiter trinken? Keinesfalls, er wird vermutlich schreien, toben, treten oder dich schlagen wollen. Ist das schlimm? Nein, es ist völlig normal, denn es ist die einzige Art, wie er in diesem zarten Alter seinen Frust ausdrücken kann. Wie kannst du damit umgehen? Lass es zu. Lass dich nicht verunsichern, denn es geht deinem Sohn ja trotzdem gut, er bekommt kein Trauma fürs Leben, wird nicht an deiner Liebe zweifeln. Er ist sauer, und das wird auch wieder vergehen. Bleibe bei ihm und sei du ruhig und klar, so dass er sich an dir orientieren kann. Vielleicht wirst du ihn ein wenig ablenken wollen (falls er sich ablenken lässt), vielleicht bleibst du auch einfach nur in seiner Nähe und versicherst ihm, dass alles ok ist, und dass ihr weiter stillen könnt (oder kuscheln), sobald er sich etwas beruhigt hat.
Vielleicht kannst du ihm auch eine Knet- und Kneif-Alternative anbieten, ein weiches Schnuffeltuch etwa. Es gibt auch Mütter, die sich eine spezielle "Still-Halskette" basteln, an der dann einige haptisch interessante Dinge hängen (Holzringe etwa, oder kleine Igelbälle, oder auch Styroporkugeln mit verschiedenen Stoffüberzügen) an denen die Kleinen "fummeln" können.
Wenn du konsequent bleibst, sollte er in 2 bis 3 Tagen damit aufgehört haben. Nur davon hängt es ab: Schaffst DU es…
LLLiebe Grüße
Biggi
von
Biggi Welter
am 30.01.2017