Hallo!
Ich bin mit meinem Sohn (gerade 1 Jahr geworden) in einer etwas anstrengenden Situation, zu der ich noch Fragen habe.
Der Kleine hatte vor 2 Wochen einen schweren Magen-Darm-Infekt, der ihn sehr mitgenommen hat und gleichzeitig beginnt er gerade Laufen zu üben. Beides Dinge, die ihn innerlich scheinbar stark beschäftifgen, denn seit er wieder gesund ist, ist er wie ausgewechselt. Er hat tagsüber oft Wutausbrüche, ich darf oft keine 2 Meter von ihm weg sein, muss ihn viel tragen und nachts wacht er 2-3x pro Stunde auf, weint, wirkt ängstlich und verstört und will an die Brust. Er schläft zwar immer schnell und problemlos ein, aber die Nacht über ist es anstrengend wie nie. Früher ist er 4-5x pro Nacht kurz aufgewacht, aber jetzt kann man kaum noch mitzählen.
Nach den ersten Nächten habe ich beschlossen, ihm einfach genau das zu geben, wonach er verlangt; er scheint die intensive Nähe zu brauchen. Tagsüber viel Kontakt und nachts wenn es sein muss Dauernuckeln an der Brust (Schnuller, Kuscheltier o.ä. nimmt er nicht). Es ist zwar extrem anstrengend, aber ich hoffe einfach, dass diese Phase nicht zu lange dauert.
Was mir jedoch Gedanken macht: Er stimuliert über das viele Nuckeln ja auch die Milchproduktion, oder? Eigentlich isst und trinkt er mit den Brei-, Brot- und Still-Mahlzeiten am Tag und in der Nacht genug; nimmt er über das Dauernuckeln (was er ja zur Beruhigung und nicht zur Nahrungsaufnahme macht) nicht irgendwann zu viel zu sich? Kann das nächtliche Langzeitnuckeln seinen Zähnen schaden, die ja dann ständig umspült werden?
Es steht für mich außer Frage, dass mein Sohn die Nähe bekommen soll, die er scheinbar gerade braucht, aber vielleicht können Sie mir ja die Fragen "drumherum" beantworten.
Vielen lieben Dank schon mal für Ihre Mühen!
von
majalina
am 09.02.2016, 10:08
Antwort auf:
nächtliches Dauernuckeln
Liebe majalina,
Stillen ist viel, viel mehr als reine Nahrungsaufnahme. Es ist Trost, Geborgenheit, sicherer Hafen und ein Weg zur Ruhe zu kommen, wenn die Wellen des Alltags so hoch geschlagen sind, dass das Kind keinen Weg mehr weiß, um mit sich selbst und der Umgebung ins Reine zu kommen.
Gerade jetzt, wo dein Sohn so viel lernt, braucht er wohl die Nähe und die Geborgenheit an der Brust.
Ganz wichtig: das Stillen bietet in dem Alter der ersten Ablösung wichtige emotionale Hilfe dein Kind kann immer wieder den "Heimathafen" ansteuern, wenn etwas beängstigend ist :-).
Also vertraue weiterhin auf deinen kleinen Mann!
Das Thema Stillen und Karies ist ein Dauerbrennerthema, doch durch das ständige Wiederholen, dass Stillen, vor allem in der Nacht, zu Karies führen würde, wird diese Behauptung nicht richtiger.
Gestillte Kinder und auch langzeitgestillte Kinder bzw. noch lange während der Nacht gestillte Kinder haben nicht mehr Karies als nicht gestillte Kinder und wenn es zu Karies kommt, dann nicht wegen, sondern trotz des Stillens.
Selbstverständlich ist Zahnpflege ab dem ersten Zahn bei gestillten Kindern wichtig. Da gibt es überhaupt keine Diskussion, aber Stillen führt nicht zu Karies. Muttermilch greift die Zähne nicht an. Auslöser für Karies ist ein Bakterium mit dem Namen Streptokokkus mutans.
Weder Langzeitstillen noch nächtliche Stillen leistet entgegen der immer wieder geäußerten Meinung dem Karies keinen Vorschub. Lange gestillte Kinder, die auch zum Einschlafen und während der Nacht gestillt werden haben nicht mehr Karies als andere Kinder, eher im Gegenteil. Beim Stillen werden die Zähne nicht ständig mit Milch umspült, da im Gegensatz zu einem mit der Flasche gefütterten Kind, die Milch erst weit hinter den Zahnleisten in den Mund gelangt und von dort geschluckt wird. Die Milch läuft aus der Brust nicht einfach aus (wie das bei der Flasche der Fall ist), das Kind muss aktiv arbeiten und schluckt dann auch. Gestillte Kinder und auch langzeitgestillte Kinder bzw. noch lange während der Nacht gestillte Kinder haben nicht mehr Karies als nicht gestillte Kinder und wenn es zu Karies kommt, dann nicht wegen, sondern trotz des Stillens.
Selbstverständlich ist aber auch für gestillte Kinder Zahnpflege notwendig und wenn ein Stillkind Karies hat, dann muss das behandelt werden.
Wenn Du englisch lesen kannst findest Du weitere Informationen, auch eine Presseerklärung von LLLI zum Thema Karies auf der Homepage von LLLI (www.lalecheleague.org). Gib dort einmal die Suchbegriffe "decay", "dental caries" und "dental health" ein, dann müsstest Du entsprechende Artikel finden.
Harry Torney, ein britischer Zahnarzt hat in Nottingham auf der LLL Europakonferenz im letzten Sommer einen Vortrag zum Thema "Breastfeeding and Dental Health" gehalten und in seinem Vortrag aufgezeigt, dass es keinen Zusammenhang mit vermehrtem Auftreten von Karies und Langzeitstillen gibt.
Er hat auch eine Arbeit darüber veröffentlicht: "Prolonged, on demand breastfeeding and dental caries an investigation, Torney PH, M Dent Sc thesis, Trinity College, Dublin 1992
LLL Großbritannien hat vor etwa einem Jahr auch eine Infobroschüre mit dem Titel "Breastfeeding and Dental Health" herausgebracht. Über die LLLI Seite kommst Du auch zu Seite von LLLGB und kannst dort eventuell diese Broschüre bestellen.
Außerdem dürfte dieser Link interessant sein für dich:
http://www.stillen.ch/index.php?page=wissenswertes&lang=de
Auch wegen dem Gewicht solltest Du dir keine Gedanken machen, denn dein Kind wird entweder weniger essen am Tag oder aber so saugen, dass kaum Milch kommt ;-).
Auch in diesem Alter wird ein Kind nicht überfüttert, wenn es nach Bedarf gestillt wird.
LLLiebe Grüße
Biggi
von
Biggi Welter
am 09.02.2016