Liebe Frau Welter,
liebe Frau Wrede,
ich hoffe Sie können mir ein wenig weiterhelfen.
Meine Tochter ist fast 9 Monate alt und hat vor etwa drei Wochen ihr erstes Zähnchen bekommen. Einige Tage vorher hat es angefangen, dass die Nächte extrem unruhig geworden sind. Ich zähle nicht immer mit, aber wir sind regelmäßig bei 6 Mal stillen, manchmal sicherlich auch mehr. Sie wälzt sich auch so sehr hin und her, dass mein Mann nicht mehr bei uns schlafen kann, weil kein Platz mehr ist. Ich habe schon versucht, sie mit dem Schnuller und ein wenig streicheln zu beruhigen, aber das funktioniert nicht. Wenn sie die Brust nicht schnell genug bekommt zerrt sie schon an meinem T-Shirt :D
Sie hat noch nie durchgeschlafen, aber wir waren immerhin bei etwa 2-3 Mal stillen pro Nacht. Natürlich gab es auch schon unruhigere Nächte, aber nicht über einen so langen Zeitraum.
Ich habe gelesen, dass es vorkommt, dass Babys aufgrund des Zahnens nachts besonders unruhig sein können. Ich weiß, dass Sie keine 'Ferndiagnose' stellen können, aber ist das denn plausibel? Tagsüber merkt man ihr nämlich kaum an, dass sie das Zahnen stört.
Gibt es irgendwas, was ich tun kann, damit sie ruhiger schläft? Der ganze Tagesablauf verschiebt sich dadurch auch, weil sie morgens zwar von allein etwa zwischen 6:30 und 7:00 aufwacht, aber bald darauf wieder müde ist.
Vielen Dank für Ihre Hilfe!
Viele Grüße
beissbaby
von
beissbaby
am 20.08.2015, 13:46
Antwort auf:
Nachts sehr häufiges Stillen wegen Zähnchen?
Liebe beissbaby,
es ist leider ziemlich normal, wenn ein Baby in diesem Alter so schlecht schläft.
Als Eltern glauben und hoffen wir immer auf eine lineare Weiterentwicklung der Fähigkeiten unserer Kinder. Beim Schlafverhalten können wir jedoch nicht davon ausgehen, dass die Entwicklung kontinuierlich verläuft, im Gegenteil, relativ viele Babys schlafen mit zwei Monaten deutlich länger und anhaltender als mit vier oder acht Monaten.
Die Kinder beginnen um diesen Zeitraum die Welt sehr konkret zu erleben, sie müssen das am Tag Erlebte in der Nacht verarbeiten, sie lernen neue Fähigkeiten (umdrehen, robben, krabbeln, gezieltes Greifen ...), sie beginnen den Unterschied zwischen fremd und bekannt zu erkennen. All dies ist ungeheuer aufregend und auch anstrengend. Dazu kommt, dass sich die Zähne verstärkt bemerkbar machen, dass vielleicht die erste Erkältung kommt und, und, und ...
Der scheinbare Rückschritt im Schlafverhalten ist eigentlich ein Fortschritt, denn er zeigt, dass die Entwicklung des Kindes voranschreitet.
Abgesehen von den umstrittenen Schlaftrainingsprogrammen, die von Stillexperten nahezu einhellig abgelehnt werden, bleibt dir in dieser Zeit nicht viel, als geduldig zu bleiben und sich die Tage und Nächte so einfach wie möglich zu gestalten.
Als stillende Mutter hast Du den ungeheuren Vorteil, dass Du dein Kind durch diese für alle anstrengende Zeit begleiten kannst, ohne dass Du richtig wach werden und aufstehen musst. Genieße dieses Privileg, dich einfach nur umdrehen zu müssen, so dass dein Kind an deine Brust kann und dann, wenn schon nicht sofort weiterschlafen zu können, so doch zumindest ruhen kannst.
Wenn Du gerne liest und ein Buch lesen möchtest, das sich mit dem Thema Schlaf auseinandersetzt und dessen Autor beim Thema Schlaf auch Achtung vor dem Baby zeigt und dessen Bedürfnisse ernst nimmt, kann ich dir wärmstens „Schlafen und Wachen ein Elternbuch für Kindernächte" von Dr. William Sears empfehlen, das Du im Buchhandel, bei der La Leche Liga und jeder LLL Stillberaterin bekommen kannst.
Sehr empfehlenswert ist auch von Sibylle Lüpold das Buch: "Ich will bei euch schlafen - Ruhige Nächte für Eltern und Kinder." Von ihr ist auch die Broschüre "Kinder brauchen uns auch nachts", in der 20 namhafte Experten wie Dr. William Sears, Prof. Dr. Gerald Hüther und Prof. Dr. Remo Largo gute Argumente liefern , weshalb von der Anwendung eines Schlaftrainings, wie zum Beispiel der Ferber-Methode, abzuraten ist.
http://www.fuerkinder.org/files/broschre_kinder_brauchen_uns_auch_nachts_de.pdf
LLLiebe Grüße
Biggi
von
Biggi Welter
am 20.08.2015