Nach vier Monaten noch Muttermilch?

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: Nach vier Monaten noch Muttermilch?

Hallo, mein Sohn ist 9 Monate alt und ich habe ihn mit 5 Monaten leider abgestillt. Nun ist er verschnupft und ich hab im Netz gelesen dass man Muttermilch in die Nase tropfen soll. Aus reiner Neugierde habe ich nun versucht eine kleine Menge abzupumpen und war total erstaunt als ich innerhalb weniger Minuten ca 15 ml bekam mit einer handpumpe. Jetzt frage ich mich allerdings ob das wirklich Muttermilch ist, ob ich sie zb gegen den Schnupfen einsetzen könnte und was wäre wenn ich ihm die füttern würde bzw ob es sich vielleicht soweit steigern ließe dass er noch eine Brustmahlzeit am Tag bekommen könnte. Ich bereue sehr abgestillt zu haben. Leider ist mein Mann vor vier Monaten wegen einer anderen von uns weggegangen und das hat dazu geführt dass ich mit einem Mal kaum noch milch hatte, vermutlich der stress. Lg

von mandyvs am 12.07.2016, 00:33



Antwort auf: Nach vier Monaten noch Muttermilch?

Liebe mandyvs, bis die Brust nach der Stillzeit wieder vollkommen inaktiv ist, vergehen Wochen und Monate und bei manchen Frauen sogar Jahre. Wenn jedoch die Brust in geringem Maße weiterhin stimuliert wird - eventuell auch durch Massage oder beim Pumpen - kann die Milchbildung praktisch "auf ewig" in geringem Maß aufrecht erhalten bleiben. Es kommt gar nicht mal so selten vor, dass Frauen unbeabsichtigt die Milchproduktion auf geringem Niveau aufrecht erhalten indem sie immer wieder ein wenig an der Brust herumdrücken, um zu testen, ob noch Milch da ist. Man kann eine Faustregel aufstellen, dass ungefähr eine Woche pro Monat, der nicht mehr gestillt wurde, plus eine zusätzliche Woche gerechnet werden muss, um wieder eine ausreichende Milchmenge zu bilden. Allerdings gibt es keine Garantien. Das grundlegende Vorgehen bei einer Relaktation und auch der induzierten Laktation besteht darin, das Baby dazu zu bringen so oft wie möglich an der Brust zu saugen. Dadurch werden die Brüste (wieder) zur Milchbildung angeregt. Ein ähnlicher Effekt lässt sich auch mit einer guten Milchpumpe erreichen. Häufig ist auch zusätzliches Pumpen neben dem Anlegen des Kindes sinnvoll, um die Milchproduktion zu steigern. In manchen Fällen wird die Relaktation bzw. induzierte Laktation zusätzlich mit Medikamenten unterstützt. In den Ländern der dritten Welt, wird meist ohne Medikamente vorgegangen und die Ergebnisse sind dennoch fast immer besser als bei uns. Gut beschrieben wird der Vorgang der Relaktation in dem Buch „Stillen eines Adoptivkindes und Relaktation“ von Elizabeth Hormann (ISBN 3 932022 02 5), das im Buchhandel oder bei La Leche Liga Deutschland und bei jeder LLL Stillberaterin erhältlich ist. Adressen von Stillberaterinnen findest Du im Internet unter: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). Hör in dich hinein und wäge ab, ob Du bereit bist und wenn es die zu viel ist, dann ist auch das völlig in Ordnung. Du hast deinem Kind den bestmöglichen Start ins Leben geschenkt und hast viel gekämpft um Eure Stillbeziehung und wenn es jetzt nur noch Stress bedeutet, dann ist es dein gutes Recht, es zu beenden. Ich wünsche dir von Herzen, dass Du die Trennung gut verkraftest und bald wieder optimistisch in die Zukunft sehen kannst! LLLiebe Grüße Biggi

von Biggi Welter am 12.07.2016