Langzeitstillen-wie geht es weiter?

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: Langzeitstillen-wie geht es weiter?

Hallo liebes Expertenteam, mein Sohn ist nun 18 Monate und hinter uns liegt eine bislang wundervolle Stillzeit. Im Moment haben wir allerdings ein wenig Schwierigkeiten. Der kleine Mann zahnt und fühlt sich dementsprechend oft unwohl im Mund. Zumindest vermute ich das. Dieses Unbehagen scheint er ( insbesondere Nachts) mit Stillen kompensieren zu wollen. Zudem passt mein Mann aktuell häufiger mal drei vier Stunden auf ihn auf und stille ich ihn in dieser Zeit natürlich nicht. Er hat von sich aus keinen Brei gewollt, sondern hat erste Essenserfahrungen über Baby-led-weaning gesammelt und relativ schnell an den Familientisch gewechselt. Er probiert alles, aber isst mal mehr mal weniger und selten so, dass es eine richtige Portion wäre. Für das "richtige" Essen gibt es feste Zeiten, gestillt wird nach Bedarf oder vielleicht besser Wunsch. Dabei ist er im Moment oft leicht ablenkbar und dockt sich ab, flitzt weg, kommt wueder, trinkt weiter oder veranstaltet akrobatische Übungen auf mir während er trinkt. Nachts ist es z. Zt. so, dass er sehr lange trinkt und nicht abdockt und dann total doll weint, wenn ich versuche ihn abzudocken. Ich habe es mit trösten, streicheln etc. probiert, aber schlussendlich landet er doch wieder an der Brust. Zur Stillmenge kann ich wenig sagen. Mindestens viermal bis nach oben offen. Nun zu meinen Fragen: Ich bin mir nicht sicher, ob es jetzt noch richtig ist, ihn entscheiden zu lassen, wann er trinkt und wie er das Stillen gestaltet. Soll ich z.B. immer wieder neu mit ihm ansetzten oder muss irgendwann dann Schluss sein und er hat "Pech gehabt" und muss warten bis zur nächsten Mahlzeit? Erziehe ich ihn falsch mit meinem Verhalten ihn nachts trinken zu lassen wie er möchte oder wird das von alleine wieder aufhören, wenn es ihm besser geht= Er hat auch schon ein paar Nächte durchgeschlafen (phasenweise) und dann natürlich nichts getrunken. Es ist im Moment halt auch für mich kein schönes Stillen.Nachts ist er manchmal so müde, dass er mit seinen Zähnen die Brustwarze zwirbelt, und irgendwie habe ich nachts beim Stillen eine derart blöde Haltung im Liegen, dass ich morgens ziemliche Schmerzen habe. Außerdem lässt mich dieses Dauerstillen schlecht einschlafen. Auch tagsüber ist es schwierig, wenn er alle zwei Minuten wieder ankommt, obwohl man schon "alles eingepackt" hat. Bezogen auf das Langzeitstillen: wie endet das? Ich bin eigentlich recht offen ihn noch länger zu stillen, da er scheinbar noch den Bedarf hat. Allerdings möchte ich auch ungern in den Pausen zur Grundschule gefahren kommen... ist das Abstillen ein Prozess, der dann irgendwann von alleine einsetzt oder muss man das forcieren? Ich freue mich auf Ihre Antwort, den eigentlich lief das Stillen und der Umgang damit ganz von selbst. Jetzt bin ich das erste Mal an einem Punkt, wo ich mir nicht sicher bin, ob ich einfach nach Gefühl weitermachen kann und wir die Situation nur durchstehen müssen... Vielen Dank. Einen schönen Tag, Sabrina

von Löwenmäulchen82 am 29.01.2015, 07:05



Antwort auf: Langzeitstillen-wie geht es weiter?

Liebe Sabrina, entwicklungsbedingt stillen sehr viele Babys in diesem Alter wieder häufiger und suchen dann nicht nur die Nahrung aus der Mutterbrust, sondern auch die Sicherheit und Geborgenheit, die das Stillen automatisch mit sich bringt. Trotzdem ist Stillen ist eine Zweierbeziehung und wenn es dazu kommt, dass sich ein Partner dabei nicht wohl fühlt, dann müssen Lösungswege gefunden werden. Eine Möglichkeit ist, dass Du mit deinem Kind darüber sprichst, dass Du das Stillen als unangenehm empfindest und dass Du denkst, dass es nun an der Zeit ist, eure gemeinsame Stillzeit zu beenden oder zumindest das viele Stillen einzuschränken. Überlegt gemeinsam, wie ihr nun zu einem harmonischen Ende finden könnt. Vielleicht indem ihr auf ein bestimmtes Datum hinarbeitet oder aber auch durch ganz klare Regeln, die auch lauten können „Es wird nur noch gestillt, wenn es dunkel ist“ oder „wir stillen nur noch am Morgen“ oder aber „es wird nur einmal ausgepackt“. So lange DU nicht ABSOLUT sicher bist, dass Du weniger stillen möchtest, wird dein Kind das spüren. Ist die Mutter innerlich nicht davon überzeugt, dass sie ihr Kind ab- oder weniger stillen will, dann ist dieser Zweifel für das Kind sehr deutlich fühlbar und es reagiert in fast allen Fällen so, dass es eher noch häufiger gestillt werden mag. Zweifel und Unsicherheit sind für ein Kind unerträglich, Kinder brauchen Klarheit. Kinder sind für „geordnete Verhältnisse", Unsicherheit und Zweifel bringen sie aus dem Gleichgewicht. Wichtig ist nun, dass ihr zum einen wirklich miteinander redet und Du deinem Kind klar erklärst und sagst, was Du willst und was Du nicht mehr willst. Zum anderen muss für dein Kind deutlich erkennbar sein, wo deine Grenzen gesetzt sind. Liebevolle Konsequenz ist das Zaubermittel in der Erziehung. Nimm dir einmal eine ruhige Stunde für dich, in der Du wirklich unbeeinflusst von außen nachdenken kannst und mach dir dabei sogar ruhig eine Liste aller Gründe, die für ein Wenigerstillen jetzt sprechen und auch welche dagegen sprechen. Überlege dann, welche der Gründe tatsächlich für DICH Bestand haben. Überdenke deine Beziehung zu deinem Kind. Dein Kind wird Regeln lernen und das kann es auch in diesem Alter! Und ja, es ist normal, wenn dein Kind noch deine Nähe sucht und die Geborgenheit an der Brust vermisst und vehement einfordert! Wichtig ist, dass Du dir Klarheit verschaffst und dann zu deiner Entscheidung stehst ganz gleich wie diese ausfällt. Wenn Du dir deiner Entscheidung sicher bist, wird es Euch beiden besser gehen. Fällt die Entscheidung von deiner Seite für das Wenigerstillen, dann wird dein Kind fühlen „Jetzt hat Mama keinen Zweifel mehr" und wird sich auch abstillen lassen, sicher nicht ganz ohne Wehmut, aber ohne riesige Verzweiflung. Vielleicht ist es aber auch so, dass Du gar nicht sooo sehr genervt bist und merkst, dass es so noch okay ist für dich. Dein Kind wird diese Phase hinter sich lassen, auch ohne Druck. LLLiebe Grüße Biggi Welter

von Biggi Welter am 29.01.2015



Antwort auf: Langzeitstillen-wie geht es weiter?

Achso, nicht zu vergessen. Ich stille wirklich gerne. Gerade im Moment ist es auch eine tolle und lustige Zeit zu stillen. Ganz oft richtet er das Sofa her, damit wir dann zum Stillen gehen. Er bringt Kissen und Decke und freut sich richtig. Das wollte ich nur schnell noch erwähnen. :-)

von Löwenmäulchen82 am 29.01.2015, 07:11



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