Mein Sohn ist jetzt etwas über ein Jahr alt und wird noch gestillt. Seit Einführung der Beikost isst er mehr oder weniger unverändert mittags einen Gemüse-Kartoffel-(Fleisch)-Brei mit etwas Obstbrei als Nachtisch, abends einen Halbmilch-Getreide-Brei ebenfalls mit Obstbrei. Er kommt nur mit ganz fein püriertem Brei klar, alles Gröbere führt zu Brechreiz. Wir bieten ihm inzwischen morgens einen Getreide-Obst-Brei an, der ihn aber nicht besonders interessiert, manchmal knabbert er etwas an einer Dinkelstange, das meiste wird aber wieder ausgespuckt. Ich stille ihn in der Regel nachmittags und vor dem Ins-Bett-Gehen, nachts kommt er meistens 2-3 Mal oder öfter. Er trinkt dann eigentlich auch immer viel, es kommt nur ganz selten vor, dass er nur nuckelt und dann schon wieder einschläft. Die häufigen nächtlichen Unterbrechungen machen mir inzwischen schon zu schaffen.
Seit einger Zeit will mein Sohn als Mittagsbrei nur noch Fleischbrei mit Karotte/Zucchini und Kartoffel. Alle Gemüsebreie, die ich ihm anbiete, werden nach 2,3 Löffelchen abgelehnt, auch die, die er bisher mochte. Ich frage mich, ob das daran liegen könnte, dass meine Eisenvorräte ziemlich aufgebraucht sind (mein Eisenwert ist schon seit Monaten sehr niedrig, ich vertrage die Eisentabletten leider nicht). Könnte es sein, dass mein Sohn sich intuitiv über den Fleischbrei das Eisen "holt", das er über die Milch nicht ausreichend bekommt? Andererseits meint unser Kinderarzt, dass er durch den Fleischbrei + abendlichen Milchbrei und das häufige Stillen zu viel Calcium zu sich nimmt. Nur weiß ich ehrlich gesagt nicht, wie ich das regulieren soll - denn wenn er den Gemüsebrei nicht isst, dann trinkt er umso mehr bei mir, und die Milchmenge, die er auf diesem Weg zu sich nimmt, kann ich ja schlecht bestimmen... Laut Kinderarzt soll er maximal 400 ml Milch zu sich nehmen, darüber habe ich aber natürlich keinen Überblick.
Meine Fragen sind daher die: Besteht auch aus Ihrer Sicht die Gefahr, dass mein Sohn zu viel Calcium zu sich nimmt? Oder besteht andererseits die Gefahr, dass er mit anderen Mineralien und Nährstoffen unterversorgt wird, da seine Ernährung bisher ja noch relativ wenig abwechslungsreich ist? Sollte ich das Stillen nach Bedarf, vor allem nachts, einschränken oder gibt sich das von selbst? Bei uns ist es genau wie bei meiner Vorrednerin: Ohne Stillen ist mein Sohn nicht zu beruhigen, wir haben alles probiert. Schreien lassen möchte ich ihn nicht... Dennoch frage ich mich, ist es gut, dass er so oft aufwacht und trinkt bzw. sollten wir versuchen, daran etwas zu ändern und wenn ja, wie? Bisher dachte ich immer, das pendelt sich alles von alleine ein, mein Kind weiß selbst genau, was es braucht - aber inzwischen bin ich doch verunsichert.
Danke im Voraus für Ihre Hilfe! LG von Bea
von
Bea0805
am 23.04.2015, 11:35
Antwort auf:
Langzeitstillen und wenig Variation in der Beikost, häufiges Stillen nachts
Liebe Bea0805,
wurde der Eisenwert des Kindes schon einmal kontrolliert? Kann Euer Kind eventuell einen Zinkmangel haben? Beides kann die Ursache für ein schlecht essendes und/oder schlecht gedeihendes Kind sein.
Wenn das abgeklärt ist, kannst Du ganz beruhigt sein.
Dein Kind kann Muttermilch trinken, so viel es möchte, davon wird es niemals zu viel Eiweiss bekommen. Und wenn Du nicht viel Kuhmilch dazu gibst, dann brauchst Du dir auch da keine Gedanken zu machen.
So schwer es auch fällt, versuche die Geduld zu bewahren und mach bitte keinen Kampf ums
Essen. Wenn es erst einmal so ist, dass das Essen Machtkampf bedeutet, dann sind wir Eltern
sehr schnell die Verlierer und viele Essstörungen haben ihre Ursache in einem krampfhaften
Machtkampf ums Essen im Baby und Kleinkindalter.
Lass dich leiten von deinem Kleinen, er WEISS genau, was er braucht. Wenn er nichts oder nur wenig essen mag, dann lass ihn. Sonst erzeugst du nur einen Stress, der keinem von Euch gut tut.
Der beste Weg, ein Kind zu einem "schwierigen Esser" zu machen besteht darin, es zum Essen zu zwingen! Ein Kind darf essen, aber es muss nicht essen und eine sehr bewährte Methode lautet "Die Mutter bietet an, was es gibt, das Kind entscheidet wie viel oder wenige es davon isst".
Sei getrost, dass er solange du weiter stillst bekommt was er braucht.
Vielleicht ist auch für dich das Buch "Mein Kind will nicht essen" von dem spanischen Kinderarzt Dr. Carlos Gonzales eine interessante (und beruhigende) Lektüre. Das Buch ist im Buchhandel (ISBN 3 932022 12 2) bei der La Leche Liga oder auch im Stillshop hier auf der Seite erhältlich.
Dr. Gonzales hat eine Aufstellung gemacht, wie viel Muttermilch (MM) ein Baby im Alter zwischen neun und zwölf Monaten benötigt, um den empfohlenen Bedarf an verschiedenen Nährstoffen zu decken:
Energie: 830 kcal = 1185 ml MM
Eiweiss: 9,6 g = 910 ml MM
Vitamin A: 350 µg = 700 ml MM
Vitamin B: 0,4 µg = 412 ml MM
Vitamin C: 25 mg = 625 ml MM
Diese Angaben zeigen, dass Muttermilch den Bedarf des Kindes an vielen Nährstoffen lange zu decken vermag und nicht unbedingt Eile geboten ist, das Kind zum Essen zu zwingen.
Ich zitiere dir noch aus einem Artikel, den Denise Both IBCLC geschrieben hat:
"Das am heißesten gehandelte Thema, wenn es um Mangelerscheinungen bei gestillten Kindern ist das Eisen. Stillende Frauen dürfen sich immer wieder anhören, dass Muttermilch ja nur wenig Eisen enthält und dass die Eisenspeicher des Kindes nur bis etwa sechs Monate ausreichen und dann sei es unabdingbar Beikost einzuführen, um einen Eisenmangel abzuwenden. Es stimmt, dass Muttermilch im Verhältnis zu Kuhmilch oder künstlicher Säuglingsnahrung nur wenig Eisen enthält, demgegenüber steht jedoch die bessere Bioverfügbarkeit des Muttermilcheisens für das Kind. Dennoch kann es zu einem Eisenmangel bei gestillten Kindern kommen. Besonders gefährdet dafür sind Frühgeborene, Kinder deren Mütter in der Schwangerschaft einen Eisenmangel hatten und Kinder, deutlich länger als sechs Monate jegliche feste Nahrung ablehnen.
Man muss zwischen Eisenmangel und einer Eisenmangelanämie unterscheiden. Eisenmangel lässt sich nicht unbedingt an einem niedrigen Hämoglobinwert (Hb) erkennen. Es reicht also nicht, beim Kind regelmäßig den Hb zu bestimmen, um einen Eisenmangel auszuschließen, sondern es muss zusätzlich auch noch der Serum Ferritin Wert bestimmt werden. Ein Eisenmangel im Kindesalter kann wirklich schwer wiegende und vor allem nicht immer wieder behebbare Folgen für die geistige und körperliche Entwicklung haben und sollte deshalb nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Dazu kommt, dass sich ein unguter Kreislauf entwickeln kann, wenn das Kind erst mal in eine Mangelsituation geraten ist: Der Eisenmangel macht das Kind appetitlos, das Kind mag erst recht keine Beikost essen, der Eisenmangel verschärft sich. Deshalb ist es sinnvoll, dass bei einem Kind, das lange jegliche Beikost verweigert, Hämoglobin und Ferritin bestimmt werden, um rechtzeitig eingreifen zu können, falls sich ein Mangel bestätigt. Der Pieks für die Blutuntersuchung ist weniger traumatisch für das Kind, als ein unentdeckter Eisenmangel.
Eine vegetarische Ernährung ist übrigens nicht gleichzusetzen mit einer zu geringen Eisenzufuhr. Vegetarisch lebende Familien sollten jedoch unbedingt auf eine bewusste Zusammenstellung ihrer Ernährung achten, denn das Eisen aus pflanzlichen Nahrungsmitteln wird nur zu 3 bis 8 Prozent verwertet, also deutlich weniger als das hämgebundene Eisen aus Fleisch, dessen Verwertbarkeit bei etwa 23 % liegt."
Es gibt Babys, die es geradezu hassen und hysterisch reagieren, wenn man ihnen etwas in den Mund stecken will. Diese Kinder essen aber recht gut, wenn sie selber essen dürfen. Das Geschmiere, das es dabei gibt, ist weniger schlimm, als das Theater mit einem Kind, das sich mit allen Kräften wehrt und außerdem lernen die Kinder recht schnell gut zu essen.
Es gibt eine ganze Menge, was als fingergerechte Nahrung angeboten werden kann. Banane zum Beispiel kann ein Kind gut in die Hand nehmen, sie ist weich und es kann sie alleine essen. Auch ein Stück von einer gekochten Kartoffel geht gut. Gekochte Erbsen können einzeln aufgepickt werden (ist gleichzeitig eine gute Übung für die Feinmotorik), alle Gemüse und Obstarten, die einigermaßen weich sind und dann in kleine Stücke geschnitten werden, können gegeben werden.
Probier es einfach einmal aus.
LLLiebe Grüße,
Biggi
von
Biggi Welter
am 23.04.2015
Antwort auf:
Langzeitstillen und wenig Variation in der Beikost, häufiges Stillen nachts
Aaaaah! Ich bin einfach zu müde... Pardon, ich schreibe hier die ganze Zeit von CALCIUM und meine eigentlich EIWEISS! :-/ Ich hoffe, mein P.S. kommt noch an...
von
Bea0805
am 23.04.2015, 12:39