Kombipräparat während Stillzeit nötig?

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: Kombipräparat während Stillzeit nötig?

Hallo, meinen sieben Wochen alten Sohn stille ich voll. Meine Frauenärztin hat mir letztens das Kombipräparat Gynvital Elevit mitgegeben, allerdings ohne mich nach meinen Ernährungsgewohnheiten zu fragen. Jetzt meine Fragen: 1.Ist das wirklich nötig? Reicht es nicht auch, nur Folsäure und Jod zu nehmen? Allerdings hat das Präparat von Folio nur die Bewertung "ausreichend" bei Öko Test bekommen. Gibt es ein besseres Präparat? 2. Ich versuche mich nach den Empfehlungen (5 Portionen Obst und Gemüse etc.) ausgewogen zu ernähren, allerdings schaffe ich es seit der Geburt nicht mehr, regelmäßig zu essen. Und ich schaffe es leider auch nicht, sonderlich viel zu essen. Dennoch esse ich, wenn ich etwas esse, hauptsächlich Obst und Gemüse, zwei bis dreimal Fleisch und einmal Lachs in der Woche. Selten Brot und Nudeln. Milch, Joghurt etc kaum, versuche es aber zu steigern. Ist unter diesen Umständen die Ergänzung mit Gynvital sinnvoll? 3. Ich nehme täglich zusätzlich 400 mg Magnesium. In Gynvital sind 57 mg Magnesium enthalten. Ist das dann insgesamt zu viel? 4. Bestimmt ein Nahrungsergänzungsmittel die Nährstoffdichte in der Muttermilch oder ist es hauptsächlich dazu da um einem Mangel bei der Mutter entgegenzuwirken? Schade ich meinem Kind, wenn ich nicht genug Nährstoffe zu mir nehme oder nimmt sich die Muttermilch alles Nötige aus meinem Körper? Vielen Dank und liebe Grüße Julia

von Julia1 am 07.04.2016, 15:37



Antwort auf: Kombipräparat während Stillzeit nötig?

Liebe Julia, ich kann und darf keine Medikamente empfehlen und auch nichts zu deren Dosierung schreiben. Das Berliner Pharmakovigilanz und Beratungszentrum für Embryonaltoxikologie ("Embryotox") berät Ärzte und andere Fachleute bei Fragen zur Vereinbarkeit von Medikamenten und Stillzeit (und natürlich auch Schwangerschaft). Es ist unter der Telefonnr. 030 450-525700 erreichbar, per mail unter mail@embryotox.de, oder online unter www.embryotox.de bzw. http://www.bbges.de/content/index024a.html. Ernährt sich eine Frau einigermaßen ausgewogen, dann braucht sie in der Stillzeit eigentlich keinerlei zusätzliche Vitamine oder andere Nahrungsergänzungsmittel. Obwohl sich Frauen in verschiedenen Ländern und unterschiedlichen Kulturen sehr unterschiedlich ernähren gibt es so gut wie keine Unterschiede in der Zusammensetzung der Muttermilch. Es ist sehr schwierig bis unmöglich, die Milchzusammensetzung deutlich über die Ernährung zu beeinflussen. Dies mag ein Schachzug der Natur sein, um das Überleben des Babys zu sichern. Ernährt sich eine Mutter nicht gut, so geht dies zunächst nicht zu Lasten der Qualität der Muttermilch, sondern zu Lasten der Mutter. Erst wenn die Reserven der Mutter erschöpft sind (zum Beispiel bei schwer unterernährten Frauen in Hungergebieten), kommt es zu Veränderungen der Muttermilch, die jedoch weniger die Qualität als die Quantität betreffen. Auch Stress führt nicht zu einer Qualitätseinbuße der Milch. Hier gibt es nur zwei Ausnahmen, dass die Milch nicht alles enthält, was das Baby braucht: bei extremen Ernährungsformen ohne jegliche tierische Produkte (vegane Ernährung) kann der Gehalt an Vitamin B12 in der Muttermilch nicht ausreichen und bei einer sehr seltenen Stoffwechselkrankheit.Ich gehe jedoch davon aus, dass Du weder kurz vor dem Hungertod stehst, noch sich streng vegan ernährst oder gar an Hyperlipoproteinämie leidest. LLLiebe Grüße Biggi

von Biggi Welter am 07.04.2016