Guten Tag,
ich bin etwas verunsichert.
Mein Kleiner (jetzt 1,5 Wochen alt) hängt jetzt seit 3 Tagen ununterbrochen an meiner Brust. Vorher hatten wir eigentlich einen ganz guten Rhythmus - er hat getrunken (ca. 30-50 Minuten) und dann gut 2 Stunden geschlafen bis er wieder Hunger hatte.
Jetzt seit 3 Tagen hängt er aber ungelogen gute 20 Stunden ununterbrochen an meiner Brust. An Schlaf ist nicht mehr zu denken - sobald ich ihn von der Brust nehme, fängt er an zu brüllen. Andere Formen körperlicher Nähe sind ihm egal - trage ich ihn auf der Schulter zum Bäuerchen (was ja zwischendurch gemacht werden muss, vor allem weil er seit seiner Geburt Blähungen hat) schnüffelt er nur schmatzend vor sich hin, nuckelt an meiner Schulter und versucht nach unten zu wandern um wieder an die Brust zu kommen.
Wie gesagt habe ich jetzt quasi 3 Tage durchgestillt (mal von kurzen Wickelpausen die mein Mann übernommen hat, damit ich mal zur Toilette oder duschen konnte abgesehen) und auch diese 3 Tage mehr oder weniger überhaupt nicht geschlafen (nicke mal ab und an 5-6 Minuten ein, werde aber sofort von meinem Kleinen geweckt, wenn er dann die Brust verliert). Ich bin mittlerweile ziemlich fertig und weiß nicht, was ich machen soll.
Meine Nachsorgehebamme meinte, ich soll nach Plan stillen - also wenn er eine gewisse Zeit getrunken hat ihn lösen und erst nach 2 Stunden wieder ansetzen. Das Verhalten sei in dem Alter nicht normal, sondern käme (wenn überhaupt erst) beim ersten Entwicklungsschub von 5 Wochen. Ich müsste zu unserem alten Rhythmus zurück kommen, der Kleine dürfte sich auf keinen Fall daran gewöhnen die Brust außer zum Essen noch als "Bespaßung" zu sehen, sonst würde ich ihn irgendwann nicht mehr ab bekommen.
Aber was bringt mir das? In der Zeit ist er ja ausschließlich am brüllen. An Erholung oder gar Schlafen ist dabei ja auch nicht zu denken.
Würde eine Umstellung auf die Flasche etwas bringen? Ich pumpe seit heute ab, damit vielleicht mal mein Mann eine Schicht übernehmen kann, damit ich wenigstens mal 1-2 Stunden schlafen kann. Nach 3 Tagen ohne Schlaf habe ich mittlerweile wahnsinnige Kopfschmerzen, bin unkonzentriert und habe langsam echt Angst, dass ich einfach irgendwann aus Erschöpfung beim Stillen einschlafe und dann was passiert.
Haben Sie eine Idee was ich machen könnte?
Ach ja, tragen im Tragetuch geht leider auch nicht, weil ich eine entzündete Narbe vom Kaiserschnitt habe.
Bin für jeden Tipp dankbar.
von
Ashey
am 29.06.2017, 20:29
Antwort auf:
Kind will permanent die Brust
Liebe Ashey,
dieses Verhalten ist ganz normal für ein so kleines frischgeschlüpftes Menschlein. Je weniger Sie versuchen die Stillabstände zu beeinflussen, desto eher pendeln sie sich von selbst auf größere Abstände an. Wobei, wenn ein Baby kurz trinkt (auch normal) es eben häufiger trinkt (ebenso normal).
Alle Stillexperten sind sich einige, dass Stillen nach Bedarf für Mutter und Kind am besten ist. So wird sichergestellt, dass das Baby die Nahrung, die es braucht, genau dann bekommt, wenn es sie braucht und sich das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage einstellen kann. Während eines Wachstumsschubs kann es durchaus sein, dass ein Baby alle Stunde an die Brust möchte.
Es gibt keinen Grund einen Mindestabstand zwischen zwei Stillmahlzeiten einzuhalten. Im Extremfall kann das „Hinhalten" des Babys zu Gedeihstörungen führen. All die Erzählungen von einem bestimmten Rhythmus eines Babys sind schlicht und ergreifend falsch.
Muttermilch ist innerhalb von 60 bis 90 Minuten verdaut und der Organismus eines Babys ist auf häufige Mahlzeiten eingestellt.
So kleine Babys wollen im Schnitt zwischen acht und zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden gestillt werden. Im Schnitt heißt, es gibt Babys die seltener nach der Brust verlangen (eher wenige Babys) und es gibt Babys, die häufiger an die Brust wollen (die Mehrzahl). Nun ist es jedoch nicht so, dass ein Kind zügig zwanzig Minuten trinkt und sich dann nach drei Stunden das nächste Mal rührt, sondern es kommt immer wieder zu Stillepisoden, die so ablaufen: das Kind trinkt eine kurze Weile, hört auf, döst vielleicht sogar weg und beginnt erneut kurz zu trinken usw. Dieses Verhalten heißt Clusterfeeding und ist absolut normal für kleine Babys. Besonders gehäuft treten diese Stillepisoden am Nachmittag und Abend auf, wie überhaupt die Abstände zwischen den Stillzeiten im Verlauf des Tages immer kürzer werden.
Das Dauerstillen kann sehr anstrengend und auch nervend sein, aber es hat seinen Sinn. Rein wissenschaftlich gesehen ist es so, dass das Baby durch den Stillmarathon die Prolaktinausschüttung anregt und so dafür sorgt, dass die Milchbildung angeregt wird und genügend Milch für das Kind zur Verfügung steht.
Muttermilch ist innerhalb von 60 bis 90 Minuten verdaut und der Organismus eines Babys ist auf häufige Mahlzeiten eingestellt.
Ich kann Ihnen gerne empfehlen, einmal ein Stillgruppentreffen zu besuchen oder zumindest einmal mit einer Stillberaterin in ihrer Nähe ein direktes Gespräch (auch am Telefon) zu führen. Viele Unsicherheiten lassen sich im direkten Gespräch sehr viel besser ausräumen und der Austausch mit anderen stillenden Müttern kann sehr ermutigend sein und vor allem werden Sie sehen und erleben, dass sich andere Babys genau so verhalten wie Ihr kleines Menschlein.
Adressen von Stillberaterinnen finden Sie im Internet unter:
http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC).
LLLiebe Grüße
Biggi
von
Biggi Welter
am 29.06.2017