Hallo!
Ich bin eine Langzeitstillmama und meine Kleine wird im Herbst 3. Vor einigen Monaten haben wir ein erstes Loch in einem Zahn entdeckt. Sie wird nach wie vor nach Bedarf gestillt, dass heißt in der Regel morgens, teilweise zum Mittagsschlaf sowie abends zum Einschlafen und mehrmals nachts. Eigentlich hatte ich gehofft, dass sie von sich aus irgendwann nicht mehr will, aber das ist bisher nicht in Sicht und jedes Mal, wenn wir versuchen die Stillzeiten zu reduzieren, scheint sie noch häufiger zu kommen und ihren Dauernuckelmodus anzustellen. Stillt sich wirklich jedes Kind irgendwann von selbst ab, wenn man es nur lässt? Ich zweifle so langsam daran! Wie findet man den richtigen Abstillzeitpunkt?
Als wir dann zum Zahnarzt gingen, meinte der das die Milch Schuld sei, da die Zähne sich nachts nicht regenerieren könnten und die einzige Lösung die Abgewöhnung des Einschlafstillens und des nächtlichen Stillens sei. Ist dem wirklich so?
Ich habe zunächst versucht ihr gründlicher morgens und abends die Zähne zu putzen und den Süßigkeitenkonsum zu reduzieren, jedoch ohne Erfolg. Das Loch hat sich vergrößert und ich durfte mir dementsprechend etwas vom Arzt anhören. Ich dachte man könne vielleicht die Zähne versiegeln, doch angeblich kann man nichts tun solange nicht der auslösende Faktor (das Stillen) beseitigt ist und dann bei so Kleinen nur unter Vollnarkose. Das macht mir alles etwas Angst und ich habe das Gefühl, dass sich auch tagsüber immer wieder Reste im Loch ansammeln und es daher verschlimmern.
Ich will eigentlich unsere schöne Stillzeit, die wir beide überwiegend genießen, nicht auf diese Art und mit so viel Geschrei beenden, nur weil meine Umwelt das Stillen mehr und mehr als unnatürlich und jetzt auch noch schädlich empfinden. Die ganze Situation belastet mich aber enorm und ich bin total hin und hergerissen, da ich natürlich in jeder Hinsicht das Beste für mein Kind will, deshalb stille ich u.a. auch schon so lange.
Der aktuelle Versuch das Einschlafstillen und nächtliche Stillen zu reduzieren kostet uns extrem viel Kraft und Schlaf und leider habe ich nicht die volle Unterstützung meines Mannes. Mit mir will/kann sie nicht "nur kuscheln" und mein Mann kann/will sich arbeitsbedingt aber auch nicht jeden Abend/Nacht drum bemühen und den Protest ertragen. Seit kurzem bzw. vielleicht auch damit zusammenhängend kommt hinzu, dass unsere Kleine abends überhaupt nicht müde ist, dies immer wieder betont und sich die Abende ziehen bis zum geht-nicht-mehr. Ist das jahreszeitlich und altersbedingt oder hängt das alles zusammen?
Ich bin total verzweifelt, gereizt und gefühlt ständig schlecht gelaunt, weil ich nicht weiß wie es weiter gehen soll!!! So halten wir alle das nicht mehr lange aus und bald geht es auch noch mit dem Kindergarten los!
Ich hoffe Ihr habt Tipps und Ideen sowie vielleicht ähnliche Erfahrungen samt Lösungsansätzen. Vielen Dank!
von
Krümel1108
am 12.07.2017, 00:15
Antwort auf:
Karies durch Langzeitstillen in der Nacht? - Abstillen
Liebe Krümel1108,
das Thema Stillen und Karies ist ein Dauerbrennerthema, doch durch das ständige Wiederholen, dass Stillen, vor allem in der Nacht, zu Karies führen würde, wird diese Behauptung nicht richtiger.
Selbstverständlich ist Zahnpflege ab dem ersten Zahn bei gestillten Kindern wichtig. Da gibt es überhaupt keine Diskussion, aber Stillen führt nicht zu Karies. Muttermilch greift die Zähne nicht an. Auslöser für Karies ist ein Bakterium mit dem Namen Streptokokkus mutans.
Weder Langzeitstillen noch nächtliche Stillen leistet entgegen der immer wieder geäußerten Meinung dem Karies keinen Vorschub. Lange gestillte Kinder, die auch zum Einschlafen und während der Nacht gestillt werden haben nicht mehr Karies als andere Kinder, eher im Gegenteil. Beim Stillen werden die Zähne nicht ständig mit Milch umspült, da im Gegensatz zu einem mit der Flasche gefütterten Kind, die Milch erst weit hinter den Zahnleisten in den Mund gelangt und von dort geschluckt wird. Die Milch läuft aus der Brust nicht einfach aus (wie das bei der Flasche der Fall ist), das Kind muss aktiv arbeiten und schluckt dann auch. Gestillte Kinder und auch
Langzeitgestillte Kinder bzw. noch lange während der Nacht gestillte Kinder haben nicht mehr Karies als nicht gestillte Kinder und wenn es zu Karies kommt, dann nicht wegen, sondern trotz des Stillens.
Selbstverständlich ist aber auch für gestillte Kinder Zahnpflege notwendig und wenn ein Stillkind Karies hat, dann muss das behandelt werden.
Wenn Du englisch lesen kannst findest Du weitere Informationen, auch eine Presseerklärung von LLLI zum Thema Karies auf der Homepage von LLLI (www.lalecheleague.org). Gib dort einmal die Suchbegriffe "decay", "dental caries" und "dental health" ein, dann müsstest Du entsprechende Artikel finden.
Harry Torney, ein britischer Zahnarzt hat in Nottingham auf der LLL Europakonferenz im letzten Sommer einen Vortrag zum Thema "Breastfeeding and Dental Health" gehalten und in seinem Vortrag aufgezeigt, dass es keinen Zusammenhang mit vermehrtem Auftreten von Karies und Langzeitstillen gibt.
Er hat auch eine Arbeit darüber veröffentlicht: "Prolonged, on demand breastfeeding and dental caries an investigation, Torney PH, M Dent Sc thesis, Trinity College, Dublin 1992
LLL Großbritannien hat vor etwa einem Jahr auch eine Infobroschüre mit dem Titel "Breastfeeding and Dental Health" herausgebracht. Über die LLLI Seite kommst Du auch zu Seite von LLLGB und kannst dort eventuell diese Broschüre bestellen.
LLLiebe Grüße,
Biggi
von
Biggi Welter
am 12.07.2017
Antwort auf:
Karies durch Langzeitstillen in der Nacht? - Abstillen
Huhu,
verstehe ich das richtig, dass der Zahnarzt sich weigert, das Loch zu behandeln und die Zähne zu versiegeln, bis Du nachts abgestillt hast? Das kommt mir sehr seltsam vor, Dich so unter Druck zu setzen. Vielleicht holst Du Dir eine andere Meinung (oder fragst mal im parallelen Kinderzahnforum nach).
Bei einem meiner 5jährigen haben wir gerade die bei ihm tiefen Fissuren der Backenzähne versiegelt. Das dauert ca. 30 min und tut nicht weh. Ob deine Tochter dabei kooperiert, und ob es überhaupt indiziert ist, weiß ich natürlich nicht.
Zur Behandlung von Karies gibt es mE auch bei Kleineren noch neben Vollnarkose andere Optionen, wie klassische Behandlung unter Sedierung z.B. mit Lachgas, evtl. je nach Stadium auch Remineralisierung mit Curodont Repair.
Alles Gute!
von
zweizwerge
am 12.07.2017, 14:55
Antwort auf:
Karies durch Langzeitstillen in der Nacht? - Abstillen
Vielen Dank euch beiden!
Es ist gut zu wissen, dass mein Bauchgefühl richtig lag und Ärzte nicht immer Recht haben. Danke für die Artikelempfehlungen und Vorschläge für alternative Behandlungsmöglichkeiten, so kann ich mich mit gutem Gewissen der Kritik stellen. Wenn er blöd reagiert und kein sinnvolles Vorgehen vorschlägt, werde ich einfach zu jemand anderem Wechseln und die Frage nach dem Stillen mit gutem Gewissen von vornherein verneinen. Man lässt sich viel zu leicht einschüchtern, dabei sollte es wirklich die eigene Entscheidung sein, ob und wann man abstillt und dies kein Grund sein eine Zahnbehandlung, wenn sie notwendig ist, hinaus zu zögern.
Danke!
von
Krümel1108
am 13.07.2017, 13:57
Antwort auf:
Karies durch Langzeitstillen in der Nacht? - Abstillen
Hallo Krümel1108, wir haben das Problem auch. Ich bin nun grade ziemlich verzweifelt und mich würde interessieren, wie es bei euch weitergegangen bzw. ausgegangen ist. Vielen Dank und liebe Grüße. Yvonne
von
YviKiwi18
am 02.08.2018, 02:02