Liebe Stillberatung,
ich habe seit der Geburt meiner Tochter Probleme mit den Brustwarzen und seit 2 Wochen auch in jeder Brust einen tiefen blutenden Riss am Uebergang von der Brustwarze zum Warzenhof. Es heilt und heilt nicht, trotz Lanolin. Mein Baby nimmt immer genug Brust in den Mund, trotzdem habe ich starke Schmerzen beim und nach und vor dem Stillen, so dass es kaum auszuhalten ist. Die Hebamme sagte, das heile von selbst. Jetzt hat der Arzt mir Antibiotikatabletten verschrieben und ich soll mehrere Tage weder stillen noch abpumpen, weil die Schmerzen so stark sind und die Wunden sonst auch nicht heilen koennten.
Mein Baby bekommt nun die Flasche. Ich streiche per Hand Milch aus, aber es hilft nicht sehr, d. h. es ist sehr viel Milch vorhanden und die Brueste fuehlen sich nach dem Ausstreichen nicht viel leichter an. Ich benutze warme feuchte Kompressen vor dem Ausstreichen.
Was kann ich denn noch tun, um Milchstau zu vermeiden?
Liebe Gruesse
Kitty_Kiki
von
Kitty_Kiki
am 06.02.2015, 06:19
Antwort auf:
Kann nicht mehr stillen wegen nicht heilender Wunden - wie Milchstau vermeiden
Liebe Kitty_Kiki,
hast du schon mal die Hilfe einer Stillberaterin hinzugezogen? Vermutlich stimmt doch irgend etwas nicht mit der Anlegetechnik, und darum wurde es nicht besser?
es ist wirklich unerlässlich, dass herausgefunden wird, warum die Brustwarze wund geworden ist. Solange die Ursache nicht behoben ist, sind alle Versuche mit Salben nur Kosmetik, die nicht wirklich helfen werden.
Um die Heilung zu beschleunigen, haben sich die folgenden Tipps bewährt:
• vor dem Stillen etwas Milch ausstreichen, um den Milchspendereflex auszulösen, bevor das Baby an die Brust anlegt wird.
• an der weniger wunden Seite (so es eine gibt) zuerst anlegen
• nach dem Stillen etwas Muttermilch ausstreichen und auf den Brustwarzen trocknen lassen (dies wird nicht empfohlen, wenn das Wundsein durch eine Soorinfektion verursacht wird, da Soor auf Milch gute Wachstumsbedingungen findet).
• ausreichend hochgereinigtes Lanolin (unter den Handelsnamen Lansinoh, Purelan oder Lanosin erhältlich) auf die Brustwarze auftragen, um sie zwischen den Stillmahlzeiten feucht zu halten (aber nicht zu viel Lanolin verwenden, sonst wird die Brustwarze glitschig und das Baby kann beim Stillen abrutschen). Es hat sich herausgestellt, dass dadurch der Heilungsprozess bei wunden, offenen und blutenden Brustwarzen beschleunigt wird, wenn diese durch schlechte Stillhaltung, falsche Anlegetechnik oder Saugprobleme entstanden sind.
• zwischen den Stillmahlzeiten Brustwarzenschoner mit großen Öffnungen und Löchern zur Luftzirkulation im Büstenhalter tragen, um die Brustwarzen zu schützen. Es können auch mehrere Einmalstilleinlagen aufeinandergeschichtet und in der Mitte ein Loch, das als Aussparung für die Brustwarze dient, hineingeschnitten werden.
Außerdem ist es sinnvoll, dass Du dein Kind so anlegst, dass die Wunde genau in seinen Mundwinkel zu liegen kommt, dann kommt nicht so viel Spannung drauf und sie wird weniger belastet.
Wenn du wirklich eine Stillpause machen musst oder willst (wobei nicht jedes Antibiotikum wirklich eine Stillpause erfordert! Ich schaue gern für dich nach, wie das in deinem Fall ist, wenn du mir den Wirkstoff nennst), dann wäre es gut, wenn du NICHT mit der Flasche sondern mit einer alternativen Fütterungsform die Milch gibst, z.B. mit einem kleinen Becherchen. So vermeidest du, dass dein Kind noch mehr Schwierigkeiten damit bekommt, korrekt an der Brust zu trinken. Das lernen die Kleinen ganz schnell und du vermeidest, dass eine Saugverwirrung entsteht. Hier siehst du, wie das gehen kann:
http://www.youtube.com/watch?v= G NJGerSZY&feature=related und
http://www.youtube.com/watch?v=OAQcvHkFbdc
Mit Hilfe einer Stillberaterin könntest du jedoch schon jetzt daran arbeiten, dass die Anlegetechnik richtig wird, und dann trotz Behandlung weiterstillen. Das ist in der Regel wirklich das einfachste.
Eine Stillberaterin in deiner Nähe findest Du im Internet unter http://wwwlalecheliga.de (La Leche Liga), http://www.afs stillen.de (Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl stillen.de (Still und Laktationsberaterinnen IBCLC).
Gegen einen beginnenden Milchstau hilft, dass du gerade so viel Milch ausstreichst, bis der Druck nachgelassen hat. Es wird dazu führen, dass deine Milchbildung allmählich zurück geht. Darum gilt im Prinzip zur Vermeidung von Milchstau: Trotz wunder Brustwarzen ist häufiges kurzes Stillen am effektivsten, sofern das Baby korrekt andockt.
Vielleicht könnte auch ein zu kurzes Zungenbändchen der Grund dafür sein, dass er das Stillen sehr schmerzhaft ist. Schau mal seine Zunge an. Geht die Spitze nach vorn, läuft sie also spitz zu, wie auch bei dir selbst, oder ist sie vielleicht eingezogen, wie die Mitte eines Herzens? Dann ist wohl das Zungenbändchen zu kurz und er KANN gar nicht korrekt andocken. Es ist kein großer Eingriff, das Bändchen zu durchtrennen und danach trinken die Kinder ohne Probleme. Sprich mit eurem Kinderarzt, wenn seine Zungenspitze so eingezogen aussehen sollte.
Oder vielleicht verkrampft dein Baby die Kiefer beim Stillen? Zuweilen bekommen die Kleinen aufgrund von Verspannungen den Mund nicht weit genug auf, um genügend Brust in den Mund zu nehmen. In diesen Fällen helfen neben Therapeuten (z.B. solche, die "orofasziale Stimulation nach Castillo Morales" beherrschen) auch Gesichtsmassagen (z.B. ganz sanft mit einem weichen Puderpinsel, oder mit "schmetterlingsweichen" leicht kraulenden Fingerspitzen, immer von den Schläfenknochen in Richtung Kinn streichen, auf beiden Seiten des Gesichtes, ca. 20 Mal pro Seite und mehrmals am Tag).
Ich drück die Daumen, dass diese Hinweise euch ein bisschen weiterhelfen!
Lieben Gruß,
Kristina
von
Kristina Wrede
am 06.02.2015