Kann das mit dem Stillen noch was werden?

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: Kann das mit dem Stillen noch was werden?

Liebe Fr. Welter, am 31.Oktober wurde unser kleines Wunder per Kaiserschnitt geboren. Leider klappt das mit dem Stillen nicht so, wie ich mir das sehnlich wünsche. Ich habe zwar Milch, aber nicht in ausreichender Menge, so dass ich zufüttern muss und ca. 1 Stunde nach dem Stillen abpumpen soll. Anfang dieser Woche bin ich noch auf fast 40ml (beide Brüste gemeinsam) gekommen. Gerade eben waren es nur 20ml. Das deprimiert mich sehr. Könnte es sein, dass die Menge so wenig war, weil ich mir etwa 1 - 1,5 h vorher beim Stillen so viel Zeit gelassen habe und meinen Sohn 1 h im Wechsel (mit ein paar Pausen) immer wieder links und rechts angelegt habe? Oder sollte sich nicht neue Milch bis zum Abpumpen gebildet haben? Habe ich noch eine Chance, dass die Milchmenge mehr wird? Ich trinke bereits Stilltee von W. und nehme Bockshornklee-Kapseln. Oder soll ich mich besser gleich damit abfinden, dass ich das Stillen nicht schaffe? Vielen Dank und viele Grüße Liebelu

von liebelu am 09.11.2016, 12:12



Antwort auf: Kann das mit dem Stillen noch was werden?

Liebe Liebelu, die Vorstellung, dass die Brust (ähnlich wie eine Flasche) nach dem Stillen leer ist und erst wieder aufgefüllt werden muss, ist so nicht richtig. Zwar wird zwischen den Stillmahlzeiten Milch produziert, der Hauptanteil der Milch wird jedoch erst während des Stillens gebildet. Das Saugen des Kindes gibt das entsprechende Signal zur Milchbildung, der Milchspendereflex wird dann ausgelöst. Deshalb ist es auch falsch zwischen den Stilmahlzeiten eine längere Pause einzulegen, damit sich die Milch in der Brust sammelt, sondern es muss häufiger angelegt werden, um die Milchmenge zu steigern. So kleine Babys wollen im Schnitt zwischen acht und zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden gestillt werden. Im Schnitt heißt, es gibt Babys die seltener nach der Brust verlangen (eher wenige Babys) und es gibt Babys, die häufiger an die Brust wollen (die Mehrzahl). Nun ist es jedoch nicht so, dass ein Kind zügig zwanzig Minuten trinkt und sich dann nach drei Stunden das nächste Mal rührt, sondern es kommt immer wieder zu Stillepisoden, die so ablaufen: das Kind trinkt eine kurze Weile, hört auf, döst vielleicht sogar weg und beginnt erneut kurz zu trinken usw. Dieses Verhalten heißt Clusterfeeding und ist absolut normal für kleine Babys. Besonders gehäuft treten diese Stillepisoden am Nachmittag und Abend auf, wie überhaupt die Abstände zwischen den Stillzeiten im Verlauf des Tages immer kürzer werden. Dazu kommt, dass in bestimmten Altersstufen Wachstumsschübe zu erwarten sind, in denen die Baby manchmal schier ununterbrochen an die Brust wollen. Wachstumsschübe sind Zeiten erhöhter Nachfrage, in denen das Baby sehr oft gestillt werden möchte. Wird das Baby dann auch häufig angelegt (etwa alle zwei Stunden, manchmal sogar noch häufiger), erhält der Körper der Frau das Signal „mehr Milch bilden" und nach ein paar Tagen ist der Spuk vorbei und die Milchmenge hat sich dem Bedarf des Babys wieder angepasst. Stillen funktioniert nach dem Prinzip von Angebot und Nachfrage. Wird in dieser Situation zugefüttert, wird der Brust kein erhöhter Bedarf signalisiert und die Milchmenge kann sich auch nicht auf den erhöhten Bedarf einstellen. Das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage wird gestört und es kann der Beginn eines unfreiwilligen Abstillens sein. Darum raten wir erst dann zur Gabe von künstlicher Milch, wenn keine andere Maßnahme geholfen hat - oder das Kind deutlich zu wenig zugenommen hat! Aber auch ohne Wachstumsschub ist es normal, dass ein so kleines Baby mindestens acht bis zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden gestillt werden will. Das Dauerstillen kann sehr anstrengend und auch nervend sein, aber es hat seinen Sinn. Rein wissenschaftlich gesehen ist es so, dass das Baby durch den Stillmarathon die Prolaktinausschüttung anregt und so dafür sorgt, dass die Milchbildung angeregt wird und genügend Milch für das Kind zur Verfügung steht. Falls Du noch keinen Kontakt zu einer Stillberaterin hast, solltest Du dich dann an eine Stillberaterin vor Ort wenden, die Euch beim Stillen sehen kann und so feststellen kann, ob das Baby korrekt an der Brust saugt oder vielleicht ein Saugproblem vorliegt, das behandelt werden müsste. Adressen von Stillberaterinnen findest Du im Internet unter: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). LLLiebe Grüße Biggi

von Biggi Welter am 09.11.2016



Antwort auf: Kann das mit dem Stillen noch was werden?

Ergänzend möchte ich noch hinzufügen, dass das Baby sowohl an der Brust als auch an der Flasche kräftig saugt. Daran kann es also schonmal nicht liegen.

von liebelu am 09.11.2016, 12:15



Antwort auf: Kann das mit dem Stillen noch was werden?

Und Stillen regt die Milchproduktion immer besser an als Abpumpen. Also ist möglichst lange Stillen richtig und wichtiger als die abgepumpte Menge.

von zweizwerge am 10.11.2016, 10:13