Ist sein Verhalten normal/funktional oder soll es unterbunden werden?

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: Ist sein Verhalten normal/funktional oder soll es unterbunden werden?

Guten Tag! Mein Sohn ist vor 17 Monate alt und wird noch nachts gestillt. Es gab bereits eine Phase, in der er nur abends vor dem Schlafen stillen wollte. Aktuell will er jedoch nachts sehr häufig an die Brust und wenn er nicht gerade trinkt, spielt er/ zupft an meinen Brustwarzen und beruhigt sich dabei. In der Vergangenheit hatte er oft an meinen Muttermalen gezupft, was ihn ebenfalls beruhigte. Wenn ich die Brust verstecke, wird er sehr unruhig und in der letzten Zeit auch wütend, schreit und lässt sich nicht beruhigen. Sein Schlaf war schon immer sehr leicht störbar, v.a. in Zahnungsphasen (schwieriges Zahnen). Er schläft einen kurzen Teil der Nacht in seinem Bettchen, das ganz nah an unserem Bett steht, bevor ich ihn zu mir ins Bett hole. Leider wälzt er sich darin zurzeit die halbe Nacht und kommt nur schlecht zur Ruhe (so wie seine Mama). Ist dieses Zupfen an meinen Brüsten normal und typisch? Soll ich es hinnehmen, weil es eine wichtige Funktion hat oder eher unterbinden? Wenn ja, wie? Ist es ok, ihn so oft wie er es möchte stillen zu lassen? Glauben Sie, dass es realistisch ist, dass wir eines Tages im Einklang miteinander abstillen? Ich würde mir das sehr für uns beide wünschen. Ich möchte mein Kind so wenig wie möglich frustrieren, merke aber, dass es gerade sehr belastend für mich ist, weil ich mal wieder sehr wenig Schlaf bekomme (ich bin wieder berufstätig). Vielen Dank im Voraus für Ihre Unterstützung und herzliche Grüße jelonek79

von jelonek79 am 05.07.2017, 09:15



Antwort auf: Ist sein Verhalten normal/funktional oder soll es unterbunden werden?

Liebe jelonek79, ja, das Verhalten zeigen viele Kinder und ja, Du kannst dein Kind weiterhin nach bedarf stillen. Trotzdem kannst Du in diesem Alter Regeln einführen, dein Kind kann jetzt lernen, dass es nicht alles machen kann, was ihm gefällt. Es ist auch so, dass du Grenzen setzen MUSST, wenn du deinem Sohn klar machen möchtest, dass bestimmte Verhaltensweise nicht akzeptabel sind. Stell dir vor, er würde gern mit einer Gabel auf dich einstechen, weil das so schöne rote Punkte gibt, würdest du da auch die Zähne zusammenbeißen und es ertragen? Wie so oft im Leben mit den Kleinen geht es hier weniger um das, was dein Kind macht, als um das, was du mit dir selbst machst. Wie sehr achten, lieben und respektieren wir uns selbst? Wo sagen wir "STOP, du überschreitest eine Grenze und das lasse ich nicht zu!" Gerade wenn wir selbst (und das betrifft ja die meisten unserer Generation) nicht unbedingt mit liebevollen, einfühlsamen Eltern gesegnet waren machen wir oft den Fehler, davor zurückzuscheuen, unseren Kindern ein klares NEIN vorzugeben. Wir möchten sie ja nicht unglücklich machen! Nur machen wir sie auch nicht glücklich damit, dass wir sie alles machen lassen, alles ertragen und erdulden, denn damit präsentieren wir ganz klar das Bild einer schwachen, hilflosen Mutter. Und das wiederum verunsichert unsere Kinder und gibt ihnen eine Macht, die sie nicht brauchen, nicht wollen und nicht haben sollten. Zurück zum "Knibbeln": Es ist eine Angewohnheit, die sich dein Kleiner jetzt erst wieder abgewöhnen muss. Das ist nicht ganz einfach, weil es von dir ganz klar Konsequenz verlangt. Immer wenn er knibbeln möchte, sagst du ganz deutlich NEIN und hältst sein Händchen fest. Wird er selig weiter trinken? Keinesfalls, er wird vermutlich schreien, toben, treten oder dich schlagen wollen. Ist das schlimm? Nein, es ist völlig normal, denn es ist die einzige Art, wie er in diesem zarten Alter seinen Frust ausdrücken kann. Wie kannst du damit umgehen? Lass es zu. Lass dich nicht verunsichern, denn es geht deine Kleinen ja trotzdem gut, er bekommt kein Trauma fürs Leben, wird nicht an deiner Liebe zweifeln. Er ist sauer, und das wird auch wieder vergehen. Bleibe bei ihm und sei du ruhig und klar, so dass er sich an dir orientieren kann. Vielleicht wirst du ihn ein wenig ablenken wollen (falls er sich ablenken lässt), vielleicht bleibst du auch einfach nur in seiner Nähe und versicherst ihm, dass alles ok ist, und dass ihr weiter stillen könnt (oder kuscheln), sobald er sich etwas beruhigt hat. Vielleicht kannst du ihm auch eine Knibbel-Alternative anbieten, ein weiches Schnuffeltuch etwa. Es gibt auch Mütter, die sich eine spezielle "Still-Halskette" basteln, an der dann einige haptisch interessante Dinge hängen (Holzringe etwa, oder Styroporkugeln mit Stoffüberzug) an denen die Kleinen "fummeln" können. Wenn du konsequent bleibst, sollte er in 2 bis 3 Tagen damit aufgehört haben. Nur davon hängt es ab: Schaffst DU es… LLLiebe Grüße Biggi

von Biggi Welter am 05.07.2017