Frage: Ist Dauerstillennormal?

Hallo, Unsere Tochter ist jetzt 10 Wochen alt und unser erstes Kind. Zu ihrer Geburt muss ich sagen, dass sie in BEL war und per Kaiserschnitt auf die Welt kam. Dieser musste bei mir leider in Vollnarkose durchgeführt werden. Das Stillen hat am Anfang gar nicht geklappt, da meine Hebamme sich keine Zeit genommen hat, uns etwas zu erklären :-( . Das hat dann zum Glück eine nette Schwester übernommen. Anfangs war dies nur mit Stillhütchen möglich, da ich zu flache Brustwarzen habe. Seit ca 4 Wochen klappt es nun auch ohne. Seit ca. 2 Wochen haben wir hier nun den Zustand, dass ich sie praktisch rund um die Uhr an der Brust habe, weil sie sonst permanent schreit und sich, wenn sie einmal damit angefangen hat, nicht mehr beruhigen lässt. Ist das normal? Uns wurde gesagt, dass die Abstände zwischen den Stillmahlzeiten irgendwann länger werden, aber sie werden nur noch kürzer. Sie trinkt am Anfang sehr gut und viel und nuckelt am Ende natürlich nur noch. Aber ich darf sie nicht von der Brust lösen, dann brüllt sie manchmal wie am Spieß. Was mache ich falsch? Mittlerweile sind wir hier alle ein bißchen kaputt und hoffen sehr auf Ihre Hilfe. Viele liebe Grüße

von annikaw99 am 29.06.2016, 15:23



Antwort auf: Ist Dauerstillennormal?

Liebe annikaw99, so kleine Babys wollen im Schnitt zwischen acht und zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden gestillt werden. Im Schnitt heißt, es gibt Babys die seltener nach der Brust verlangen (eher wenige Babys) und es gibt Babys, die häufiger an die Brust wollen (die Mehrzahl). Nun ist es jedoch nicht so, dass ein Kind zügig zwanzig Minuten trinkt und sich dann nach drei Stunden das nächste Mal rührt, sondern es kommt immer wieder zu Stillepisoden, die so ablaufen: das Kind trinkt eine kurze Weile, hört auf, döst vielleicht sogar weg und beginnt erneut kurz zu trinken usw. Dieses Verhalten heißt Clusterfeeding und ist absolut normal für kleine Babys. Besonders gehäuft treten diese Stillepisoden am Nachmittag und Abend auf, wie überhaupt die Abstände zwischen den Stillzeiten im Verlauf des Tages immer kürzer werden. Dazu kommt, dass in bestimmten Altersstufen Wachstumsschübe zu erwarten sind, in denen die Baby manchmal schier ununterbrochen an die Brust wollen. Wachstumsschübe sind Zeiten erhöhter Nachfrage, in denen das Baby sehr oft gestillt werden möchte. Wird das Baby dann auch häufig angelegt (etwa alle zwei Stunden, manchmal sogar noch häufiger), erhält der Körper der Frau das Signal „mehr Milch bilden" und nach ein paar Tagen ist der Spuk vorbei und die Milchmenge hat sich dem Bedarf des Babys wieder angepasst. Stillen funktioniert nach dem Prinzip von Angebot und Nachfrage. Wird in dieser Situation zugefüttert, wird der Brust kein erhöhter Bedarf signalisiert und die Milchmenge kann sich auch nicht auf den erhöhten Bedarf einstellen. Das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage wird gestört und es kann der Beginn eines unfreiwilligen Abstillens sein. Aber auch ohne Wachstumsschub ist es normal, dass ein so kleines Baby mindestens acht bis zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden gestillt werden will. Das Dauerstillen kann sehr anstrengend und auch nervend sein, aber es hat seinen Sinn. Rein wissenschaftlich gesehen ist es so, dass das Baby durch den Stillmarathon die Prolaktinausschüttung anregt und so dafür sorgt, dass die Milchbildung angeregt wird und genügend Milch für das Kind zur Verfügung steht. Für eine Stillberaterin besteht der erste Schritt darin, die Stillposition, Anlegetechnik und das Saugverhalten des Kindes zu überprüfen. Ein nicht korrekt angelegtes Kind und/oder ein Kind, das nicht richtig saugt,nuckelt evtl. nur und trinkt nicht effektiv. Auch das konnte der Grund sein, dass ein Baby so oft an die Brust mag. Wie nimmt dein Baby denn zu? Da ich nun weder dich noch dein Kind sehen kann, weiß ich nicht, wie das Kind angelegt ist und wie es saugt. Solche Probleme stoßen einfach an die Grenzen einer Fernberatung und deshalb kann ich dir nur dringend ans Herz legen, dich an eine Kollegin vor Ort zu wenden, die sich anschauen kann, wie dein Kind an der Brust trinkt und dir dann gezielte Tipps geben kann, was Du tun kannst. Adressen von Stillberaterinnen findest Du im Internet unter: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). LLLiebe Grüße Biggi

von Biggi Welter am 29.06.2016