Liebes Stillteam,
ich sitze seit 2-3 Wochen fast den ganzen Tag mit meiner Tochter (7 Wochen) auf dem Schoß. Sie will den ganzen Tag an meiner Brust liegen, meist schläft sie dann nach einigen Minuten saugen ein, wacht wieder auf, saugt etwas, schläft wieder ein usw.
Ich stille voll und nach Bedarf, sie mag eh keinen Schnuller mehr. Nachts schläft sie aber recht regelmässig von 10 oder 11 bis 3 oder 4 durch. Ich würde gerne wissen wollen, ob sie dabei eigentlich genug Schlaf bekommt, denn sie döst eher und wenn ich sie ablege, wacht sie meist schnell auf und bleibt wach. Nach kurzer Zeit weint sie dann auch, bis ich sie wieder nehme. Das hält aber auch nicht lange vor, dann weint sie wieder und macht Hungerzeichen bzw. beruhigt sich nur an der Brust. Oder bekommt sie nicht genug? Ich meine, es sind schon 6 richtig nasse Windeln am Tag. Zum anderen ist es auch etwas anstrengend für mich, so dass ich gerne wüsste, ob das so ein Dauerzustand ist oder sich bald ändert... Mir scheint, wir sind nahtlos aus dem 5.Woche-Stress in den 8.Woche-Stress gekommen. Von Stillrhythmus ist jedenfalls bis auf nachts keine Spur.
Herzlichen Dank für Euren Rat!
Rodial
von
rodial
am 17.11.2015, 18:19
Antwort auf:
Ist Dauerstillen normal und wann hört es auf?
Liebe Rodial,
das Dauerstillen ist NORMAL und keineswegs ein Anzeichen für zu wenig Milch. Deshalb ist es in der Regel auch nicht sinnvoll zuzufüttern, im Gegenteil durch das Zufüttern werden nur neue Probleme geschaffen.
So kleine Babys wollen durchschnittlich zwischen acht und zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden an die Brust. Muttermilch ist innerhalb von 60 bis 90 Minuten verdaut und der Organismus eines Babys ist auf häufige Mahlzeiten eingestellt. Dabei ist es nun nicht unbedingt immer so, dass ein Kind zügig zwanzig Minuten trinkt und sich dann nach drei Stunden das nächste Mal rührt, sondern es kommt immer wieder zu Stillepisoden, die so ablaufen: das Kind trinkt eine kurze Weile, hört auf, döst vielleicht sogar weg und beginnt erneut kurz zu trinken usw. Dieses Clusterfeeding und ist absolut normal für kleine Babys und vor allem am späten Nachmittag und Abend kommt es verstärkt zu solchen Cluster-Phasen.
Dazu kommt, dass in bestimmten Altersstufen Wachstumsschübe zu erwarten sind, in denen die Baby manchmal schier ununterbrochen an die Brust wollen. Wachstumsschübe sind Zeiten erhöhter Nachfrage, in denen das Baby sehr oft gestillt werden möchte. Wird das Baby dann auch häufig angelegt (etwa alle zwei Stunden, manchmal sogar noch häufiger), erhält der Körper der Frau das Signal „mehr Milch bilden" und nach ein paar Tagen ist der Spuk vorbei und die Milchmenge hat sich dem Bedarf des Babys wieder angepasst. Stillen funktioniert nach dem Prinzip von Angebot und Nachfrage. Du hast dann nicht zu wenig Milch, sondern der Bedarf des Babys hat sich vergrößert und die Brust muss darauf erst reagieren. Je häufiger angelegt und die Brust effektiv entleert wird, um so mehr Milch wird gebildet. Wird in dieser Situation zugefüttert, kann das sehr schnell zu einem ungewollt frühen Abstillen führen.
Das Dauerstillen kann sehr anstrengend und auch nervend sein, aber es hat seinen Sinn. Rein wissenschaftlich gesehen ist es so, dass das Baby durch den Stillmarathon die Prolaktinausschüttung anregt und so dafür sorgt, das die Milchbildung angeregt wird und genügend Milch für das Kind zur Verfügung steht.
Es gibt keinen Grund einen Mindestabstand zwischen zwei Stillmahlzeiten einzuhalten. Im Extremfall kann das „Hinhalten" des Babys zu Gedeihstörungen führen. All die Erzählungen von einem bestimmten Rhythmus eines Babys sind schlicht und ergreifend falsch.
Schauen Sie doch einmal in eine Stillgruppe. Dort werden Sie andere Mütter kennen lernen, die die gleiche Erfahrung machen oder gemacht haben und Sie werden erleben, dass Ihr Kind sich keineswegs außergewöhnlich verhält und - was noch wichtiger ist - Sie werden erfahren, dass sich das Durchhalten lohnt und diese anstrengende Zeit nicht ewig andauern wird.
Adressen von Stillberaterinnen finden Sie im Internet unter:
http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC).
LLLiebe Grüße
Biggi Welter
von
Biggi Welter
am 17.11.2015
Antwort auf:
Ist Dauerstillen normal und wann hört es auf?
Herzlichen Dank für die schnelle Antwort! Dann werde ich mich in mein Schicksal fügen und das positive daran zu sehen versuchen... mehr Zeit mit der Maus, bevor sie keine Lust mehr dazu hat. Und den Papa auch überzeugen, dass alles okay ist!
Hatte auch tatsächlich mir eine kleine Pause erschlichen indem wir mit dem Kinderwagen unterwegs waren ;)
Lieben Gruss!
von
rodial
am 17.11.2015, 19:56
Antwort auf:
Ist Dauerstillen normal und wann hört es auf?
Hallo Rodial,
Ich kenne das auch. ;)
Mache dir keine Gedanken und bitte behalte das Stillen bei.
Es zerrt sichtlich an den nerven, aber auch diese ungewohnte Situation wird sich bessern. Dein Baby sucht auch noch viel Schutz, Nähe und Geborgenheit. Vergiss nicht, dass es gerade mal ein paar Wochen alt ist und auf dich angewiesen ist. Es ist immernoch alles "neu" fürs Baby.
Halte durch. Es wird besser!!!!!!!
Geniese stattdessen diese Nähe. ;)
Viele Grüße und alles Liebe!
von
16Mandy8
am 17.11.2015, 20:00