Liebe Frau Welter!
Ich hoffe, Sie können mir helfen. Ich bin schon ganz verzweifelt. Meine zweite Tochter ist nun 4.5 Monate alt und ich gehe seit einigen Tagen wieder Vollzeit arbeiten. In der Arbeit pumpe ich Milch ab, die dann das Kindermädchen mit einem Fläschchen füttert. Am Morgen und am Abend stille ich selbst.
Das hat bei meinem ersten Kind auch recht gut geklappt und ich konnte sie so sechs Monate voll stillen und 18 Monate insgesamt.
Mein Problem ist nun beim 2. Kind, dass seit meinem Arbeitsbeginn die Milchmenge ständig abnimmt. Während der Arbeit schaffe ich es, zweimal zu pumpen und kriege zwei Mahlzeiten zusammen. In dieser Zeit trinkt aber mein Mäuschen drei Mahlzeiten. Die dritte Portion pumpe ich spät abends beziehungsweise mitten in der Nacht. Am Wochenende, wenn ich dann nur stille, fehlt mir dann die Milchmenge, wie Sie sich vorstellen können.
Mein Baby wollte anfangs die Flasche nicht annehmen, da ja dafür eine andere Saugtechnik nötig ist. Als einzige Lösung blieb nur, das Loch im Schnuller künstlich zu vergrößern. Jetzt muss mein Baby weniger saugen und die Milch rinnt praktisch von selbst in seinen Mund. Ohne dieses vergrößerte Loch hat es bein Fläschchen einfach nur geschrien.
Leider hat dies meiner Meinung nach nun Nebenwirkungen auf das Stillen. Sie hat nun nur wenig Geduld, wenn die Milch nicht gleich kommt und saugt auch nicht mehr so tüchtig wie vorher.
Was kann ich machen, damit sich die Milchmenge nicht weiter verringert, sondern sie sogar steigern?
Soll ich vielleicht mit künstlicher Nahrung zufüttern? Oder einen Brei einführen? Ich glaube schon, dass das Baby insgesamt (noch) satt wird, aber das Stillen ist lange nicht mehr so harmonisch wie vor meinem Arbeitsbeginn.
Haben Sie vielleicht andere Tipps, wie ich die Situation verbessern kann? Ich würde sie so gern selbst ernähren!
Liebe Grüße
von
Agnes27
am 14.09.2016, 23:15
Antwort auf:
Immer weniger Milch nach Arbeitsantritt
Liebe Agnes27,
die Vorstellung, dass die Brust (ähnlich wie eine Flasche) nach dem Stillen leer ist und erst wieder aufgefüllt werden muss, ist so nicht richtig. Zwar wird zwischen den Stillmahlzeiten Milch produziert, der Hauptanteil der Milch wird jedoch erst während des Stillens gebildet. Das Saugen des Kindes gibt das entsprechende Signal zur Milchbildung, der Milchspendereflex wird dann ausgelöst. Deshalb ist es auch falsch zwischen den Stilmahlzeiten eine längere Pause einzulegen, damit sich die Milch in der Brust sammelt, sondern es muss häufiger angelegt werden, um die Milchmenge zu steigern. Wenn Sie also mehr abpumpen (auch am Wochenende) wird sich die Milchmenge steigern.
Ich denke allerdings auch, dass es gar nicht nicht so an der Milchmenge liegt, sondern Ihr Baby von der Flasche verwirrt ist. Bitte geben Sie die Milch nicht mit einem größeren Loch im Sauger!
Die Trinktechniken an Brust und Flasche (künstlichem Sauger) unterscheiden sich grundlegend. Manche Kinder kommen mit dem Wechsel zwischen den beiden Techniken nicht klar und versuchen dann mit der falschen Technik an der Brust zu trinken. Das funktioniert nicht, das Kind bekommt an der Brust keine oder nur wenig Milch, ist frustriert und lehnt die Brust dann im schlimmsten Fall sogar ab. In dieser Situation spricht man dann von einer Saugverwirrung.
Eine Saugverwirrung lässt sich leider nie ganz ausschließen, auch nicht bei einem älteren Stillkind und auch nicht, wenn es vorher unter Umständen monatelang gut gegangen ist.
Bei den Beruhigungssaugern handelt es sich um künstliche Sauger. Und unabhängig davon, ob sie auf einer Flasche oder als Beruhigungssauger Anwendung finden, können sich künstliche Sauger negativ auf das Stillen auswirken, Dies ist eines der Probleme, die sich aus dem Gebrauch von Beruhigungssaugern beim gestillten Baby ergeben können, insbesondere dann, wenn das Baby noch nicht gelernt hat, korrekt an der Brust zu saugen.
Das Saugen an einem künstlichen Sauger unterscheidet sich wie bereits geschrieben grundlegend vom Saugen an der Brust. Der künstliche Sauger ist bereits vorgeformt und relativ steif. Die Brust ist weich und nachgiebig. Ein Schnuller kann in den geschlossenen Mund eines Babys gesteckt werden. Um die Brust zu erfassen, muss das Baby den Mund weit öffnen, die Brustwarze reicht dann weit nach hinten in den Mund, wo die Bewegungen des Kiefers und der Zunge nicht stören. Auch die Bewegungsmuster der Muskeln von Mund, Gesicht und Zunge, sind am künstlichen Sauger ganz anders, als an der Brust. Mit der Saugtechnik, die das Baby beim Trinken an einem Flaschensauger oder beim Nuckeln an einem Beruhigungssauger anwendet, kann es kaum Milch aus der Brust bekommen.
Probiere es doch mal mit der Bücherfütterung und gib anfangs abgepumpte Muttermilch.
Hast Du schon einmal versucht, dein Baby mit einem Becher zu füttern?
Wenn du bei Youtube die Stichworte "Cup feeding" und "baby" eingibst, kannst du viele Videos finden auf denen zu sehen ist, wie das geht. Es ist in der Regel von Fütterer und Kind wirklich schnell gelernt und klappt meist erstaunlich gut.
LLLiebe Grüße
Biggi
von
Biggi Welter
am 15.09.2016