Liebe Biggi, ich habe eine Frage. Ich stille meine 4 Monate alte Tochter voll. Letzte Woche waren wir alle krank. Die Kleine habe ich alle 5-6 Stunden fast gezwungen zu trinken, sie hatte keinen richtigen Hunger. Ich habe selbst auch kaum was gegessen, weil es mir jedesmal beim Essen übel wurde. Jetzt habe ich das Problem, dass die Milch nicht mehr da ist und nicht mehr kommt. Seit gestern hat meine Kleine wieder Appetit und möchte trinken, aber es kommt fast nichts raus. Ich lege sie fast stündlich an. Ich selber trinke auch viel und kann wieder normal essen. Jetzt habe ich Angst, dass ich gar nicht mehr stillen kann. Kann es wirklich passieren? Was kann ich noch tun? Vielen Dank im Voraus! Liebe Grüße
von
mamati2303
am 03.02.2015, 13:11
Antwort auf:
Ich habe keine Milch mehr
Liebe mamati2303,
deine Milch ist nicht plötzlich weg, es ist vielmehr so, dass eine Frau manchmal so angespannt oder seelisch aufgewühlt sein kann, dass der Milchspendereflex blockiert wird und die Milch deshalb nicht fließt. Wenn dies passiert, dann funktioniert in aller Regel das Abpumpen noch viel weniger, so dass der Eindruck entsteht, die Milch wäre weg. Leider entwickelt sich dann ganz schnell ein Teufelskreis: die Mutter glaubt, sie habe keine Milch mehr, dadurch ist sie noch angespannter und verzweifelter, was zu einer noch stärkeren Blockierung des Milchspendereflexes führt.
Die Vorstellung, dass die Brust (ähnlich wie eine Flasche) nach dem Stillen leer ist und erst wieder aufgefüllt werden muss, ist so nicht richtig. Zwar wird zwischen den Stillmahlzeiten Milch produziert, der Hauptanteil der Milch wird jedoch erst während des Stillens gebildet. Das Saugen des Kindes gibt das entsprechende Signal zur Milchbildung, der Milchspendereflex wird dann ausgelöst. Deshalb ist es auch falsch zwischen den Stilmahlzeiten eine längere Pause einzulegen, damit sich die Milch in der Brust sammelt, sondern es muss häufiger angelegt werden, um die Milchmenge zu steigern.
Probiere einmal, ob die Milch leichter fließt, wenn du eine warme Auflage auf die Brust gibst vor dem Stillen (Kirschkernsäckchen, warmes Handtuch) und du die Brust vornübergebeugt sanft mit deinen Fingerspitzen lockerst).
Ruhe dich in den nächsten Tagen noch oft aus und entspanne dich. Arbeite für eine Weile so wenig wie möglich. Die Hausarbeit läuft dir nicht davon! Stress wirkt sich ungünstig auf den Milchspendereflex und auf die Milchbildung aus. Vielleicht kannst Du ja ein paar „Stilltage“ einlegen, das heißt Du legst dich mit deinem Baby ins Bett und kümmerst dich ausschließlich um dein Baby und das Stillen.
Wenn möglich, sollte dein Kind keinen Schnuller und auch keine Flaschensauger bekommen, denn diese können dazu führen, dass dein Baby nicht mehr weiß, wie es richtig an der Brust trinken soll.
Dadurch, dass deine Kleine häufiger an die Brust geht, stimuliert sie auf ganz natürliche Weise deine Milchproduktion, und die sollte dadurch auch deutlich zunehmen. Bevor du jetzt aus Sorge zufütterst, und dir dadurch vielleicht ganz andere Probleme ins Haus holst, mach doch die Windelprobe.
Du kannst entweder die einzelnen Windeln wiegen, oder besser noch die von 24 Stunden sammeln, wiegen, und das Gewicht mit der gleichen Anzahl trockener Windeln vergleichen. So erhalten wir über die Ausscheidungen grob Aufschluss darüber, wie viel dein Kind trinkt. Der Gewichtsunterschied frische/volle Windeln sollte gut 400 Gramm betragen, dann ist klar, dass sie genügend Milch bekommt.
Auf jeden Fall kannst du deiner Maus beim Stillen helfen, indem du die Brustkompression anwendest (siehe unten).
Um das Interesse deines Babys an der Brust wach zu halten, kannst Du es mit Wechselstillen versuchen. Dabei legst Du dein Baby an und stillst es, solange es wirkungsvoll saugt, d.h. es schluckt nach jeder oder jeder zweiten Saugbewegung. Sobald es seltener schluckt, nimmst Du es sanft von der Brust (vergiss nicht den Saugschluss zu lösen) und lässt es aufstoßen, streichelst seine Fußsohlen oder massierst es sanft entlang der Wirbelsäule, um seine Aufmerksamkeit zu wecken. Dann wird es an der anderen Brust angelegt und wieder gestillt, so lange es wirkungsvoll saugt. Schluckt es wieder seltener, wird es zurück an die erste Brust gelegt, nachdem Du es wieder etwas ermuntert hast. Dieses „Wecken und Wechseln“ wird zwanzig bis dreißig Minuten lang ausgeführt, wie bereits erwähnt tagsüber alle zwei Stunden und nachts mindestens alle vier Stunden.
Und du kannst ihr Muttermilchsahne füttern, so oft es geht. Das gibt den Kleinen meist einen wirklich guten Zunahme- und Entwicklungskick. Schau, dass du Milch ausstreichst oder abpumpst, die du in 10 ml Spritzen aufziehst und dann kopfüber in ein Glas stellst (also mit der Spitze nach unten). Lass aber ein bisschen Luft, denn die Schwerkraft wird den Kolben vielleicht etwas weiter in die Spritze drücken... Oben auf der Milch wird sich eine Fettschicht absetzen, der Muttermilchrahm. Nach ca. 2 Stunden kannst du den wässrigen unteren Teil der Milch ausdrücken und deinem Kind die verbleibende Sahne in den Mund träufeln.
Statt mit leeren Spritzen kannst du natürlich auch mit einer Tasse arbeiten, in die du die gewonnene Muttermilch gibst. Oben wird sich der fetthaltige Rahm absetzen, du kannst ihn mit einem Löffel abschöpfen und deinem Baby geben.
LLLiebe Grüße
Biggi
von
Biggi Welter
am 03.02.2015