Frage: Ich bin am Verzweifeln

Hallo, ihr Lieben, ich habe Kind 1 fast 29 Monate lang gestillt. So gesehen bin ich kein Stillneuling, nichts desto trotz bin ich mit Kind 2 doch langsam am Verzweifeln. Unsere 14 Wochen alte Tochter schläft nur an der Brust ein. Dadurch kann ich sie nicht aufstoßen lassen (sonst wacht sie sofort auf) und das zieht wiederum nach sich, dass sie ziemliche Blähungen hat. Sie wacht nachts also schreiend auf, woraufhin ich ihr die Brust anbiete. Die nimmt sie dann zwar und wird auch gleich wieder ruhig, stößt aber wieder nicht auf und dann beginnt das Spiel von vorne. Das lässt mich nun aus mehreren Gründen verzweifeln: 1. Ich glaube, ich bin Schuld an ihren Schmerzen, weil ich weiß, dass ich sie nur aufstoßen lassen müsste, um diese zu verhindern, aber eben nicht genau weiß, wie ich das umsetzen soll. 2. Ich denke, ich zwänge ihr die Brust auf, obwohl sie gar keinen Hunger, sondern nur Schmerzen hat. 3. Unsere Nächte sind seitdem (etwa 3 Wochen) äußerst durchwachsen und das nervt vor allem deshalb, weil ich weiß, dass sie ohne Blähungen durchschlafen würde. Nun zu meiner Frage: Meint ihr, ich lege sie falsch an - auch, wenn ich sie genauso an die Brust lege wie Kind 1? Habt ihr Anregungen und Ideen, wie ich das mit dem Aufstoßen machen und wie ich diesem Teufelskreis entkommen könnte? Oder ist das etwa alles ganz normal und wir müssen da einfach nur durch? Ich wäre euch wirklich schrecklich dankbar, wenn ihr eine Antwort für mich hättet. Ich fühle mich nämlich gerade äußerst inkompetent und bin deswegen sehr nahe am Wasser gebaut. Lieben Dank derweilen und viele Grüße aus Paris, Isi.

von isi1980 am 17.06.2015, 16:35



Antwort auf: Ich bin am Verzweifeln

Liebe isi1980, Du kannst ganz sicher nichts dafür, dass die Kind Blähungen hat. Blähungen sind bei kleinen Babys relativ häufig. Für eine Stillberaterin besteht der erste Schritt bei einem Kind mit Bauchproblemen darin, die Stillposition, Anlegetechnik und das Saugverhalten des Kindes zu überprüfen. Ein nicht korrekt angelegtes Kind und/oder ein Kind, das nicht richtig saugt, schluckt an der Brust meist sehr viel Luft und darin kann schon die Ursache für Blähungen begründet sein. Solange diese Ursache nicht beseitigt wird, können alle anderen Maßnahmen allenfalls „Kosmetik" betreiben, aber nicht wirklich helfen. Nun kann ich aber weder dich noch dein Baby sehen und kann daher das Saugverhalten nicht beurteilen und dir auch nichts zeigen. Am besten wendest Du dich deshalb einmal an eine Stillberaterin in deiner Nähe und lässt dir beim Stillen zuschauen. Die Kollegin kann dir dann bei Bedarf Tipps zum korrekten Anlegen geben, kann dir erklären, woran Du erkennst, ob dein Kind korrekt saugt und dir überhaupt gezielte Hinweise geben. Im direkten Kontakt lassen sich viele Fragen viel besser klären. Adressen von Stillberaterinnen findest Du im Internet unter: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). Es gibt übrigens zahlreiche Möglichkeiten ein Baby zum Aufstoßen zu bringen. Du kannst es auf deine Schulter legen und sanft auf seinen Rücken klopfen (lege dir dann eine Windel über die Schulter um Milch, die möglicherweise wieder hochkommt aufzufangen). Wenn Du dein Baby aufrecht hältst, kommen die meisten Luftblasen auf entspannte Weise nach oben. Eine andere bewährte Methode besteht darin, das Baby ganz allmählich in eine sitzende Haltung zu bringen. Achte darauf, dass Du seinen Kopf und seinen Rücken gut abstützt, solange es noch sehr klein ist, und lass es wenige Minuten in dieser Haltung. Manchen Babys hilft es, wenn sie bäuchlings über die Oberschenkel der Mutter oder des Vaters gelegt werden und ihnen der Rücken sanft massiert oder geklopft wird. Wenn dein Baby dann aufgestoßen hat, kannst Du es ruhig noch einmal kurz anlegen, bis es schläft. Vielleicht kämpft dein Baby auch mit einem starken Milchspendereflex und es hat deshalb Blähungen. Beobachte die Stillmahlzeit einmal ganz genau. Hat deine Tochter nach dem Einsetzen des Milchspendereflexes Probleme mit dem Schlucken nachzukommen bzw. verschluckt sie sich sehr leicht? Schießt die Milch regelrecht aus deiner Brust heraus? Fließt Milch aus dem Mundwinkel deines Babys? All dies sind Anzeichen für einen sehr starken Milchspendereflex. Es kommt vor, dass der Milchspendereflex so stark ist, dass das Kind nicht damit zurecht kommt. Bei einem sehr starken Milchspendereflex hat es sich bewährt, das Baby von der Brust zu nehmen sobald die Milch zu fließen beginnt (lege dir eine Windel zum Auffangen der Milch hin) und erst nach ein bis zwei Minuten weiter zu stillen, wenn der Milchfluss etwas nachlässt. Eine weitere Möglichkeit ist das „Berg auf Stillen“. Dazu wird das Baby so gehalten, dass sein Kopf, Nacken und Hals höher liegen als die Brustwarze. Beim Stillen mit dem Rückengriff lehnt die Mutter sich dabei nach hinten, beim Wiegengriff wird das Baby von unten mit zwei Kissen im Schoß der Mutter abgestützt und die Mutter lehnt sich, möglichst in einem bequemen Sessel sitzend, zurück. Weitere Möglichkeiten einem starken Milchspendereflex zu begegnen sind: die Häufigkeit der Stillmahlzeiten erhöhen. Dadurch verringert sich die Menge der gestauten Milch Wenn Du die Abstände zwischen den Stillmahlzeiten vergrößerst verschlimmert sich das Problem noch weiter. nur eine Brust pro Mahlzeit anbieten. Dieser Vorschlag passt nicht zu dem, was üblicherweise gesagt wird. Aber das Ziel ist es die Brust weniger zu stimulieren. Wenn dein Baby quengelt und oft trinken möchte, kann es nötig sein, dass Du ihr mehrere Male dieselbe Brust über einen Zeitraum von zwei bis drei Stunden anbietest, bevor Du die Seite wechselst. Wenn sich die zweite Brust zwischendrin zu voll anfühlt oder spannt, solltest Du gerade so viel Milch ausstreichen, dass Du dich wohl fühlst, um die Milchproduktion nicht zu sehr anzuregen. das Baby stillen, wenn es gerade wach geworden ist. Es wird dann eventuell nicht so stark saugen, wie wenn es richtig wach und hungrig ist. Wenn das Baby weniger intensiv saugt, ist häufig auch der Milchspendereflex weniger stark. verschiedene Stillpositionen ausprobieren (auch das oben beschriebene Berg auf Stillen) das Baby oft aufstoßen lassen. den Gebrauch von künstlichen Saugern und Schnuller vermeiden. Mit dem Schnuller lässt sich ein Baby vielleicht hinhalten, aber es bleibt hungrig. Die Milch wird dann um so mehr mit Macht herausschießen, vor allem je mehr das ausgehungerte Baby kräftig saugen wird. Ich hoffe, meine Tipps helfen dir weiter. LLLiebe Grüße Biggi

von Biggi Welter am 17.06.2015