Hallo,
folgende Frage : mein Sohn ist 10,5 Monate und erhält Beikost. Zusätzlich wird er tagsüber nach Bedarf gestillt, außerdem am Abend zum einschlafen und nachts sehr häufig. Er isst ca 18.30 Uhr Abendbrot ( 1/4-1/2 Scheibe Brot mit Frischkäse oder Aufstrich, Obst, Gemüse und etwas Milch). Dann wird er bettfertig gemacht und anschließend nochmal gestillt. Beim Stillen trinkt er nochmal ordentlich und schläft dann ein. Ist er vom Abendessen nicht satt geworden? Was, wenn ich ihn irgendwann mal abstillen möchte oder jemand anderes ihn ins Bett bringt? (Muss demnächst wieder arbeiten, Schichtdienst ). Benötigt er dann ein Fläschchen? Allerdings trinkt er nicht aus der Flasche bzw. zieht nicht am Sauger. Oder hat es gar nichts mit Hunger zu tun? Danke und LG
von
Namid
am 26.05.2016, 11:30
Antwort auf:
Hunger und Einschlafstillen
Liebe Namid,
ich kann deine Frage nicht klar beantworten, weil jedes Baby anders ist. VIele Stillkinder mögen keine Flasche, weil sie ja nur ein Brustersatz ist. Den brauchen sie nicht, wenn sie das Original bekommen können.
Das Stillen in der Nacht hat tatsächlich meist nicht mehr nur mit Hunger zu tun in diesem Alter. Beim Saugen an der Brust findet ein Baby das, was es braucht: Trost, Nahrung, Sicherheit. Es liegt vermutlich an einer gewissen neurologischen Unreife, wenn einige Babys das mehr brauchen als andere, und es "verwächst" sich wirklich von alleine!!
Die Kinder erleben in diesem Alter die Welt sehr konkret, sie müssen das am Tag Erlebte in der Nacht verarbeiten, sie lernen neue Fähigkeiten (umdrehen, robben, krabbeln, gezieltes Greifen ...), sie beginnen den Unterschied zwischen fremd und bekannt zu erkennen. All dies ist ungeheuer aufregend und auch anstrengend. Dazu kommt, dass sich die Zähne verstärkt bemerkbar machen, dass vielleicht die erste Erkältung kommt und, und, und ...
Ein Baby muss eine gewisse Reife erreichen, um längere Zeit schlafen zu können. Wann dieser Zeitpunkt erreicht wird, ist von Kind zu Kind unterschiedlich. Eine Flasche mit künstlicher
Säuglingsnahrung (oder ein Abendbrei) verbessern das Schlafverhalten nicht (das wurde in
Studien nachgewiesen). Es gibt nicht wenige Kinder, die dann sogar noch weniger schlafen. Auch wenn das Kind am Tag viel isst, schläft es nicht besser, denn es wacht ja nicht nur wegen dem Hunger auf, sondern sucht Nähe und Geborgenheit!
Abgesehen von den umstrittenen Schlaftrainingsprogrammen, die von Stillexperten nahezu einhellig abgelehnt werden, bleibt dir in dieser Zeit nicht viel, als geduldig zu bleiben und sich die Tage und Nächte so einfach wie möglich zu gestalten.
Dein Baby braucht also vor allem eines: Zeit zum Reifen. Vielleicht "schenkst" Du ihm einfach noch ein bisschen von dieser Zeit, in der du ihm gestattest, so zu sein, wie es ist. Du machst nichts falsch!
Die unruhigen Nächte sind furchtbar anstrengend, daran kann ich mich auch noch gut erinnern. Trotzdem: Sie sind normal und werden garantiert irgendwann vorbei sein. Wann, kann ich leider nicht sagen. Aber sie gehen wirklich vorbei! Bis dahin kannst du probieren, dir den Alltag so einfach wie möglich zu machen, so dass auch du tagsüber mal ein kurzes Nickerchen machen kannst.
Sehr empfehlenswert ist von Sibylle Lüpold das Buch: "Ich will bei euch schlafen - Ruhige Nächte für Eltern und Kinder." Von ihr ist auch die Broschüre "Kinder brauchen uns auch nachts", in der 20 namhafte Experten wie Dr. William Sears, Prof. Dr. Gerald Hüther und Prof. Dr. Remo Largo gute Argumente liefern , weshalb von der Anwendung eines Schlaftrainings, wie zum Beispiel der Ferber-Methode, abzuraten ist.
http://www.fuerkinder.org/files/broschre_kinder_brauchen_uns_auch_nachts_de.pdf
VIelleicht hilft euch das ja weiter.
Lieben Gruß,
Kristina
von
Kristina Wrede
am 26.05.2016