Hilfe bezüglich Stillpositionen und Stillfrequenz + Stillen in der Öffentlichkei

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: Hilfe bezüglich Stillpositionen und Stillfrequenz + Stillen in der Öffentlichkei

Guten Tag, unser Spatz wird am Donnerstag 12 Wochen alt und wird voll und nach Bedarf gestillt. Allerdings haben wir folgende Schwierigkeit: 1. Er möchte noch immer im Schnitt alle 2 Stunden an die Brust, tagsüber manchmal noch häufer (nachts manchmal etwas seltener). Dabei trinkt er meist nur von einer Seite und verweigert die andere. Genug Milch habe ich und genugt trinken tut er auch (wächst, gedeiht und nimmt zu wie wild). Ist das normal? Wann kann ich darauf hoffen, dass die Stillabstände ein wenig nachlassen? 2. Wir stillen am liebsten liegend im Bett. Auch tagsüber haben wir uns das nun angewöhnt, da es für uns beide die bequemste Position ist. Nun ist es aber soweit, dass der Kleine ausschließlich liegend gestillt werden möchte. Wenn ich versuche, ihn in irgend einer anderen Position anzulegen, wird das mit Schreien, Strampeln, Fuchteln und Kopf wegdrehen quittiert. Nur mit sanfter Gewalt bekomme ich Gesicht und Brust überhaupt zusammen. Mit vollem Mund schreit er dann meist noch ein wenig weiter, macht irgendwann "Ewwww ewwww" (wie ein angeekelter Englisch-Muttersprachler^^) und fängt dann erst an zu trinken wie ein Verdurstender. Da er dann so hektisch trinkt, verschluckt er sich leicht oder schluckt Luft, wodurch er wieder abdockt und das Ganze beginnt von vorn. Ist es möglich - und wenn ja: wie - ihm auch andere Stillpositionen wieder "anzugewöhnen"? Anfangs klappte das Stillen in verschiedenen Positionen, im Bett liegend war halt unser "Favorit" (u.a. wegen weniger Bäuerchen und bequemer für mich)... Aus diesen Gründen traue ich mich nicht mehr, weiter als ein paar Minuten Fußweg (Auto haben wir nicht) von zu Hause weg zu gehen. Denn er kann jederzeit Hunger anmelden (und lässt sich dann auch von nichts länger als 5-10 Minuten ablenken) und mit dem "Theater" beim Stillen schauen dann natürlich alle Passanten erst recht hin, ich kann uns nicht irgendwie abdecken (da er alles wegstrampelt und -fuchtelt und ich ihn so natürlich auch nicht "blind" anlegen kann) und aus dem Versuch, dezent zu stillen wird exzessiver Exibitionismus... Was kann ich tun (außer unterwegs abfepumpte MuMi mitzunehmen)? Vielen Dank und beste Grüße aus Shanghai!

von ankh am 21.09.2015, 07:29



Antwort auf: Hilfe bezüglich Stillpositionen und Stillfrequenz + Stillen in der Öffentlichkei

Liebe ankh, ein so kleines Baby will durchschnittlich zwischen acht und zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden an die Brust. Muttermilch ist innerhalb von 60 bis 90 Minuten verdaut und der Organismus eines Babys ist auf häufige Mahlzeiten eingestellt. Dabei ist es nun nicht unbedingt immer so, dass ein Kind zügig zwanzig Minuten trinkt und sich dann nach drei Stunden das nächste Mal rührt, sondern es kommt immer wieder zu Stillepisoden, die so ablaufen: das Kind trinkt eine kurze Weile, hört auf, döst vielleicht sogar weg und beginnt erneut kurz zu trinken usw. Dieses Clusterfeeding und ist absolut normal für kleine Babys und vor allem am späten Nachmittag und Abend kommt es verstärkt zu solchen Cluster Phasen. Rein wissenschaftlich gesehen ist es so, dass das Baby durch den Stillmarathon die Prolaktinausschüttung anregt und so dafür sorgt, dass die Milchbildung angeregt wird und genügend Milch für das Kind zur Verfügung steht. Die Abstände zwischen den Stillzeiten können mit zunehmendem Alter des Kindes durchaus länger werden, doch in der Regel will ein Baby in diesem Alter im Durchschnitt mindestens acht bis zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden gestillt werden. Ich würde in den nächsten Tagen versuchen, beim Stillen im Liegen immer etwas höher zu rutschen, um in eine sitzende Position zu kommen. Mit der Zeit wird das Kind auch da wieder trinken. Evtl. hast Du auch einen starken MIlchpsenderefelx und dein Baby protestiert deshalb so. Verschluckt sich dein Baby sehr leicht? Hast Du den Eindruck, dass die Milch sehr rasch aus deiner Brust fließt? Fließt deinem Kind Milch aus den Mundwinkeln, weil es beim Schlucken nicht nachkommt? Wenn Du die obigen Fragen mit „Ja" beantworten kannst, dann könnte es sein, dass Du einen sehr starken Milchspendereflex hast und dein Baby mit der plötzlich in großer Menge fließenden Milch nicht zurechtkommt. Bei einem sehr starken Milchspendereflex hat es sich bewährt, das Baby von der Brust zu nehmen sobald die Milch zu fließen beginnt (leg dir eine Windel zum Auffangen der Milch hin und vergiss nicht den Saugschluss zu lösen) und erst nach ein bis zwei Minuten weiter zu stillen, wenn der Milchfluss etwas nachlässt. Eine weitere Möglichkeit ist das „Berg auf Stillen". Dazu hältst Du dein Baby so, dass sein Kopf, Nacken und Hals höher liegen als Deine Brustwarze. Beim Stillen mit dem Rückengriff lehnst Du dich dabei nach hinten, beim Wiegengriff stützt Du dein Baby von unten mit zwei Kissen in deinem Schoß und lehnst dich, möglichst in einem bequemen Sessel sitzend, zurück. Weitere Möglichkeiten einem starken Milchspendereflex zu begegnen sind: erhöhe die Häufigkeit der Stillmahlzeiten. Dadurch verringert sich die Menge der gestauten Milch und damit die Milchmenge, die während des Milchspendereflexes freigegeben wird. Wenn Du die Abstände zwischen den Stillmahlzeiten vergrößerst, verschlimmert sich das Problem noch weiter. biete nur eine Brust pro Mahlzeit an. Diese Vorgehensweise kann durchaus hilfreich sein, obwohl es nicht zu dem passt, was üblicherweise gesagt wird. Aber das Ziel ist es die Brust weniger zu stimulieren. Wenn dein Baby quengelt und oft trinken möchte, kann es nötig sein, dass Du ihm mehrere Male dieselbe Brust über einen Zeitraum von zwei bis drei Stunden anbietest, bevor Du die Seite wechselst. Wenn sich die zweite Brust zwischendrin zu voll anfühlt oder spannt, solltest Du gerade so viel Milch ausstreichen, dass Du dich wohl fühlst, um die Milchproduktion nicht zu sehr anzuregen. stille dein Baby wenn es gerade wach geworden ist. Es wird dann eventuell nicht so stark saugen, wie wenn es richtig wach und hungrig ist. Wenn das Baby weniger intensiv saugt, ist häufig auch der Milchspendereflex weniger stark. versuche verschiedene Stillpositionen (auch das oben beschriebene Berg auf Stillen) Eventuell kann dein Baby auch schon an deiner Brust trinken während es auf deinem Bauch liegt. So könntest Du dann im Liegen stillen und das Baby anschließend auf deinem Bauch einschlafen lassen.) lass das Baby oft aufstoßen. vermeide den Gebrauch von künstlichen Saugern und Schnuller. Mit dem Schnuller lässt sich ein Baby vielleicht hinhalten, aber es bleibt hungrig. Die Milch wird dann um so mehr mit Macht herausschießen, vor allem je mehr das ausgehungerte Baby kräftig saugen wird Versuche überhaupt einmal verschiedene Stillpositionen, möglicherweise gefällt deinem Baby die von dir bevorzugte Haltung nicht. Zusätzlich ist es ein guter Gedanke, dass Du dich an eine Kollegin vor Ort wendest, die dich und dein Kind im Gegensatz zu mir sehen kann und damit sehr viel gezielter beraten kann. Adressen von Stillberaterinnen findest Du im Internet unter: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). LLLiebe Grüße Biggi

von Biggi Welter am 21.09.2015