Hallo,
meine Tochter ist 20 Monate alt und wir stillen vorm Einschlafen (das eigentliche Einschlafen absolviert sie ohne die Brust), einmal in der Nacht und zum Aufwachen. Tagsüber wird sie nicht mehr gestillt (außer bei Krankheit etc.).
Bisher verlief unsere Nacht so, dass sie gegen 1Uhr bis 3Uhr wach wurde, wir sie dann aus ihrem Bettchen zu uns holen, sie kurz gestillt wird und wir dann im gemeinsamen Bett weiter schlafen. Außerdem hat meine Tochter auch eine Flasche mit Milch neben ihrem Bettchen, wovon sie ab und an trinkt (kein Dauernuckeln).
Bisher hat das so super für uns gepasst.
Seit einiger Zeit wird meine Tochter aber in der Nacht häufiger wach. Bis ca. 1Uhr schläft sie ganz gut, aber dann wird es schwierig: Wenn wir sie zu uns holen, wacht sie immer wieder auf und ruft nach Mama, obwohl ich neben ihr liege. Sie will fast durchgehend an die Brust und scheint auch Durst zu haben, da sie auch aus der angebotenen Flasche sehr viel trinkt (habe das Gefühl, dass für ihren Bedarf in meiner Brust zu wenig Milch ist). Dennoch will sie auch nach einer Flasche noch ununterbrochen an die Brust und wacht sehr rasch wieder auf, wenn sie nicht mehr an der Brust ist.
Ich bin mittlerweile unendlich erschöpft, da ich 40 Stunden die Woche arbeite und mich nicht tagsüber erholen kann. Ich würde einfach gerne einen Weg zurück zu unserm alten Rhythmus finden oder zumindest dieses Dauernuckeln unterbinden, da mir dieses auch auf dauer an den Brüsten sehr unangenehm ist.
Sobald ich ihr aber die Brust verweigere, schreit und weit meine Tochter und versucht aus den Bett zu klettern und weinend durch die Wohnung zu laufen. Wenn ich sie dann versuche zu kuscheln und sie am weglaufen hindere, dann schreit sie sich regelrecht in Rage.
Ich bin wirklich ein wenig verzweifelt und würde mich sehr über ein paar hilfreiche Tipps freuen.
Liebe Grüße und ganz vielen Dank.
von
Miss Green
am 22.08.2017, 10:28
Antwort auf:
Häufiges Stillen und Dauernuckeln eines Kleinkindes in der Nacht
Liebe Miss Green,
das Durchschafen ist kein kontinuierlich verlaufender Prozess, da gibt es immer wieder
einmal kleinere oder größere Rückschritte.
Dein Kind spürt sicherlich, dass es auch dir gerade nicht gut geht und spiegelt das. Auch kann es sein, dass gerade Zähnchen kommen oder die Kleine einfach einen aufregenden Tag hatte.
Mach dir keine Sorgen, Du hast deinem Kind nicht angewöhnt und die Maus wird von ganz alleine wieder länger schlafen.
Dein Baby braucht also vor allem eines: Zeit zum Reifen. Vielleicht "schenkst" Du ihm einfach noch ein bisschen von dieser Zeit, in der du ihm gestattest, so zu sein, wie es ist.
In diesem Alter kann dein Kind aber durchaus schon ganz langsam lernen, dass es nachts mal eine Pause gibt, eine stillfreie Zeit. Erkläre deinem Kind schon bei Tag, was sich in der Nacht ändern wird, und versuche, Signale zu definieren, die es wieder erkennen kann (z.B. "erst wenn der Radiowecker angeht, dann darfst Du trinken") und die sich eventuell anpassen lassen (den Radiowecker kann man etwa jeden 2. Tag eine viertel Stunde nach hinten programmieren, so dass die Pause immer länger wird). So wird die Nacht allmählich stillfrei.
Wenn sich dein Kind dann in der Nacht beschwert, dass es nicht trinken darf (und das kann es natürlich nur durch weinen oder schreien), dann tröste es und sprich liebevoll-beruhigend mit ihm, und gestehe es ihm auch wirklich zu, sauer zu sein, aber bleib konsequent beim "Nein", bis der vereinbarte Zeitpunkt (z.B. der Radiowecker geht an) für das Stillen gekommen ist. Dann jedoch solltest Du auch von dir aus deinem Kind die Brust anbieten - so lernt es, dass es sich auf dein Wort verlassen kann.
Natürlich kannst Du ihm während der Nacht einen Schluck Wasser oder auch einen Schnuller anbieten, doch sei nicht allzu überrascht, wenn das anfangs mit Wut abgewiesen wird.
Ehrlicherweise muss ich dazu sagen, dass die ersten Nächte zwangsläufig sehr unruhig sein werden. Doch in der Regel akzeptieren Kinder relativ schnell die neuen "Spielregeln", und je älter sie sind, desto einfacher. Einen "Knacks" beim Kind brauchst du nicht befürchten, wenn du ihm wirklich beistehst und ihn nicht "strafst" für seine natürliche Reaktion auf diese Veränderung.
Nur wenn sich dein Kind über mehrere Tage hinweg gegen diese stillfreie Zeit sperrt, oder gar tagsüber extrem anhänglich bzw. weinerlich wird, oder gar eine Hautreaktion zeigt, dann weißt du, dass es noch zu früh ist und du vielleicht einfach noch ein paar Wochen warten und durchhalten solltest.
Dieser Vorschlag stammt von Elizabeth Pantley, Autorin des Buchs "Schlafen statt Schreien: Das liebevolle Einschlafbuch: Das 10-Schritte-Progamm für ruhige Nächte", das ich wärmstens empfehlen kann.
Pantley hat ein Programm entwickelt, mit dem man älteren Babys, auch Stillkinder, dabei helfen kann, auch ohne Brust oder ständiges Stillen die Nacht zu schaffen. Auch wenn man nicht alle ihre Schritte anwendet haben viele Mütter doch gute Erfahrungen mit diesem Buch gemacht.
Wichtig ist nun, dass ihr zum einen wirklich miteinander redet und Du deinem Kind klar erklärst und sagst, was Du willst und was Du nicht mehr willst. Zum anderen muss für dein Kind deutlich erkennbar sein, wo deine Grenzen gesetzt sind. Liebevolle Konsequenz ist das Zaubermittel in der Erziehung.
Bleibe bei ihr und sei du ruhig und klar, so dass sie sich an dir orientieren kann. Vielleicht wirst du sie ein wenig ablenken wollen (falls sie sich ablenken lässt), vielleicht bleibst du auch einfach nur in ihrer Nähe und versicherst ihr, dass alles ok ist, und dass ihr weiter stillen könnt (oder kuscheln), sobald sie sich etwas beruhigt hat.
Wichtig ist, dass dein Kind weiterhin deine Liebe und Zuneigung spürt und Du nicht gleich die Geduld verlierst, wenn es nicht so schnell klappt. Viele Frauen glauben, dass sie sich in dieser Situation vom Kind distanzieren müssen, aber genau das Gegenteil ist der Fall.
Außerdem möchte ich dir das Buch "Wir stillen noch über das Leben mit gestillten Kleinkindern" von Norma J. Bumgarner empfehlen, das bei La Leche Liga und jeder La Leche Liga Stillberaterin (also auch bei uns) und im Buchhandel erhältlich ist.
LLLiebe Grüße,
Biggi
von
Biggi Welter
am 22.08.2017