Habt ihr Tipps bei Angewohnheiten beim Stillen?

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: Habt ihr Tipps bei Angewohnheiten beim Stillen?

Ich habe neulich schon mal diese Frage gestellt und keine Antwort bekommen. Da ich vermute, dass sie irgendwie verloren ging, stelle ich sie in kürzerer Form nochmal. Mein Sohn (ca. 14 Monate) hat neuerdings einige Angewohnheiten beim Stillen entwickelt, die mich zum Teil langsam echt stören. Ich stille ihn nachmittags aus Gewohnheit als Kuscheleinheit nach dem Abholen aus der Kita (die er klasse verträgt!) bis abends/ nachts nach Bedarf. Mein Problem: Er zieht neuerdings, immer wenn ihm danach ist, mein Shirt hoch und meckert solange rum, bis ich ihn an die Brust lasse. Ignoriere ich sein Meckern (z.B. weil der Ort gerade etwas unpassend ist), wird er immer lauter. Leider ernte ich für sein freches Shirt hochziehen schon von vielen Seiten spöttische Blicke etc. Mir sagten auch schon einige Mamas, es wäre ja nun auch Zeit zum Abstillen, erst Recht, wenn er so dreist ist. Diese Kommentare stören mich ziemlich, weil es oft Mamas sind, deren Kinder ihren Abstillzeitpunkt selbst (meist vor dem 12. Monat) fanden. Sie haben gut reden, sie mussten ihre Kinder ja nicht von sich ausgehend abstillen. Aber nichtsdestotrotz nervt mich das Shirt hochziehen und krakeelen schon ganz schön. Ich komme an manchen Tage zu nichts, muss ihn ständig an die Brust lassen, damit er sich beruhigt. Außerdem spielt er neuerdings mit der Hand so lange an meiner anderen Brust (bzw. sucht sich den Weg zu ihr) und spielt mit der Brustwarze. Er dreht daran, zieht an ihr. Manchmal tut es schon weh. Wenn ich das verhindern will, z.B. BH und Shirt festhalte, meckert er auch total rum, setzt sich teilweise sogar auf und schaut, warum seine Hand nicht ran kommt. Habe versucht, seine suchende Hand meinen Finger fassen zu lassen, die Hand zu halten. Hilft aber nur selten. Dann muss er neuerdings immer an beiden Seiten im Wechsel trinken. Er wechselt hin und her. Neulich nachts hat ihn das dadurch bedingte Bewegen ihn wieder am Einschlafen gehindert. Und ich hatte obendrein echt zu tun, dass er mich nicht vom Stillsessel fällt (er lag da parallel, bächlings bis seitlich). Das olle Spielen an der Warze usw. hat mich nachts (nach 45 vergeblichen Minuten) auch echt genervt und ich war richtig zornig. Hab aber nur wie n Rohrspatz flüsternd vor mich hin geschimpft. Ihr müsste dazu wissen, dass mein Tag um fünf beginnt, ich muss zusehen, dass ich meinen Schlaf kriege. Außerdem habe ich beobachtet, dass er manchmal wirklich trinkt (dann höre ich das Schlucken), oft aber auch einfach nur nuckelt. Er nimmt schon von Anfang an kaum bzw. inzwischen keinen Nuckel mehr. ICH bzw. meine Brust ist sein (Fleisch-)Nuckel! Ich weiß ja, dass er das zur Beruhigung macht, aber nachts, wenn er in unserem Bett landet und die halbe Nacht an mir nuckelt, wird es für mich schmerzhaft. Ich habe schon einiges bei Euch gelesen, aber konnte mir nicht so recht gute Tipps holen. Zu diversen Angewohnheiten habe ich nur Einträge gefunden, wo die Kinder schon zwei, drei Jahre alt sind und denen das schon besser verständlich gemacht werden kann, dass gewisse Sachen Mama weh tun etc. Aber meiner ist etwas über ein Jahr alt. Versteht er das schon? Er hat übrigens bei anderen Personen (Kita, Papa, Oma…) nichts dergleichen. Mich scheint er mit der Brust zu verbinden. Könnt ihr mir einige Tipps / Tricks geben? Und versteht mich nicht falsch, ich möchte nicht komplett abstillen oder so. Nur eben bitte nicht so extrem unter den Angewohnheiten leiden. Liebe Grüße und Vielen Dank im Voraus Tine

von s-tine am 10.02.2015, 21:57



Antwort auf: Habt ihr Tipps bei Angewohnheiten beim Stillen?

Liebe Tine, Stillen ist eine Zweierbeziehung und wenn es dazu kommt, dass sich ein Partner dabei nicht wohl fühlt, dann müssen Lösungswege gefunden werden. Eine Möglichkeit ist, dass Du mit deinem Kind darüber sprichst, dass Du das Stillen als unangenehm empfindest und dass Du denkst, dass es nun an der Zeit ist, dass Du so nicht weitermachen möchtest. So lange DU nicht ABSOLUT sicher bist, dass Du unter diesen Umständen nicht stillen möchtest, wird dein Kind das spüren. Ist die Mutter innerlich nicht davon überzeugt, dass sie etwas ändern will, dann ist dieser Zweifel für das Kind sehr deutlich fühlbar und es reagiert in fast allen Fällen so, dass es eher noch häufiger gestillt werden mag. Zweifel und Unsicherheit sind für ein Kind unerträglich, Kinder brauchen Klarheit. Dein Baby spürt jetzt deinen Zwiespalt und da es sich nicht hinsetzen und sagen kann „Mama, ich spüre, dass Du dir nicht sicher bist, was jetzt das Richtige ist, deshalb werde ich dir jetzt bei deiner Entscheidungsfindung helfen" reagiert es auf deine Zweifel mit Unruhe, Weinen und Verunsicherung. Es hat keine anderen Ausdrucksmöglichkeiten als Weinen und (vermehrte) Anhänglichkeit. Babys sind für „geordnete Verhältnisse", Unsicherheit und Zweifel bringen sie aus dem Gleichgewicht. Wichtig ist nun, dass ihr zum einen wirklich miteinander redet und Du deinem Kind klar erklärst und sagst, was Du willst und was Du nicht mehr willst. Zum anderen muss für dein Kind deutlich erkennbar sein, wo deine Grenzen gesetzt sind. Liebevolle Konsequenz ist das Zaubermittel in der Erziehung. Das Brustkneifen und das Zerren am Shirt ist verständlicherweise für dich nicht angenehm und darüber solltest Du mit deinem Sohn sofort sprechen und ihm erklären, dass Du das absolut nicht gut findest. Du kannst beim Abgewöhnen dieser Angewohnheit ähnlich vorgehen, wie bei einem Kind, das beim Stillen beißt. Erkläre deinem Kind zunächst, dass es damit aufhören soll. Beim nächsten Mal, wenn er an der Brustwarze zu ziehen beginnt, nimm seine Hände von der Brust, sagen „nein" und halte seine Hände vielleicht auch fest. Hilft das alleine noch nicht, kannst Du deinem Sohn in Verbindung mit einer Erklärung, dass Du das keineswegs lustig findest ein Stück von dir wegrücken oder Du stehst auf. Mit liebevoller Konsequenz wirst Du deinem Sohn diese Angewohnheit abgewöhnen können Auch Einjährige verstehen schon sehr viel, wenn wir mit ihnen sprechen. Triff mit ihm zum Beispiel eine Abmachung, dass er jeden Abend die Hand auf die Brust legen darf, aber eben nicht kneift, er KANN das lernen. Wichtig ist, dass dein Kind spürt, dass Du ihm zwar die Brustwarze zum Kneten entziehst, nicht aber deine Liebe. Ich hoffe, die Tipps helfen ein wenig weiter, meldest Du dich noch einmal nach ein paar Tagen? Würde mich freuen! LLLiebe Grüße Biggi Welter

von Biggi Welter am 10.02.2015



Antwort auf: Habt ihr Tipps bei Angewohnheiten beim Stillen?

Vielen Dank erstmal. Ein bisschen erklärt es mir sein Verhalten. Wobei ich nicht so genau weiß, was Du mit meiner Unsicherheit genau meinst. Ich fühle mich allgemein nicht unsicher. Ich stille gern und gebe ihm auch sehr gern noch dieses Vertrauen und die Kuscheleinheiten am Nachmittag/Abend. Er hat dieses Shirt hochziehen bzw. an meinem Kragen ziehen (und Shirts schön ausleiern) genauso wie das Nippelspielen und den Seitenwechsel schon eine Weile drauf. Meine leichte Verunsicherung kam erst später, als mich manche auf diese vorhandenen Angewohnheiten ansprachen. Ich versuche aber mal, seine Hände im Zaum zu halten und ihm evt. einen Ersatz für die Hand zu bieten (vielleicht eine Stoffwindel oder sowas). Und dass ich mit ihm rede und das erkläre versuche ich auch. Ein bisschen hatte ich das auch schon instinktiv am Sonntag gemacht und das Ziehen an der Brustwarze hat schon ein wenig nachgelassen. Insofern vielleicht ein Teilerfolg. Außerdem werde ich mal versuchen, ihn nur einmal am Nachmittag (nach dem heim kommen) zum kuscheln zu stillen und dann eben abends (zum Schlafen) und nachts bei Bedarf. Vielleicht braucht er ein wenig klarer abgegrenzt, wann es ok ist und wann nicht. Ich wollte ihm bisher nur das Stillen am Nachmittag nicht irgenwie zeitlich einschränken, weil er bisher nur ein, zwei mal davon Gebrauch machte. Inzwischen bedient er sich aber weitaus öfter. Ich werde versuchen, diese vielen Male durch kuscheln oder anderweitige Zuwendung zu ersetzen. Ich erzähle dann, was daraus geworden ist. Vielen lieben Dank an Euch! Und lasst Euch mal loben!!! Ich habe schon so oft in Eurem Forum gestöbert, gerade zum Thema Stillen. Ihr macht das toll!

von s-tine am 11.02.2015, 20:44



Antwort auf: Habt ihr Tipps bei Angewohnheiten beim Stillen?

Liebe Tine, danke für das liebe Lob :-). Du wirst sehen, mit liebevoller Konsequenz wird es bald besser klappen :-). Biggi

von Biggi Welter am 12.02.2015