Liebe Frau Welter,
mich bedrücken derzeit folgende Fragen zum Thema stillen. Ich lebe als Deutsche in Frankreich, wo es das Umfeld sehr viel weniger stillfreundlich ist als in Deutschland. Daher bin ich so froh, Ihre Stillberatung gefunden zu haben.
Ich stille meinen acht Monate alten Sohn. Die Beikosteinführung lief am Anfang nicht so gut, seitdem ich ihm aber keinen Brei mehr anbiete, sondern Stücke (Vollkornbrot, Broccoli, Avocado, Tomate, Zuccini, Kartoffel, Pastinake, Wassermelone) ist er mit großem Vergnügen selbst. Ich biete ihm jetzt morgens, mittags und abends feste Nahrung an. Dazu stille ich weiter, noch so- 5-7 mal am Tag und nachts auch noch -3-4 mal. Ich hatte eigentlich gedacht, dass er immer weniger Milch bräuchte, aber er verlangt immer noch sehr oft nach der Brust. Ist das normal? Ich muss dazu sagen, dass mein Sohn immer schon sehr groß war und jetzt mit 8 Monaten auch schon 10 kg wiegt. Seit ein paar Tagen habe ich auch das Gefühl, dass meine Milchmenge viel größer geworden ist. Ich habe sehr schnell nach dem Stillen harte und angespannte Brüste. Bedeutet es, dass er diese ganze Milch braucht?
Ich muss nun im September wieder arbeiten gehen, am Anfang zum Glück nur von 8-14 Uhr (Das ist hier in Frankreich schon etwas Besonderes. Die meisten Mütter fangen nach 3 Monaten wieder an und die Kinder sind ganztags in der Krippe). Wie kann ich das mit dem Stillen vereinbaren? Er wird dann 10 Monate alt sein. Reicht es, wenn ich ihn dann morgens noch im Bett stille und dann erst wieder ab 15 Uhr? Ich möchte ihm nur ungern Pulvermilch geben, aber leider klappt das Abpumpen bei mir nicht so gut.
Außerdem belastet mich die Frage, wann ich abstillen soll. Vom Herzen her möchte ich meinen Sohn so lange stillen, bis er selbst nicht mehr möchte. Wir brauchen das Stillen auch als Einschlafritual. Allerdings bin ich schon 36 und konnte nur durch Clomid schwanger werden da ich ein PCOS Syndrom habe. Da ich mir sehr ein 2. Kind wünsche und befürchte, dass ich wieder Hilfe brauche, um schwanger zu werden, muss ich wohl abstillen um zu sehen, ob ich einen Zyklus bekomme und um clomid zu nehmen. Meine Ärzte hier sind mir keine Hilfe , da es hier ganz normal ist , mit 3 Monaten spätestens abzustillen. Ich hatte eigentlich die Hoffnung, dass sich nach der ersten Schwangerschaft mein Hormonhaushalt normalisieren würde und ich einen richtigen Zyklus bekäme. Jetzt ist mein Sohn aber schon 8 Monate und es tut sich nichts bei mir. Wie lange raten Sie mir zu warten um zu sehen, ob ein Zyklus kommt? Könnte ich Clomid zur Not auch einnehmen, während ich meinen Sohn noch stille? Gibt es sonst irgendwelche natürlicheren Maßnahmen, mit denen ich einen Zyklus trotz stillen auslösen kann?
Vielen Dank und viele Grüße
Annick
von
Annick
am 21.07.2014, 01:49
Antwort auf:
Frage zur Beikost/Stillen und Clomid
Liebe Annick,
das Verhalten Ihres Babys ist völlig normal.
Es kommt immer wieder einmal vor, dass ein Baby die Beikost nach den ersten Wochen wieder ablehnt und stattdessen wieder häufiger oder mehr gestillt werden will. Dafür gibt es viele Gründe von einer sich ankündigenden Erkältung über Zahnungsprobleme oder einfach nur einem zu hektischen Tag - zum Teil gibt es auch Kinder, die Brei nicht mögen aber stückige Nahrung aus der eigenen Hand vorziehen. Gut, dass Du auf dein Kind geachtet hast und es gemerkt hast :-).
Das Abstillen ist ohnehin kein kontinuierlich verlaufender Prozess, da gibt es immer wieder einmal kleinere oder größere Rückschritte.
Es ist ein normaler entwicklungsphysiologischer Verlauf, dass Babys ab dem Alter von vier bis sechs Monaten nachts (wieder) vermehrt aufwachen. Dieses Aufwachen liegt nicht an der Ernährung des Kindes, sondern ist entwicklungsbedingt. Deshalb ist die Einführung von fester Nahrung oder künstlicher Säuglingsnahrung oder eben das Abstillen auch keine Garantie für angenehmere Nächte.
Die Kinder beginnen die Welt sehr konkret zu erleben, sie müssen das am Tag Erlebte in der Nacht verarbeiten, sie lernen neue Fähigkeiten (umdrehen, robben, krabbeln, gezieltes Greifen ...), sie beginnen den Unterschied zwischen fremd und bekannt zu erkennen. All dies ist ungeheuer aufregend und auch anstrengend. Dazu kommt, dass sich die Zähne verstärkt bemerkbar machen, dass vielleicht die erste Erkältung kommt und, und, und ...
Der scheinbare Rückschritt im Schlafverhalten ist eigentlich ein Fortschritt, denn er zeigt, dass die Entwicklung des Kindes voranschreitet.
Abgesehen von den umstrittenen Schlaftrainingsprogrammen, die von Stillexperten nahezu einhellig abgelehnt werden, bleibt in dieser Zeit nicht viel, als geduldig zu bleiben und sich die Tage und Nächte so einfach wie möglich zu gestalten.
Die meisten Ärzte werden sich nicht damit einverstanden erklären eine Kinderwunschbehandlung zu beginnen, solange noch gestillt wird.
Ich kann und darf keine medizinischen Ratschläge geben, ich bin kein Arzt.
Während Schwangerschaft und Stillzeit sollten Sie Medikamente möglichst nur nach Absprache mit Ihrem Arzt oder Apotheker einnehmen und auch nur nach sorgfältiger Nutzen/Risiko-Abwägung. Am besten wendet sich dein Arzt an die Beratungsstelle für Embryotoxikologie in Berlin Tel.: 030 30308111. Das Team um Dr. Ch. Schaefer hat dort einen speziellen Beratungsdienst für Ärzte zu Medikamentenfragen und Fragen zu Diagnoseverfahren in Schwangerschaft und Stillzeit eingerichtet.
Am besten holst Du dir eine Arztmeinung ein oder aber Du stellst deine Frage mal im Nachbarforum bei Dr. Bluni.
Ich wünsche dir, dass Du eine positive Antwort bekommst :-).
LLLiebe Grüße
Biggi
von
Biggi Welter
am 21.07.2014