Frage: Einschlafsituation verbessern

Hallo liebes Stillteam Ich stille meinen Sohn (4 Monate) zum einschlafen. Am Vormittag schläft er manchmal so ein, den restlichen Tag und Nacht nur beim Stillen. Ich finde das Einschlafstillen auch schön und habe auch kein Problem mit dem stundenlangen Stillen. Nun ist aber seit einiger Zeit so, dass ich merke er wird müde und ich biete ihm die Brust an. Er möchte diese nicht. Dann lass ich ihn auf meinem Arm oder leg ihn hin oder trage ihn, ist egal. Er wird dann immer unruhiger, überdrehter und irgendwann endet es in schreien. Ich tröste ihn, halt ihn im Arm, in erreichbarer Nähe der Brust und wenn er fertig geweint hat, 2-20 Min. Trinkt er u schläft ein. Abends (ab 20 uhr) wacht er dann immer wieder auf, bis er dann zwischen 23 u 1:30 entgültig schläft. Unter Tags wacht er meist nach 20 min auf und trinkt dann wieder u schläft ein und wacht auf und so weiter. Er wirkt aber auch nach 2 Std. Nicht ausgeschlafen sondern nach kurzer Zeit wieder müde u das ganze geht von vorne los. Ich hab auch schon versucht ihn in Ruhe zu lassen, wenn er müde ist oder zu streicheln oder schaukeln, aber er findet nicht in den Schlaf Tragetuch o Trage funktioniert nicht um Haus. Nur beim Spazieren gehen und auch da schläft er nur 30 Min. und ist danach auch nicht ausgeschlafen. Dadurch dass er Abends so spät einschläft, verschläft er den Vormittag, auch wenn ich ihn wecke, weil wir Termine haben. Vielleicht haben Sie mir einen Rat oder Tips was ich ändern könnte. Vielen Dank und Liebe Grüße Bee

von bee79 am 01.12.2014, 22:36



Antwort auf: Einschlafsituation verbessern

Liebe Bee, das Nervensystem eines Babys ist ständigen Reizen ausgesetzt und während des Tages sind das viel mehr Reize als in der Nacht. So ist es nicht erstaunlich, dass sich bis zum späten Nachmittag oder frühen Abend einiges aufgestaut hat und das Kind dann "über" reizt ist und sich wieder abreagieren und beruhigen muss. Dazu kommt, dass auch die Mutter nach einem langen Tag ebenfalls mehr oder weniger stark belastet und gestresst ist und sich die Gefühle und Stimmung der Mutter auf das Kind übertragen. Babys in diesem Alter haben oft eine geradezu "klassische" Unruhephase am Abend. Nicht immer ist Stillen dann die Lösung. Diese unruhige Zeit ist so verbreitet, dass es im englischen Sprachraum sogar einen Ausdruck dafür gibt: Omastunde, d.h. dass jetzt eine liebevolle Großmutter gebraucht wird, die nichts Dringenderes vorhat, als das Baby zu wiegen und im Arm zu halten, bis seine Unruhe vorbei ist. Deiner Beschreibung nach stelle ich mir vor, dass es bei euch die folgende Situation gibt: Das Baby weint, die Mutter versucht es zu beruhigen, es gibt einen kurzfristigen Erfolg, dann weint das Baby wieder. Die Mutter versucht erneut, das Kind zu beruhigen, ist aber selbst bereits recht angespannt. Nach einer erneuten kurzfristigen Pause ist das Kind wieder unruhig und weint. Nun ist auch die Mutter überaus angespannt und diese Anspannung überträgt sich auf das Kind und beide schaukeln sich gegenseitig immer weiter hoch, bis keiner mehr Ruhe finden kann. So schwer es auch fällt, es ist wichtig, in dieser Situation nicht in Hektik und Aufregung zu verfallen. Je mehr Du versuchst um das Kind zu beruhigen und je hektischer Du wirst, umso aufgedrehter kann auch das Baby werden und dann ist man schnell in einem Kreislauf, der nur mehr schwer zu durchbrechen ist. Weniger ist hier oft mehr. Der Punkt ist, dass der Fokus vom Kind genommen wird, dass sich nicht mehr alle Anspannung auf das Kind konzentriert und es so die Gelegenheit bekommt, sich wieder zu entspannen und zu beruhigen. Der Teufelskreis der Anspannung, die sich auch bei den Eltern aufbaut und so das Kind immer unruhiger werden lässt, muss durchbrochen werden. Das kann manchmal auch dadurch erfolgen, dass das Baby auf eine Decke gelegt wird und die Mutter oder der Vater es durch unaufgeregtes, leises Sprechen und sanftes Streicheln beruhigt. Manche Eltern setzen sich in dieser Situation sogar mit ihrem Kind ins Auto und fahren ein paar Kilometer : ) oder aber es gibt eine Großmutter oder liebe Freundin mit ausgeruhten Nerven und viel liebevoller Geduld, die das Baby in den Arm nehmen kann während die Mutter einen Spaziergang für sich alleine machen kann, in Ruhe ein Entspannungsbad nimmt oder einmal für zwei Stunden ungestört schläft. Dieser Vorschlag mag für den Abend recht schwierig umzusetzen erscheinen, doch vielleicht kann dein Partner dir am Abend beistehen und euer Baby trösten und beruhigen und am Tag hilft dir unter Umständen doch ein anderer lieber Mensch, damit Du die Chance bekommst, neue Kraft zu tanken. Sobald Du erst mal wieder eine Verschnaufpause hattest, wird der Alltag oft sehr rasch wieder einfacher und die Baby Tage und Nächte können wieder ruhiger werden. Falls Du bei all diesen Anforderungen, die dein Kind zur Zeit an dich stellt, noch zum Lesen kommst, möchte ich dir "Das 24 Stunden Baby" von Dr. William Sears empfehlen. Die Lektüre dieses Buches wird aus deinem Kind nicht automatisch ein ruhigeres Baby machen, doch Du findest Erklärungen und sicher den einen oder anderen Hinweis, wie euer Alltag wieder leichter werden kann. Zusätzlich kann ich dir nur wärmstens den Besuch einer Stillgruppe nahelegen. Im Austausch mit den anderen Müttern dort, wirst Du erleben, dass dein Kind nicht das einzige Baby auf der Welt ist, das so viel Zuneigung und Kraft von seinen Eltern braucht und allein das Wissen "es geht nicht nur uns so" kann enorm viel helfen. Ich wünsche euch allen baldmöglichst ruhigere Tage und Nächte und dir viel Kraft und Menschen, die bereit sind, dir jetzt mit praktischer Hilfe beizustehen. LLLiebe Grüße Biggi

von Biggi Welter am 02.12.2014