Hallo!
Meine Tochter ist nun fast neun Wochen alt. Seit etwa vier Wochen setzt sie immer wieder spinatgrünen Stuhl ab, der sehr wässrig ist. Sie nimmt auch sehr schlecht zu. Die ersten gut sechs Wochen habe ich voll gestillt, in etwa alle zwei Stunden. Dann setzte sie nur noch dunkelgrünen Stuhl ab. Da sie kaum zunahm, sehr viel schreit und sehr unruhig ist, hat mir meine Hebamme unter dem Hinweis, der dunkelgrüne Stuhl stehe für Mangelernährung, geraten zuzufüttern. Dadurch hat sie wieder besser zugenommen und der Fläschchenstuhl war auch normal.
Ich biete drei Mal täglich nach dem Stillen zusätzlich ein Fläschchen HA Pre an. Sie trinkt zwischen 40 und 100 ml nach (mehr als 100 habe ich mich nicht getraut anzubieten). Im entsprechenden zeitlichen Abstand zum Zufüttern setzt sie normalen, gelb-cremigen (sorry :-)) Stuhl ab. Stille ich bis zum frühen Nachmittag ohne zuzufüttern, wird ihr Stuhl immer grüner, schließlich wieder mit dunkelgrünem Anteil. Nachts schläft sie seit der zweiten Woche 6-8 Stunden durch.
Beim Stillen schläft sie tags oft ein, wird dann aber wieder wach und ist nicht satt. Ich stille dann wieder, bin nur noch mit Anlegen beschäftigt. Schließlich gebe ich ein Fläschchen, danach ist sie aber nie schläfrig, schreit aber im Gegensatz zu ohne Fläschchen nicht mehr. Ich wickele und das ganze geht von vorne los. Ihre Verdauung scheint mit den Fläschchen auch problemloser zu laufen als früher. Blähungen hat sie kaum mehr, wenn dann eher nach dem Stillen. Nur spät abends ist sie seit Einführung der Fläschchen auf einmal sehr unruhig und hat vermehrt Reflux.
Ich bin sehr irritiert. Tut ihr meine Muttermilch nicht gut? Milchprodukte weglassen habe ich bereits probiert - ohne Erfolg. Habe ich zu wenig fette Milch? Sie trinkt und schluckt sehr lange, der Milchspendereflex ist sehr stark und schmerzhaft. Ich habe eine Histaminintoleranz, von der ich allerdings momentan nichts merke, und dadurch einen B6-Mangel. Kann der dunkelgrüne Stuhl damit zusammenhängen? Oder damit, dass ich kein Fleisch esse? Ich passe sehr auf, stillverträglich zu essen, aber sie hat dennoch dauernd einen wunden po (laut KA kein pilz).
Ich stille zum einen sehr gerne und da der Vater meiner Tochter Neurodermitis hat und sie jetzt schon sehr problematische Haut zeigt, wurde mir geraten weiter zu stillen. Aber anscheinend bekommt ihr meine Milch nicht. Kann sie überhaupt richtig gedeihen, wenn ein teil des platzes im Magen von meiner anscheinend wenig nahrhaften Muttermilch beansprucht wird? Wie viel kann ich zufüttern? Soll ich auch ganze Mahlzeiten durch die Flasche ersetzen? Ich will nicht aus versehen abstillen, aber sie natürlich auch nicht mangelernähren.
Haben Sie einen Rat für mich?
Vielen Dank!
von
Kaminchen
am 10.02.2017, 17:59
Antwort auf:
Dunkelgrüner Stuhl nach Muttermilch
Liebe Kaminchen,
Du brauchst dir keine Gedanken um die Qualität deiner Milch zu machen.
„Zu dünne Muttermilch“ ist ein Ammenmärchen. Am Aussehen der Milch lässt sich zudem nicht festmachen, was sie enthält.
Obwohl sich Frauen in verschiedenen Ländern und unterschiedlichen Kulturen sehr unterschiedlich ernähren gibt es so gut wie keine Unterschiede in der Zusammensetzung der Muttermilch. Es ist sehr schwierig bis unmöglich, die Milchzusammensetzung deutlich über die Ernährung zu beeinflussen. Dies mag ein Schachzug der Natur sein, um das Überleben des Babys zu sichern. Ernährt sich eine Mutter nicht gut, so geht dies zunächst nicht zu Lasten der Qualität der Muttermilch, sondern zu Lasten der Mutter. Erst wenn die Reserven der Mutter erschöpft sind (zum Beispiel bei schwer unterernährten Frauen in Hungergebieten), kommt es zu Veränderungen der Muttermilch, die jedoch weniger die Qualität als die Quantität betreffen. Auch Stress führt nicht zu einer Qualitätseinbuße der Milch.
Hier gibt es nur zwei Ausnahmen, dass die Milch nicht alles enthält, was das Baby braucht: bei extremen Ernährungsformen ohne jegliche tierische Produkte (vegane Ernährung) kann der Gehalt an Vitamin B12 in der Muttermilch nicht ausreichen und bei einer sehr seltenen Stoffwechselkrankheit.Ich gehe jedoch davon aus, dass Du weder kurz vor dem Hungertod stehst, noch dich streng vegan ernährst oder gar an Hyperlipoproteinämie leidest.
Es kommt vor, dass Kinder tatsächlich eine Besserung der Symptome zeigen, wenn die stillende Mutter auf bestimmte Nahrungsmittel verzichtet. Zu diesen Nahrungsmitteln gehört oft Kuhmilch, es können aber auch ganz andere Nahrungsmittel sein. Herauszufinden, ob und auf welche Nahrungsmittel das Kind eventuell reagiert kann sehr aufwendige Detektivarbeit verlangen.
Manche Kinder reagieren aber überhaupt nicht auf Veränderungen der Ernährung der Mutter.
Als erstes ist es sinnvoll, wenn Du dich mit einer Ernährungsberaterin zusammensetzt, die mit dir gemeinsam einen Plan ausarbeitet, wie Du dich gut und ausgewogen ohne Milch ernähren kannst. Manchmal wird Butter und Sahne, die kaum Milcheiweiß enthalten auch toleriert, aber das musst Du ausprobieren.
Ernährungsberaterinnen findest Du in den Gelben Seiten oder frag mal bei deiner Krankenkasse nach, manche Krankenkassen haben Ernährungsberaterinnen angestellt. Wegen der Kostenübernahme solltest Du dich ebenfalls an dein Krankenkasse wenden, einige Kassen haben Ernährungsberatung in ihrem Leistungsumfang.
Falls Du noch keinen Kontakt zu einer Stillberaterin hast, solltest Du dich dann an eine Stillberaterin vor
Ort wenden, die Euch beim Stillen sehen kann und so feststellen kann, ob das Baby korrekt an der Brust
saugt oder vielleicht ein Saugproblem vorliegt, das behandelt werden müsste.
Adressen von Stillberaterinnen findest Du im Internet unter:
http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC).
LLLiebe Grüße
Biggi
von
Biggi Welter
am 10.02.2017
Antwort auf:
Dunkelgrüner Stuhl nach Muttermilch
Liebe Biggi,
vielen Dank für die ausführliche Antwort.
Tatsächlich habe ich einen extrem hohen Cholesterinspiegel, obwohl ich mich immer sehr gesund ernährt habe. Ich habe mir aber nie Sorgen deshalb gemacht. Der Möglichkeit einer Fettstoffwechselstörung werde ich nun auf jeden Fall nachgehen.
Danke, dass du mich darauf gebracht hast - danach hat bislang noch niemand gefragt!
Liebe Grüße,
Kaminchen
von
Kaminchen
am 11.02.2017, 09:06