Frage: Beikoststart abbrechen

Hallo Biggi, mal wieder wende ich mich vertrauensvoll an dich... Unser kleiner Schatz, 5 Monate tut sich etwas hart mit dem Brei und ich bin jetzt unschlüssig, wie ich weitermachen soll. Zur Situation: Da er absolutes Interesse an unserem Essen gezeigt hat, auf dem Schoß auch immer schön den Mund aufgemacht hat, wenn Mama gegessen hat, haben wir es mit Kürbisbrei probiert. Da war er knapp 5 Monate. Er hat etwas angewidert geschaut, den Mund kaum aufgemacht, aber trotzdem ca 20 g gegessen. Am nächsten Tag dann dasselbe, nur ohne angewidert zu schauen. Und so "isst" er inzwischen etwa 50g, jetzt Kürbis-Kartoffel. Aber er macht den Mund weiterhin kaum auf, greift immer mit den Fingern dazwischen und schleckt den Brei dann davon ab und es dauert alles ewig. Ich muss dazusagen, dass er im Moment auch Husten hat und meiner Meinung nach die oberen Schneidezähne bekommt. Nun meine Fragen: - Sollen wir bei den 50g bleiben und auch wie geplant eine weitere Gemüse-Sorte probieren oder sollen wir besser aussetzen? - Sollen wir vielleicht versuchen ob er einen Obst-Getreidebrei lieber mag? Ich finde es wirklich komisch, dass er den Mund kaum öffnet, aber trotzdem 50g "isst", das ist für mich irgendwie widersprüchlich. Auch wenn man es noch nicht braucht, bieten wir ihm Trinken aus dem Glas an und das klappt super. Ich bin sehr auf deine Gedanken dazu gespannt und sage Danke! Gruß ER

von ER2011 am 10.10.2016, 14:24



Antwort auf: Beikoststart abbrechen

Liebe ER, ich persönlich würde noch nicht unbedingt eine weitere Mahlzeit ersetzen, sondern evtl. löffelweise noch Obst anbieten und weiterhin zusätzlich stillen. Ich weiß, dass fast überall steht: „zunächst wird die Mittagsmahlzeit ersetzt und im Abstand von etwa vier Wochen ersetzen Sie die nächste Mahlzeit usw". Gleichzeitig wird „eine Mahlzeit" als die Menge definiert, die in ein Gläschen passt und zwar für alle Kinder gleich. Doch dieses Schema, das leider immer noch oftmals propagiert wird verursacht in vielen Fällen nichts weiter als Stress und Tränen. Es ist einfach zu sehr in den Köpfen vieler Menschen verwurzelt, dass eine Stillmahlzeit „ersetzt" werden müsse, dabei stimmt das gar nicht. Schon der Begriff BEI Kost drückt doch aus, dass es sich bei dieser Nahrung um eine ergänzende Nahrung und nicht um einen Ersatz für die Muttermilch handelt. Wäre es ein Ersatz, dass würde es ANSTATT Kost heißen. Die Empfehlung lautet also nicht strikt erst eine komplette Mahlzeit vollständig zu ersetzen, ehe die nächste Mahlzeit ersetzt wird, sondern erst etwa eine Woche abwarten, ehe ein neues Nahrungsmittel eingeführt wird und die Beikost als Ergänzung und nicht als Ersatz für die Muttermilch betrachten. Daher gibt es auch keine festgelegte Zahl für die Stillmahlzeiten, sondern das Kind kann weiterhin nach Bedarf gestillt werden. Im gesamten ersten Lebensjahr sollte Muttermilch das Hauptnahrungsmittel des Kindes sein. Man kann eine Faustregel aufstellen, dass ein Baby mit sieben Monaten eine bis zwei zusätzliche Beikostmahlzeiten ergänzend zur Muttermilch bekommt, mit acht Monaten zwei bis drei, mit neun Monaten zwei bis vier, mit zehn Monaten vier und mit zehn bis zwölf Monaten drei bis fünf. Daneben kann und darf es so oft gestillt werden, wie es möchte. Mit sieben bis neun Monaten braucht das Kind noch mindestens drei Milchmahlzeiten, mit zehn bis zwölf Monaten noch mindestens zwei. Wird das Kind ausreichen häufig gestillt, braucht es keine andere Milchnahrung und auch keinen Milchbrei oder Flaschennahrung. Am Anfang sollte nur eine neue Nahrung, ein oder zweimal am Tag gegeben werden und etwa eine Woche gewartet werden, bevor wieder etwas Neues angeboten wird. (Also nur Karotte, nur Kartoffel, nur Banane, nur geriebener Apfel usw.). Außer der bei uns traditionell verwendeten Karotte können auch Zucchini, Kürbis, Fenchel, Brokkoli, Kohlrabi, Pastinake oder anderes Gemüse angeboten werden. Wenn der Gemüse Kartoffelbrei gut vertragen wird, kann als nächstes ein Obst (zunächst gekocht und dann roh) gegeben werden, das zu einem Getreide Obst Brei erweitert werden kann. Allmählich wird sich die Menge der Beikost von selbst steigern und etwa ab den ersten Geburtstag werden sich das Verhältnis Beikost zu Muttermilch langsam umkehren, bis sich das Kind (wenn es dazu die Gelegenheit erhält, die Entscheidung selbst zu treffen) schließlich irgendwann ganz abstillen wird. Für Tipps rund um das Thema Beikost bietet sich das Buch „Babyernährung gesund & richtig – B(r)eikost und Fingerfood“ von Gabi Eugster an. Dort finden sich sehr viele Informationen und Tipps zum Thema Ernährung ab dem siebten Monat. Du bekommst es im Buchhandel, bei einer LLL Beraterin oder auch hier im Still Shop. LLLiebe Grüße, Biggi

von Biggi Welter am 10.10.2016