Hallo! Mein Sohn ist jetzt 19 Wochen alt. Seit letzter Woche will er tagsüber fast stündlich an die Brust. Nachts will er entweder alle 2h oder alle 4h aber dann fast 1h lang. Er zahnt gerade auch. Wird er nicht satt?
Ich wollte nächste Woche mit der Beikost anfangen und möglichst zügig abstillen. Einerseits weil ich nicht mehr mag und andererseits bereitet er mir mit den Zahnleisten Schmerzen. Doch wie gewöhne ich an den Flaschensauger - er tut sich auch schon schwer mit einem Schnuller-oder biete ich ihm gleich einen Trinkbecher an? Für Tipps wäre ich sehr dankbar. Vielen Dank
von
Heli
am 15.04.2015, 11:13
Antwort auf:
Beikost Start jetzt angebracht?
Liebe Heli,
wir orientieren uns weiterhin an den Empfehlungen der WHO. Und empfehlen:
Ein Baby ist bereit für Beikost, wenn folgende Faktoren erfüllt sind:
• es ist in der Lage aufrecht zu sitzen (evtl. leicht gestützt),
• der Zungenstoßreflex, durch den das Baby feste Nahrung automatisch wieder aus dem Mund herausschiebt, hat sich abgeschwächt,
• es zeigt Bereitschaft zum Kauen,
• es kann selbstständig Nahrung aufnehmen und in den Mund stecken,
• es zeigt ein gesteigertes Stillbedürfnis, das sich nicht mit einer Erkrankung, dem Zahnen oder einer Veränderung in seiner Umgebung oder in seinem Tagesablauf in Verbindung bringen lässt.
Wenn diese Punkte erfüllt sind, DANN ist der Zeitpunkt für den Beginn der Beikost gekommen. In der Regel ist das immer noch so um den vollendeten 6. Lebensmonat herum.
Wenn Sie ihr Kind bis zum Alter von sechs bis sieben Monaten vollständig abgestillt haben wollen, müssen Sie zunächst zur Flasche hin abstillen, da das Kind noch zu jung für Beikost ist, die ja erst ab etwa einem halben Jahr eingeführt werden sollte.
Dabei gehen Sie am besten so vor, dass Sie Ihr Kind zunächst anlegen, aber es sich nicht vollständig satt trinken lassen, sondern anschließend noch die Flasche anbieten. Bei manchen Kinder empfiehlt sich auch die umgekehrte Vorgehensweise, zuerst Flasche anbieten und anschließend noch die Brust, das müssen Sie ausprobieren.
Allmählich steigern Sie die Menge der Flaschennahrung, bis die Mahlzeit vollständig ersetzt ist. Etwa im Abstand von mindestens einer Woche können Sie dann mit dem Ersetzen der nächsten Mahlzeit durch künstliche Säuglingsnahrung beginnen. Mit welcher Mahlzeit Sie beginnen, bleibt Ihnen überlassen. Nach Möglichkeit sollten Sie nicht zwei unmittelbar aufeinanderfolgende
Stillzeiten direkt nacheinander ersetzen.
Falls die Brust dann zu spannen beginnt, pumpen Sie gerade so viel Milch ab oder streichen von Hand aus, dass die unangenehme Spannung nachlässt und Sie sich wieder wohl fühlen. Nicht mehr Milch als unbedingt notwendig entleeren, denn sonst wird die Produktion wieder angeregt. Zusätzlich können Sie die Brust kühlen.
Besprechen Sie mit Ihrer Kinderärztin/arzt welche künstliche Säuglingsnahrung Sie verwenden sollten. Pre Nahrung kann wie Muttermilch nach Bedarf gegeben werden und ist als Ersatz für die Muttermilch für das gesamte erste Lebensjahr (bis das Kind an normale Kuhmilch gewöhnt werden kann) geeignet.
Für das komplette Abstillen sollten Sie in etwa sechs bis acht Wochen einrechnen, dieser Zeitraum ist realistisch, wenn Sie Probleme mit der Brust vermeiden wollen und gibt auch dem Kind Zeit, sich an die Umstellung zu gewöhnen.
Sie könnten versuchen, Ihrem Kind die Flasche doch schmackhaft zu machen, manche Babys lassen sich überlisten, wenn sie abgepumpte Muttermilch angeboten bekommen (die man dann immer weiter streckt mit Säuglingsmilch).
Wenn Sie Ihr Baby an die Flasche gewöhnen möchten, empfehle ich Ihnen folgende Tipps.
Lassen Sie IMMER JEMANDEN ANDERS die Flasche anbieten, nie Sie selbst. Es gibt einige Tricks, die Sie probieren können:
- versuchen Sie, die Flasche anzubieten, wenn Ihr Baby nicht allzu hungrig (zur regulären Stillzeit wird er keine Experimente mitmachen wollen) ist;
- lassen Sie die fütternde Person das Baby ganz liebevoll halten, während die Flasche angeboten wird;
- anstelle den Sauger in den Mund zu schieben, lassen Sie die Betreuung die Unterlippe damit kitzeln, damit sie selbst ihn nimmt;
- Ihr Baby könnte in ein Kleidungsstück eingewickelt werden, welches nach Ihnen riecht;
- der Sauger der Flasche könnte mit warmen Wasser auf etwa Körpertemperatur gebracht werden;
- versuchen Sie verschiedene Sauger - Silikon + Kautschuk, verschieden Formen, größere oder kleinere Sauger;
- versuchen Sie, verschiedene Positionen ausprobieren zu lassen;
- vielleicht geht es mit rhythmischen Schaukeln besser, auch Gehen kann Erfolg bringen. Einige Babys nahmen die Flasche, wenn sie im Autositz saßen, besser;
- probieren Sie, die Flasche zu geben, wenn Ihr Baby schläft;
- versuchen Sie es weiter - aber bedenken Sie auch, sie kann auch aus einer Tasse, vom Löffel, mit der Pipette oder dem "Soft Cup" gefüttert werden;
Versuchen Sie verschiedene Sorten der Säuglingsmilch aus und wie gesagt, oft klappt es mit abgepumpter Muttermilch am besten!
Wenn es gar nicht klappt, können Sie es auch mit der Becherfütterung probieren.
Die Becherfütterung ist mit der richtigen Technik keineswegs aufwändiger als die Flaschenfütterung und deshalb durchaus eine Alternative zur Flasche.
Wichtig ist, dass Sie wirklich geduldig bleiben.
LLLiebe Grüße
Biggi
von
Biggi Welter
am 15.04.2015