Baby will tagsüber nicht mehr stillen

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: Baby will tagsüber nicht mehr stillen

Hallo, ich bin etwas verunsichert: mein Sohn(8M) möchte tagsüber nicht mehr gestillt werden. Das bedeutet, dass er momentan nur noch 2 mal nachts und ganz manchmal auch noch morgens von der Brust trinkt. Mir ist es eigentlich ganz recht so, aber jetzt habe ich gelesen, dass ein Baby in seinem Alter eigentlich mind. drei Stillmahlzeiten braucht. Sollte ich versuchen Milch abzupumpen und zu zufüttern oder wird mein Kleiner sich schon alleine die Milchmenge holen die er braucht? Viele Grüße

von L.U.Z. am 25.05.2015, 11:46



Antwort auf: Baby will tagsüber nicht mehr stillen

Liebe L.U.Z., ein so junges Kind stillt sich normalerweise nicht selbst ab, es streikt eventuell an der Brust oder es ist saugverwirrt. Am besten wendest Du dich einmal für eine persönliche Beratung an eine Stillberaterin in deiner Nähe. Ich suche dir gerne die nächstgelegene LLL Stillberaterin heraus, wenn Du mir deinen Wohnort mit Postleitzahl angibst. Du kannst das nun akzeptieren oder aber versuchen, dein Kind wieder an die Brust zu bekommen, dazu solltest Du Kontakt zu einer Kollegin vor Ort aufnehmen. Bis Du eine Kollegin erreichen kannst, hier einige allgemeine Tipps: Du kannst versuchen dein Baby anzulegen, wenn es schon sehr schläfrig oder fast eingeschlafen ist. Viele Babys, die sich weigern, an der Brust zu trinken, wenn sie hellwach sind, tun es im Halbschlaf dann doch. Du kannst ihm die Brust auch immer wieder anbieten, wenn es wach ist, dränge aber nicht. Manche Babys sind eher bereit zu trinken, wenn ihre Mutter umhergeht statt stillzusitzen. Weitere Maßnahmen, die sich bei einem Stillstreik bewährt haben, sind: im Umhergehen stillen, in der Badewanne oder im Schaukelstuhl stillen, im Halbdunkeln stillen, im Halbschlaf stillen, das Baby mit der Brust spielen lassen, unterschiedliche Stillhaltungen ausprobieren, alle künstlichen Sauger vermeiden, das Baby massieren, viel Körperkontakt (Haut auf Haut), und ganz wichtig: keinen Stillstress erzeugen, weder bei der Mutter noch beim Kind, Ruhe und Gelassenheit, auch wenn es schwer fällt. Um deine Milchproduktion aufrecht zu erhalten und zu verhindern, dass die Brust übervoll wird, sollte die Milch ausgestrichen oder abgepumpt werden. Die so gewonnene Milch kann dem Kind mit einer alternativen Fütterungsmethode angeboten werden, z.B. mit einem Becher. Die Flasche ist in dieser Situation nicht unproblematisch, denn es kann passieren, dass sich dein Kind dann zur Flasche hin abstillt. Wenn es für dich allerdings in Ordnung ist, dann kannst Du jetzt wahrscheinlich problemlos abstillen. Vor dem ersten Geburtstag würde ich noch Säuglingsnahrung geben, für so viel Kuhmilch ist dein Baby zu jung. Wenn Du dir die Zusammensetzung der künstlichen Säuglingsnahrungen anschaust, dann kannst Du sehen, dass Pre Nahrung eindeutig zu bevorzugen ist. Spätestens bei der sogenannten Folgemilch 2 ist es dann sogar so, dass diese kaum noch an die Muttermilch angepasst ist, oft sehr süß ist und von der Zusammensetzung her so, dass sie nicht mehr als ausschließliche Nahrung für das Kind ausreicht. Sie darf deshalb auch nur in Zusammenhang mit Beikost gegeben werden. Es gibt Länder, in denen Folgenahrungen gar nicht erhältlich sind. Eltern erhoffen sich, was die Werbung ja auch deutlich suggeriert, dass ihre Kinder mit einer Folgenahrung seltener gefüttert werden müssen und länger schlafen. Das ist der Hauptgrund, warum diese Nahrungen verkauft werden. LLLiebe Grüße Biggi Welter Pre, 1 oder 2 – was bedeuten die Kürzel der Säuglingsnahrung von Denise Both, IBCLC Die EU Norm unterscheidet zwischen drei verschiedenen Nahrungsarten: • Säuglingsanfangsnahrung • Folgenahrung • Antigen Reduzierte Nahrung Säuglingsanfangsnahrungen sind künstliche Säuglingsnahrungen, die den Nährstoffbedarf eines Babys in den ersten vier bis sechs Monaten als Alleinnahrung decken und zusammen mit geeigneter Beikost das gesamte erste Lebensjahr gegeben werden können. Sie tragen die Silbe "Pre" oder die Zahl "1" im Namen. Unter einer Pre Nahrung wird eine adaptierte Säuglingsnahrung verstanden, die der Muttermilch weitestgehend angeglichen ist, was ihre Zusammensetzung an Mineralstoffen, Kohlenhydraten, Fett und Eiweiß betrifft. Pre Nahrungen können, wie Muttermilch, nach Bedarf (ad libitum) gegeben werden. "1" steht für teiladaptierte Nahrung. Diese Säuglingsnahrung ist zum Teil der Muttermilch angeglichen, enthält mehr Eiweiß und außer Milchzucker noch weitere Zucker sowie Stärke. 1er Nahrung ist nicht so dünnflüssig wie Pre Nahrung und hält länger vor. Teiladaptierte Nahrung sollte nicht nach Bedarf gegeben werden. Folgenahrung wird durch eine "2" gekennzeichnet. Sie ist nicht mehr als alleinige Nahrung für den Säugling gedacht, sondern sollte frühestens ab dem fünften Monat zusammen mit Beikost gegeben werden. Ihre Zusammensetzung unterscheidet sich grundlegend von der der Muttermilch. Für allergiegefährdete Babys, zu denen zur Zeit etwa ein Drittel aller Neugeborenen zählen, gibt es antigen reduzierte Nahrungen, die durch die Abkürzung "HA" erkennbar sind. "HA" steht für hypoallergen und es bedeutet, dass in diesen Nahrungen das Kuhmilcheiweiß in kleinere Bestandteile aufgespalten wurde. Durch die Zerlegung des Eiweißes kann das Allergierisiko verringert werden. Außer den oben aufgezählten Nahrungen gibt es noch Spezialnahrungen (zum Beispiel laktosefreie Säuglingsnahrung oder Nahrungen mit sehr geringem Phenylalaningehalt), die besonderen Situationen vorbehalten sind. So kommt es zwar sehr selten vor, aber es gibt tatsächlich Fälle, in denen ein Baby keine Muttermilch erhalten darf (bei Galaktosämie, einer sehr seltenen Stoffwechselstörung) oder nicht ausschließlich gestillt werden darf (z.B. bei Phenylketonurie (PKU), ebenfalls eine Stoffwechselstörung).

von Biggi Welter am 25.05.2015



Antwort auf: Baby will tagsüber nicht mehr stillen

Danke für die Antwort, eigentlich möchte ich noch nicht abstillen, und Nachts klappt das stillen ja auch noch prima (wahrscheinlich wie Sie beschrieben haben, da er schläfrig ist und nicht abgelenkt). Eigentlich ist es aber für mich in Ordnung so wie es momentan ist. Könnte ich denn auch tagsüber abstillen und Nachts weiterstillen? Würde sich die Brust dann darauf einstellen? Und reichen diese 2-3 Stillmahlzeiten dann aus oder müsste ich tags dann noch zusätzlich Pre Nahrung füttern?

von L.U.Z. am 25.05.2015, 15:35



Antwort auf: Baby will tagsüber nicht mehr stillen

Liebe L.U.Z., das kannst Du sicherlich versuchen, so lange dein Kind die Brust noch nimmt. Wenn dein Kind ansonsten keine Milchprodukte bekommt, solltest Du einen Milchbrei oder eine Flasche mit Säuglingsnahrung anbieten. LLLiebe Grüße Biggi

von Biggi Welter am 25.05.2015