Baby wecken zum Stillen + allein mit papa

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: Baby wecken zum Stillen + allein mit papa

Hallo, ich freue mich über die Möglichkeit, hier meine Fragen loswerden zu können. Heute habe ich zwei, ich denke es werden im Laufe der Zeit noch welche dazu kommen. Ich habe am 12.7. entbunden, mein Baby ist also noch sehr klein. Am Tage muss ich ihn gar nicht so oft stillen, am Abend zur nacht hin nimmt die Frequenz zu. In der Nacht ist dann plötzlich Ruhe. Stundenlanges durchschlafen, viell einmal anlegen. Das wars. Er schläft direkt neben mir, wir kuscheln ganz viel. Bis vormittags ca. 10 Uhr ist Ruhe. Meine brüste Schmerzen dann sehr und sind irre prall. Nun habe ich bereits versucht, ihn nachts zu wecken, aber es ließ sich nichts machen. Auch muttermilch an den Mund hat nichts gebracht. Was kann ich tun? So lange Unterbrechungem haben doch auch Auswirkungen auf die Milchmenge, oder? Über Bindung glaube ich bereits einiges zu wissen. So Weiss ich, dass das Baby nicht antizipieren kann, dass ich nur nebenan bin und gleich wieder komme, wenn ich kurz gehe (zum Klo oder so). Mein Partner, Vater des Kindes, hat mit mir Elternzeit genommen und will mit ihm draußen spazieren gehen, während ich mich im wochenbett erhole (habe ziemlich dolle Geburtsverletzungen). Da denk ich mir gleich, dass das schlecht für die Bindung zwischen mir und meinem Sohn ist, wenn ich dann nicht dabei bin. Dabei finde ich es schön, dass mein Partner sich so toll kümmert und ich möchte auch unbedingt, dass die beiden eine gute Bindung aufbauen. Ich bin so unsicher dies bezüglich. Mein theoretisches wissen bringt mir nichts. Gestern war ich auf der Toilette als ich dachte, mein Baby schläft. Als ich wieder kam schrie er Wie am Spieß. Habe ich ihm damit geschadet? Ich hoffe, ich bin hier mit meinen Fragen richtig und Sie können mir weiterhelfen. Vielen Dank schon einmal. LG GlücksMutti

Mitglied inaktiv - 19.07.2017, 15:57



Antwort auf: Baby wecken zum Stillen + allein mit papa

Liebe GlücksMutti, erst einmal herzlichen Glückwunsch! So kleine Babys wollen im Schnitt zwischen acht und zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden gestillt werden. Im Schnitt heißt, es gibt Babys die seltener nach der Brust verlangen (eher wenige Babys) und es gibt Babys, die häufiger an die Brust wollen (die Mehrzahl). Nun ist es jedoch nicht so, dass ein Kind zügig zwanzig Minuten trinkt und sich dann nach drei Stunden das nächste Mal rührt, sondern es kommt immer wieder zu Stillepisoden, die so ablaufen: das Kind trinkt eine kurze Weile, hört auf, döst vielleicht sogar weg und beginnt erneut kurz zu trinken usw. Dieses Verhalten heißt Clusterfeeding und ist absolut normal für kleine Babys. Besonders gehäuft treten diese Stillepisoden am Nachmittag und Abend auf, wie überhaupt die Abstände zwischen den Stillzeiten im Verlauf des Tages immer kürzer werden. Dazu kommt, dass in bestimmten Altersstufen Wachstumsschübe zu erwarten sind, in denen die Baby manchmal schier ununterbrochen an die Brust wollen. Aber auch ohne Wachstumsschub ist es normal, dass ein so kleines Baby mindestens acht bis zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden gestillt werden will. Muttermilch ist innerhalb von 60 bis 90 Minuten verdaut und der Organismus eines Babys ist auf häufige Mahlzeiten eingestellt. Das Dauerstillen kann sehr anstrengend und auch nervend sein, aber es hat seinen Sinn. Rein wissenschaftlich gesehen ist es so, dass das Baby durch den Stillmarathon die Prolaktinausschüttung anregt und so dafür sorgt, dass die Milchbildung angeregt wird und genügend Milch für das Kind zur Verfügung steht. Sie können ein wenig unterstützend eingreifen, indem Sie die Brust anfangs immer dann, wenn sie unangenehm voll wird, gerade so weit ausstreichen, dass die unangenehme Spannung nachlässt und Sie sich wieder wohl fühlen. Aber nicht mehr Milch entleeren als unbedingt notwendig, da sonst die Milchbildung weiter angeregt wird. Zusätzlich können Sie die Brust kühlen. Wenn Ihr Partner mit dem Baby spazieren geht, kann er doch in der Nähe bleiben. Sobald das Baby unruhig ist, kann er zu Ihnen kommen. Wenn Sie allerdings kein gutes Gefühl haben, kann Ihr Partner sich das Baby auch ins Tragetuch nehmen und in der Wohnung herum spazieren ;-) - wichtig ist, dass SIE zur Ruhe kommen. Wenn ein Baby mal weint, ist das sicher kein Weltuntergang, aber es ist gut, wenn Sie Ihr Baby weiterhin viel tragen und bei sich haben. Schon immer haben kleine Kinder ein Bedürfnis danach, getragen zu werden, und je jünger sie sind, umso deutlicher zeigen sie, dass sie getragen werden wollen. Eltern kennen die Situation, dass sich das Baby nur auf dem Arm wohl zu fühlen scheint nur zu gut. In Ländern, die nicht dem westlichen Kulturkreis zuzuordnen sind, ist es für die Mütter oft selbstverständlich ihre kleinen Kinder stets mit sich am Körper zu tragen. Ihre Lebensumstände lassen ein Ablegen des Kindes vielfach einfach nicht zu. Die Babys und Kleinkinder leben in ständigem, engen Körperkontakt mit der Mutter und niemand stellt in Frage, ob diese "Methode" ein Kind aufzuziehen für das Kind und/oder die Mutter gut oder schlecht sei. Wie anders erleben wir diese Situation: Geben wir unserem instinktiven Verhalten nach und entscheiden wir uns dafür, unser Kind mit uns herumzutragen und so an unserem Alltagsleben teilhaben zu lassen, wird diese Entscheidung von vielen unserer Mitmenschen in Frage gestellt und wir werden gewarnt, welch schlimme Folgen unser Verhalten für das Kind und nicht zuletzt für uns, die wir unsere Kinder tragen, haben wird." Aus eine Vortrag „Tragen" von Denise Both, IBCLC Ich denke die Einleitung aus dem Vortrag meiner Kollegin zeigt sehr deutlich, warum ein Menschenbaby den ununterbrochenen Kontakt zu seiner Mutter braucht und gibt auch gleich einen Hinweis, dass in unserer Kultur regelrecht „Glaubenskriege" darum geführt werden, was nun für das Kind und/oder die Mutter richtig und gut ist. Menschenbabys sind Traglinge, die den Kontakt zur Mutter brauchen. Es ist von der Natur nicht vorgesehen, dass sie alleine sind und auch nicht, dass sie alleine schlafen. Das widerspricht dem Bild vom süß in der Wiege schlummernden Baby, das fast alle Frauen (zumindest beim ersten Baby) haben. Es ist daher nicht verwunderlich, wenn Ihr Kind nicht alleine schlafen will und ständigen Körperkontakt sucht. Ein Kind kann nicht "verwöhnt" werden, wenn es viel Nähe und Zuwendung bekommt. Eine Kollegin von mir hat dazu einen schönen Text geschrieben, aus dem ich jetzt einen Abschnitt zitiere: "Das Kind wird verwöhnt und verzogen. "Ja, das ist jetzt schon total verwöhnt" "Ihr verzieht das Kind, nachher will es nur noch auf den Arm" "So lernt das Kind ja nie alleine einzuschlafen, alleine zu spielen, sich mit sich selbst zu beschäftigen ..." "Wie soll das Kind denn seinen Rhythmus finden, wenn Du es ständig mit der herumziehst". So und ähnlich lauten viele Aussagen wohlmeinender Freunde, Verwandte und auch wildfremder Menschen, von denen man auf der Straße angesprochen wird. Was ist dran an dieser Theorie, dass das Baby durch die Zuwendung, die es erhält verwöhnt und verzogen wird? Bernadette Stäbler beschreibt in ihrem Buch "Mama" die Angst, sein Kind nicht richtig zu erziehen: "Und schon ist sie da, diese Angst, sein Kind zu verziehen. Welche Ursachen hat sie? Denn, wer dieses unschuldige Baby anschaut, fühlt sich sehr glücklich. Niemand kann sich vorstellen, dass es eines Tages unerwünschte Handlungen vollbringen wird. Wenn wir also von "verziehen" sprechen, haben wir ein älteres Kind vor Augen. Das Kind im Trotzalter, das immer "nein" ruft, läßt seine Mutter denken: "Was für einen Dickkopf habe ich mir großgezogen. Sicher habe ich es falsch gemacht!" Ist es wirklich so wichtig, dass unsere Kinder vor der Zeit lernen, alleine zu schlafen, alleine zu sein und sich mit sich selbst zu beschäftigen? Ist es notwendig, dass wir Erwachsenen unseren Lebensrhythmus ändern und an das Baby anpassen, damit sich das Kind gut entwickelt? Auch hierzu möchte ich wieder aus dem Buch von Bernadette Stäbler zitieren: "In vielen ursprünglich lebenden Kulturen, die wir "primitiv" nennen, wurden inzwischen Untersuchungen durchgeführt, deren Ergebnisse eine Umwälzung unserer Ansichten über die herkömmliche Kindererziehung mit sich brachten. Ich möchte eine afrikanische Studie herausgreifen und vereinfacht darstellen: Die erste Gruppe gebar ihre Babys zuhause und ließ diese keinen Moment allein. Geborgen bei der Mutter, wurden sie nach Bedarf gestillt und mussten niemals schreien. Bald ging die Mutter wieder auf das Feld, um die gewohnte Arbeit zu verrichten, das Neugeborene in ein Tragtuch geschlungen. Die Kontrollgruppe bekam ihre Babys im Krankenhaus mit aller medizinischen Hilfe, einschließlich schmerzlindernden Medikamenten. Gleich nach der Geburt wurden Mutter und Kind getrennt, um zu ruhen. Die Babys bekamen Fläschchen und Schnuller, weil dies "das Moderne" war. Daheim schliefen die Kinder in ihrem Bettchen, in ihrem eigens dafür hergerichtetem Zimmer. Allein, ohne Körperkontakt. Alles ging recht zivilisiert zu, nämlich nach einem genauen Zeitplan, denn die Kinder sollten sich früh an ein geordnetes Leben gewöhnen und weder kleine Tyrannen noch nervös werden. Ein Jahr später offenbarte sich das Unerwartete: Die Kinder der ersten Gruppe waren in allem den anderen voraus: Sie waren intelligenter in ihren Verhaltensweisen und auch viel sozialer eingestellt, selbst die körperliche Entwicklung war besser, obwohl sie die ganze Zeit "festgebunden" waren. Ähnliche Ergebnisse ergaben vielseitige Studien in den verschiedensten Kulturkreisen. Wenn wir versuchen, dies mit einer natürlichen, einfühlsamen Intelligenz nachzuvollziehen, wissen wir, warum das Ergebnis so ausfallen musste. Das Baby fühlt sich bei seiner Mutter geborgen. Es muss seine Kräfte nicht für das Weinen verbrauchen. Der mütterliche Körper gibt ihm Wärme. Wenn das Baby sich an seine Mutter schmiegt, fühlt es ein wenig von dem Glück, das es neun Monate lang im Mutterleib haben durfte. Es kennt von daher ja auch schon die Herztöne seiner Mutter, es kennt sogar schon ihre Stimme und nun sieht es endlich ihr Gesicht, ihre Augen und darf an der Brust trinken, wenn es möchte. Das ist das Glück, die mütterliche Liebe, die Impulse gibt für die Intelligenz und das soziale Verhalten. Wenn das Baby sich an die Körperbewegungen der Mutter anpassen muss, während sie ihre alltägliche Arbeit verrichtet, übt es in wundervoller Weise seine Muskeln und den Gleichgewichtssinn." (Aus: Denise Both: „Tragen“) Sie werden sehen, bald werden Sie sich sicherer fühlen! LLLiebe Grüße Biggi

von Biggi Welter am 19.07.2017



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