Hallo liebes Stillberaterteam!
meine Tochter ist nun 10 Tage alt und irgendwie bin ich ganz verunsichert was das stillen betrifft... ich denke ich habe genug Milch, nur wenn ich sie anlege schläft sie relativ schnell ein, oder nuckelt nur vor sich hin dass die Milch auf der anderen Seite vom Mundwinkel wieder ausläuft, wenn ich sie dann weglege fängt sie an zu weinen und verlangt nach mehr und so kommt es dass sie in Härtefällen 3 bis 4 Stunden lang an meiner Brust ist, bin schon voll erledigt... wenn ich die Pausen nachts verlängere trinkt sie zwar gieriger nur gebe ich trotzdem auch die Flasche wird sie nicht satt und ich gebe es ihr danach wieder die Brust ...
Wenn ich ihr die Flasche gebe trinkt sie nach 2 Stunden an der Brust 70 ml auf einen Satz, die letzten drei Mal war ihr eine Flasche nicht mal genug und sie hat um die 100 bis 120 ml getrunken... ich weiß nicht mehr was ich tun soll, auch weiß ich nicht wie oft ich sie anlegen soll, soll ich sie jede Stunde wecken, oder nur stillen wenn sie schreit? Trinkt sie auch genug Milch von der Brust? Soll ich ihr keine Flasche mehr geben? Wie lange soll ich sie pro Sitzung stillen? Es heißt ja immer 15 min pro Brust aber ich habe das Gefühl das reicht nicht...
Gegen einschlafen beim stillen hab ich sie zb schon ohne Kleidung gestillt oder ihre Füße massiert... sie schläft trotzdem ständig ein...
Über ein paar gute Tipps würde ich mich freuen!!!
Danke
von
Susa11nne
am 16.03.2015, 04:04
Antwort auf:
Baby schläft ein beim Stillen
Liebe Susa11nne,
dieses Verhalten entspricht schon fast „lehrbuchmäßig" dem eines wenige Tage oder Wochen alten Babys, das eben nicht zehn bis 15 Minuten an der Brust trinkt und danach zufrieden einschläft (Baby, die sich so verhalten, sind so schwierig zu finden, wie eine Nadel im Heuhaufen).
Babys haben ein über das reine Ernährungssaugen hinausgehendes Saugbedürfnis und diesem „non nutritiven" Saugen kommt eine sehr große Bedeutung zu. Nun werden viele Menschen sagen: „Dafür gibt es ja einen Schnuller". Doch das ist eine sehr zweifelhafte Antwort. Der Schnuller ist eine Brustattrappe und von der Natur ist vorgesehen, dass das non nutritive Saugen an der Brust stattfindet. Wird der Schnuller eingesetzt, kann es nicht nur zu Saugproblemen kommen, er kann auch dazu führen, dass das Kind zu wenig Zeit an der Brust verbringt, so dass die Brust nicht ausreichend stimuliert wird und das Kind nicht die Milch bekommt, die es braucht. Der Gebrauch des Schnullers ist sehr kritisch zu sehen.
Die anderen Nebeneffekte, wie häufiges Aufstehen der Mutter, weil das Kind den Schnuller verliert, sind natürlich auch nicht gerade angenehm.
Die oben erklärten Zusammenhänge machen es Ihnen möglicherweise einfacher, dem Bedürfnis des Kindes entgegenzukommen, zumal es erwiesen ist, dass es sich langfristig auszahlt, diese Bedürfnisse jetzt zu stillen.
So kleine Babys wollen im Schnitt zwischen acht und zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden gestillt werden. Im Schnitt heißt, es gibt Babys die seltener nach der Brust verlangen (eher wenige Babys) und es gibt Babys, die häufiger an die Brust wollen (die Mehrzahl). Nun ist es jedoch nicht so, dass ein Kind zügig zwanzig Minuten trinkt und sich dann nach drei Stunden das nächste Mal rührt, sondern es kommt immer wieder zu Stillepisoden, die so ablaufen: das Kind trinkt eine kurze Weile, hört auf, döst vielleicht sogar weg und beginnt erneut kurz zu trinken usw. Dieses Verhalten heißt Clusterfeeding und ist absolut normal für kleine Babys (und keinesfalls ein Einschlafproblem). Besonders gehäuft treten diese Stillepisoden am Nachmittag und Abend auf, wie überhaupt die Abstände zwischen den Stillzeiten im Verlauf des Tages immer kürzer werden. Dazu kommt, dass in bestimmten Altersstufen Wachstumsschübe zu erwarten sind, in denen die Baby manchmal schier ununterbrochen an die Brust wollen. Ein Wachstumsschub ist mit etwa zwei Wochen zu erwarten.
Stillen funktioniert nach dem Prinzip von Angebot und Nachfrage. Sie haben dann nicht zu wenig Milch, sondern der Bedarf Ihres Babys hat sich vergrößert und die Brust muss darauf erst reagieren. Wird in dieser Situation zugefüttert, wird der Brust kein erhöhter Bedarf signalisiert und die Milchmenge kann sich auch nicht auf den erhöhten Bedarf einstellen. Das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage wird gestört und es kann der Beginn eines unfreiwilligen Abstillens sein.
Ich kann Ihnen nur dringend empfehlen, einmal ein Stillgruppentreffen zu besuchen oder zumindest einmal mit einer Stillberaterin in ihrer Nähe ein direktes Gespräch (auch am Telefon) zu führen. Viele Unsicherheiten lassen sich im direkten Gespräch sehr viel besser ausräumen und der Austausch mit anderen stillenden Müttern kann sehr ermutigend sein und vor allem werden Sie sehen und erleben, dass sich andere Babys genau so verhalten wie Ihr kleines Menschlein.
Sollte Ihr Baby allerdings nicht ausreichend zunehmen, besteht HANDLUNGSBEDARF!
Dann ist dringend angesagt, dass das Saugverhalten des Kindes kontrolliert und gegebenenfalls korrigiert wird. Häufiges Stillen und eventuelles Aufwecken sind zusätzliche Maßnahmen, die in dieser Situation ergriffen werden, um das Gedeihen des Kindes zu sichern.
Falls Sie noch keinen Kontakt zu einer Stillberaterin haben, sollten Sie sich an eine Stillberaterin vor
Ort wenden, die Sie beim Stillen sehen kann und so feststellen kann, ob sein Baby korrekt an der Brust
saugt oder vielleicht ein Saugproblem vorliegt, das behandelt werden müsste.
Wenden Sie sich auch bei einer schlechten Zunahme (unter 150 Gramm pro Woche) schnellstmöglich an eine Stillberaterin in Ihrer Nähe.
Adressen von Stillberaterinnen finden Sie im Internet unter:
http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC).
LLLiebe Grüße
Biggi
von
Biggi Welter
am 16.03.2015