Hallo,
unser Sohn ist fünf Monate alt, Abends bekommt er die Brust - sozusagen als letzte Mahlzeit des Tages. Er schläft beim Trinken jedes Mal ein und nach ein paar Minuten kuscheln bringe ich ihn dann ins Bett. Dort schläft er auch problemlos sieben bis acht Stunden.
Nun bekomme ich von allen Seiten zu hören, dass es sehr problematisch ist, dass er an der Brust einschläft. Er würde sich daran gewöhnen.
Nur leider weiß ich nicht genau, was ich machen soll. Ich könnte ihn höchstens etwas eher ins Bett legen und wenn er wach wird, ihn dann erst stillen und dann wieder ablegen.
Aber irgendwie kommt ja das Gleiche dabei raus.
Ist es denn so schlimm, wenn er mit fünf Monaten beim Stillen einschläft?
Liebe Grüße
Natta
von
NattaP.1984
am 04.09.2014, 14:38
Antwort auf:
Baby schläft abends an der Brust ein
Liebe Natta,
wenn wir uns die Geschichte der Menschheit anschauen, dann wissen wir, dass es sich ein Urmensch und auch heute noch Menschen, die nicht so komfortabel wie wir in einem fest gemauerten Haus in „zivilisierter" Umgebung wohnen, nie leisten konnten und könnten, ihr Kind einfach „wach" irgendwo hinzulegen, damit es alleine schläft. Das Risiko, dann innerhalb von kürzester Zeit den Verlust eines Kindes betrauern zu müssen ist da viel zu groß. Der Punkt ist der, dass Babys und Kleinkinder ganz gleich was alle diesen Bücher und Hochglanzbroschüren sagen nicht dazu gedacht sind, alleine (ein)zuschlafen. Für ein Baby ist es absolut normal, dass es in den Armen und an der Brust der Mutter einschläft. „Emanzipierte" Babys sind in der Evolution noch nicht vorgesehen und da unsere Kinder mit der gleichen genetischen Ausstattung auf die Welt kommen, wie in grauer Vorzeit, funktioniert nicht alles sofort so, wie es in unsere moderne Welt passen würde.
Seit Jahrtausenden und in unzähligen Kulturen ist das Stillen und gemeinsame Schlafen eine bewährte Methode Kinder glücklich, gesund und zufrieden aufwachsen zu lassen. Das Saugen wirkt beruhigend und nicht umsonst wurden im Laufe der Zeit die verschiedensten Brustattrappen (z.B. Schnuller s.o.) erfunden. Von der Natur ist es nicht vorgesehen, dass ein Baby oder Kleinkind allein ist und alleine einschläft. Nur passt dieses „natürliche" Verhalten des Babys nicht in unsere derzeitige Zeitströmung und damit haben wir ein (von uns selbst produziertes) Problem: Babys wissen nicht, was zur Zeit „Mode" ist und benehmen sich so, wie sie es seit Anbeginn der Menschheit getan haben.
Alleine sein bedeutet für ein Baby oder Kleinkind aus seiner Sicht Lebensgefahr. Sie wissen nicht, dass es heute und in unserer Gesellschaft unwahrscheinlich ist, dass sie von einem wilden Tier gefressen werden, wenn sie alleine sind. Wir können einfach nicht erwarten, dass unsere Babys „begreifen" dass ihnen doch alleine nichts passieren kann und wir können sie auch nicht dazu bringen, dass sie in diesem jungen Alter ein Gefühl dafür entwickeln, dass es doch „nur fünf Minuten" oder welche Zeitspanne auch immer ist, die sie warten müssen bis wieder jemand kommt.
Es gibt keinen Grund, dass Sie etwas daran ändern müssen, dass Sie Ihr Baby bei sich im Bett haben und nach Bedarf stillen und auch in den Schlaf stillen, es sei denn SIE persönlich stört etwas daran. Auch die immer wieder geäußerten Argumente, das Baby würde auf diese Weise verwöhnt oder es würde so nie lernen alleine einzuschlafen bzw. nie wieder aus dem Elternbett ausziehen, sind nicht stichhaltig. Babys in diesem Alter können noch nicht verwöhnt werden und Kinder, die sich den Platz im Elternbett nicht erkämpfen oder ertrotzen mussten, ziehen von selbst aus dem Elternbett aus, sobald sie reif genug dafür sind. Im Gegensatz dazu wollen viele Kinder, die als Babys alleine schlafen mussten noch lange ins Elternbett, weil ihr Bedürfnis (noch) nicht gestillt wurde. Sobald ein Baby die nötige Reife hat, lernt es alleine (ein)zuschlafen und wird auch längere Schlafphasen haben.
Ich möchte Ihnen zu diesem Thema das Buch „Schlafen und Wachen ein Elternbuch für Kindernächte“ von Dr. William Sears empfehlen. Dr. Sears (Professor für Kinderheilkunde) hat zusammen mit seiner Frau Martha einige Bücher zum Thema Schlaf und Kindererziehung geschrieben, in die nicht nur sein Wissen als Kinderarzt sondern auch die reichhaltige eigene Erfahrung als achtfache Eltern eingeflossen sind. In „Schlafen und Wachen“ beschreibt er nicht nur, warum Kinder so schlafen, wie sie es nun einmal tun und wo sie am besten schlafen, er gibt auch Tipps wie Eltern und Kinder zu ruhigeren Nächten kommen können. Das Buch ist im Buchhandel, bei der La Leche Liga und bei jeder LLL Stillberaterin erhältlich.
Lassen Sie sich nicht verunsichern, so lange es für SIE passt, besteht kein Grund zur Sorge.
LLLiebe Grüße
Biggi
von
Biggi Welter
am 04.09.2014
Antwort auf:
Baby schläft abends an der Brust ein
Vielen lieben Dank. Dann bin ich beruhigt. Mich persönlich stört überhaupt nichts daran. Ich finde es im Gegenteil eher schön, dass wir abends zusammen kuscheln und er so geborgen einschlafen kann.
Ich hatte nur etwas Sorgen, dass ich etwas falsch mache, da alle sagen, er muss es nun "lernen" ohne Brust einzuschlafen. Aber nun weiß ich, dass ich alles richtig machen.
Vielen Dank auch für den Buchtipp.
Liebe Grüße
Natta
von
NattaP.1984
am 04.09.2014, 16:07