Hallo!
Mein Sohn ist 6 Wochen alt.
Kurz gesagt gedeiht er nicht so gut, im Schnitt 20 g Gewichtszunahme in 3 Tagen. Nur durchs Zufüttern konnten wir sein Gewicht steigern.
Nun ist mein Milchspendereflex sehr stark. Der Plan ist der, dass ich die Vormilch ausstreichen, damit mein Sohn die "Suppe" überspringt und direkt mit der fetthaltigen Milch startet.
Nun frage ich mich nach wievielten ml die Hintermilch überhaupt kommt.
Haben Sie sonst noch irgendwelche Tipps, wie mein Sohn mehr Hintermilch bekommt ?
Ich finde es ziemlich widersinnig, trotz ausreichend Milch Zufüttern zu müssen, geschweigedenn abzustillen. Zuletzt haben wir 400-500 ml zugefüttert. Jetzt habe ich auf 70 ml reduziert. Das ist bei uns ein Auf und Ab. Nur beobachte ich, dass am dritten Tag nachdem wir die Ersatzmilch stark reduzieren, mein Sohn stündlich (!!!) trinken will, kaum schläft, viel weint und ich das Gefühl habe, er hat ständig Hunger. Das kann ja auch nicht jedes Mal ein Wachstumsschub oder die heißen Temperaturen sein, wäre ja großer Zufall.
Wie kann es überhaupt sein, dass mein Sohn nicht zunimmt von Muttermilch?
Vielen Dank
luna
von
luna0701
am 21.08.2015, 21:35
Antwort auf:
Baby gedeiht schlecht trotz ausreichend Milch
Liebe luna,
ch könnte mir vorstellen, dass dir der Besuch einer Stillgruppe gut tun könnte, denn dort findest du Frauen, die ganz ähnliche Fragen haben wie du, oder schon Antworten darauf gefunden haben.
Eine Stillberaterin in deiner Nähe findest Du im Internet unter http://wwwlalecheliga.de (La Leche Liga), http://www.afs stillen.de (Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl stillen.de (Still und Laktationsberaterinnen IBCLC).
Zu deinen Fragen: Wer hat denn den Plan mit dir geschmiedet, dass dein Sohnemann erst die Hintermilch bekommen sollte? Es ist mittlerweile gar nicht mehr so klar, ob diese Trennung wirklich so eindeutig gemacht werden kann.
Bei einem starken Milchspendereflex ist es oft hilfreich, erst einmal kurz zu warten, bis der Reflex sich abschwächt, damit das Baby sich nicht ständig verschluckt. Da ist das Warten also ok.
Du kannst ja mal die Milch dabei auffangen und ein paar Stunden stehen lassen, dann siehst du ja auch, wie viel Rahm sich oben absetzt. Wenn du die Milch dabei kühlst, kannst du diesen Rahm mit einem Löffelchen abschöpfen und deinem Sohnemann geben - das ist eine Kalorienbombe die sein Zunehmen auf jeden Fall fördern wird. Dieses Muttermilchsahne-Füttern ist im übrigen immer dann sehr förderlich, wenn die Kleinen nicht genug zunehmen, also kannst du es ruhig ein paar Tage lang machen, so oft du nebenbei Milch gewinnen kannst.
Wie ist denn seine Gewichtsentwicklung insgesamt? 20 Gramm in drei Tagen ist tatsächlich sehr wenig, aber wie war es in den Wochen davor? Vielleicht hat er ja bis dahin gut zugenommen und macht nur jetzt eine Pause? Oder ist die Gewichtszunahme schon immer so problematisch gewesen?
Wenn ein Kind trotz häufigem Stillen nicht genug zunimmt, dann sollte auf jeden Fall der Arzt befragt werden und im Idealfall eine Stillberaterin hinzugezogen werden. Vielleicht stimmt die Trinktechnik nicht und dein Sohn bekommt gar nicht so viel Milch, wie du selbst aus der Brust entnehmen kannst?
Vielleicht kann euch die Bruskompression helfen (siehe unten). Sie ermöglicht es, dass ein Kind in der gleichen Trinkzeit deutlich mehr Milch abbekommt. Ob das bei euch mit dem starken Milchspendereflex kollidiert bleibt auszuprobieren, vielleicht hilft es ja doch...
Lieben Gruß,
Kristina
Brustkompression
"Der Zweck der Brustkompression ist den Muttermilchfluss zum Baby weiter zu erhalten, auch wenn das Baby selber nicht mehr so produktiv trinkt ("weit geöffneter Mund Pause dann Schliessen des Mundes"). Auf diese Weise wird das Baby länger weiter trinken. Die Brustkompression simuliert einen Milchspendereflex ("Letdown reflex") und oft stimuliert sie sogar tatsächlich das Auftreten eines natürlichen Milchspendereflexes. Diese Technik kann bei schlechter Gewichtszunahme eines Babys hilfreich sein.
Die Brustkompression setzt den Milchfluss fort, wenn das Baby nicht mehr richtig von der Brust trinkt, sondern nur noch daran nuckelt, und bewirkt beim Baby folgendes:
1. Es bekommt mehr Muttermilch.
2. Es bekommt mehr fettreiche Milch (Hintermilch).
Die Brustkompression Wie funktioniert sie?
1. Halten Sie das Baby mit einem Arm/einer Hand.
2. Halten Sie die Brust mit der anderen Hand, den Daumen auf der einen Seite der Brust (am einfachsten ist es, wenn der Daumen auf der oberen Seite der Brust positioniert ist), die anderen Finger auf der anderen, unteren Seite (C Griff). Alle Finger sollten ziemlich weit weg von der Brustwarze sein.
3. Schauen Sie wie das Baby trinkt (zu Ihrem Verständnis können Sie folgenden Video anschauen unter: www.thebirthden.com/Newman.html). Machen Sie sich keinen Stress, sie brauchen nicht jeden Schluck zu erwischen. Das Baby bekommt eine nahrhafte Menge Muttermilch, wenn es mit der Technik "Weit geöffneter Mund Pause dann Schließen des Mundes" trinkt.
4. Wenn das Baby nur noch an der Brust nuckelt und nicht mehr richtig mit der oben beschriebenen Technik trinkt, dann ist es Zeit, die Brustkompression einzusetzen. Rollen Sie nicht ihre Finger über die Brust zum Kind, sondern drücken sie nur. Aber nicht so sehr, dass es schmerzt und versuchen Sie, die Form des Brustwarzenhofes nicht zu verändern. Mit der Kompression sollte das Baby wieder anfangen effektiv zu saugen und schlucken, d.h. mit dem Typus "Weit geöffneter Mund Pause dann Schließen des Mundes". Benutzen Sie die Brustkompression nur dann, wenn das Kind nuckelt, nicht aber wenn es richtig trinkt!
5. Belassen Sie den Druck so lange, bis das Baby auch mit der Kompression nicht mehr richtig trinkt, dann lösen sie den Druck. Oft hört das Baby ganz auf zu saugen wenn der Druck wegfällt, aber es wird bald wieder damit anfangen, nämlich sobald die Milch wieder fließt. Falls das Baby nicht aufhört zu nuckeln warten Sie einen kurze Zeit, bevor Sie wieder mit der Brustkompression beginnen.
6. Die Gründe, wieso Sie den Druck lösen sollen sind einerseits, dass Sie Ihre Hand etwas ausruhen können und anderseits, damit die Muttermilch wieder zum Kind fließen kann. Das Baby wird, falls es aufgehört hat zu saugen als Sie die Kompression gelöst haben, nun wieder damit beginnen, wenn es die Milch wieder schmeckt.
7. Wenn das Baby wieder zu saugen beginnt kann es sein, dass es effektiv trinkt mit dem Typus "Weit geöffneter Mund Pause dann Schließen des Mundes". Falls dies nicht der Fall ist, d.h. das Kind nur nuckelt, benutzen Sie wieder die Brustkompression wie oben erklärt.
8. Fahren Sie so an der ersten Brust fort bis das Baby auch trotz der Kompression nicht mehr trinkt. Sie sollten dem Baby erlauben, noch eine kurze Weile länger an dieser Seite zu bleiben, da Sie manchmal einen erneuten "Let down" Reflex (Milchspendereflex) bekommen können. Das Baby würde dann von selber wieder zu trinken beginnen. Falls es jedoch nicht mehr trinkt, erlauben Sie ihm sich selbst von der Brust zu lösen oder nehmen sie es von der Brust.
9. Falls das Baby mehr möchte, offerieren Sie ihm die andere Seite und wiederholen den Prozess."
(Quelle: Handout Nr. 15. Breast Compression. Revised Januar 2005 Verfasst von Dr. Jack Newman, MD, FRCPC. ©2005; www.BreastfeedingOnLine.com; Übersetzung von: Anke Käppeli Tinnes, IBCLC in Ausbildung, Zollikerberg, April 2006)
von
Kristina Wrede
am 21.08.2015