Frage: Baby dockt ständig ab

Hallo liebe Stillberaterinnen, vielleicht könnt ihr mir mal wieder weiterhelfen. Meine kleine Tochter ist jetzt 3 Wochen alt und das Stillen hat von Anfang sehr gut geklappt. Allerdings bin ich etwas verunsichert was eine bestimmte Verhaltensweise von ihr angeht: Manchmal dockt sie beim Stillen immer wieder ab, lässt den Mund aber offen und signalisiert meiner Meinung nach, dass sie wieder an die Brust möchte, nimmt den Kopf aber gleichzeitig nach hinten, also weg von der Brust und schüttelt ihn auch teils recht hektisch hin und her. Ich 'drücke' ihr die Brustwarze dann immer wieder in den Mund zurück und dann dockt sie auch wieder an. Sollte ich das so machen? Ich will sie ja nicht zwingen zu trinken. Aber wenn sie nicht wieder an die Brust geht, dann meckert sie. Ich lege sie immer an wenn ich denke, sie könnte Hunger haben, was meist so alle 2-2,5 Stunden ist. Sie wird dann unruhig und dockt auch immer sofort an. Wenn sie dann wieder wie oben beschrieben abdockt ist der Milchspendereflex eigentlich schon immer vorbei bzw. zumindest schießt die Milch nicht mehr so stark raus. Daran liegt es also denk ich nicht. Sie macht es auch in verschiedenen Stillpositionen. Sie hat inzwischen wahrscheinlich ihr Geburtsgewicht um 1kg überschritten, vielleicht etwas mehr. Kann es sein, dass sie manchmal einfach noch nicht wirklich trinken mag? Woran merke ich denn, dass ein Baby NICHT an die Brust möchte? Sie ist bisher ein sehr zufriedenes Baby, weint ganz selten. Einen Schnuller oder die Flasche bekommt sie nicht. Und noch eine Frage: Nachts 'arbeitet' sie oft recht laut. Sie stöhnt dann und strampelt auch dabei. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob sie dann verdaut, oder ob das vielleicht ihre Art ist, den Tag zu verarbeiten. Soll ich sie lassen, solange sie nicht weint? Sie braucht im Moment extrem lange bis sie abends eingeschlafen ist, dabei zappelt sie auch teilweise rum, auch an der Brust. Ich weiß dann immer nicht, ob ich sie dann lieber von der Brust wegnehmen und ihr den Finger zum Nuckeln geben soll, dann wird sie nämlich meist ruhiger. Man soll ja nicht zu viel Verschiedenes ausprobieren, um keine Unruhe aufkommen zu lassen. Vielen lieben Dank für eure Mühe und ganz liebe Grüße! beissbaby

von beissbaby am 26.04.2017, 08:53



Antwort auf: Baby dockt ständig ab

Liebe beissbaby, Du kannst es ja einfach mal ausprobieren, nur den Finger anzubieten, wenn dein Kind sehr unruhig ist an der Brust. Babys in diesem Alter haben oft eine geradezu „klassische“ Unruhephase am Abend. Nicht immer ist Stillen dann die Lösung. Diese unruhige Zeit ist so verbreitet, dass es im englischen Sprachraum sogar einen Ausdruck dafür gibt: Omastunde , d.h. dass jetzt eine liebevolle Großmutter gebraucht wird, die nichts Dringenderes vorhat, als das Baby zu wiegen und im Arm zu halten, bis seine Unruhe vorbei ist. Leider ist so eine Großmutter nicht immer verfügbar und der Vater des Babys ist auch nicht unbedingt zu diesen Zeiten zuhause. Doch es kann für dich und das Baby eine große Erleichterung bedeuten, wenn jemand anderes dann einspringt. Der Wechsel in andere liebevolle Arme und eine andere liebevolle Stimme bewirken oft, dass sich ein aufgebrachtes Baby beruhigt. Vielleicht kannst Du dann in Ruhe unter die Dusche gehen, einen kleinen Spaziergang an der frischen Luft machen oder sonst etwas für dich tun. So schwer es auch fällt, es ist wichtig, in dieser Situation nicht in Hektik und Aufregung zu verfallen. Je mehr Du versuchst um das Kind zu beruhigen und je hektischer Du wirst, umso aufgedrehter kann auch das Baby werden und dann ist man schnell in einem Kreislauf, der nur mehr schwer zu durchbrechen ist. Weniger ist hier oft mehr. Der Punkt ist, dass der Fokus vom Kind genommen wird, dass sich nicht mehr alle Anspannung auf das Kind konzentriert und es so die Gelegenheit bekommt, sich wieder zu entspannen und zu beruhigen. Der Teufelskreis der Anspannung, die sich auch bei den Eltern aufbaut und so das Kind immer unruhiger werden lässt, muss durchbrochen werden. Das kann manchmal auch dadurch erfolgen, dass das Baby auf eine Decke gelegt wird und die Mutter oder der Vater es durch unaufgeregtes, leises Sprechen und sanftes Streicheln beruhigt. Manche Eltern setzen sich in dieser Situation sogar mit ihrem Kind ins Auto und fahren ein paar Kilometer :-). Wenn Du das Gefühl hast, dass dein Kind saugen möchte, aber keine Milch mehr mag, kannst Du entweder über einen längeren Zeitraum immer die gleiche Brust anbieten (aus der die Milch dann nicht so stark fließen wird) oder aber Du bietest ihm weiterhin einen Finger (das muss nicht unbedingt dein Finger sein, Väter haben auch Finger und können Babys tragen) zum Saugen an. Solltest Du Zeit zum Lesen haben, so möchte ich dir das Buch „Das 24-Stunden-Baby“ von Dr. William Sears empfehlen. Dr. Sears gibt viele Anregungen wie Eltern mit ihrem besonders anstrengenden Baby (er nennt sie Babys mit erhöhten Bedürfnissen ) umgehen können. Das Buch ist im Buchhandel und bei jeder LLL-Stillberaterin erhältlich . LLLiebe Grüße Biggi

von Biggi Welter am 26.04.2017